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Der Purpurkaiser

Titel: Der Purpurkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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nur ansatzweise. Das Steuergerät funktionierte nicht. Es würde nie funktionieren ohne diesen Bio-…
    Hinter ihm, aus Richtung des Schuppens, kam ein elektrisches Brummen. Der Ton war zunächst so tief, dass Henry ihn eher mit den Fußsohlen spürte, als mit den Ohren wahrnahm. Aber dann wurde der Ton höher und begann auf und ab zu schwellen wie die Sirene eines Notarztwagens. Die Lautstärke stieg auf ein schmerzhaftes Niveau. Etwas Derartiges war bei der Portalbedienung, die Mr Fogarty gebaut hatte, nicht passiert. Irgendetwas stimmte da nicht. Irgendetwas stimmte da ganz und gar nicht.
    Auf einmal verstummte die Sirene. Ein Knall ertönte und keine zwei Meter von Henry entfernt öffnete sich ein Portal. Henry starrte es verdattert an. Er hatte es geschafft! Er hatte eine funktionierende Portalbedienung gebaut! Und das Portal führte direkt in den Purpurpalast – er erkannte die Flure sofort. Hey, besser ging’s doch gar nicht!
    Er erstarrte. Ein leises Brutzeln ertönte wie beim Braten von Speck. Ein dünner Rauchfaden ringelte sich aus seinem improvisierten Steuergerät empor. Funken begannen durch das Kabelgewirr zu zischen.
    Das Portal flackerte.
    Einen Moment lang wollten ihm seine Beine nicht gehorchen. Ihm war hundertprozentig klar, dass das Flackern nichts anderes bedeuten konnte, als dass das Portal sich gerade wieder schloss, aber seine Beine gehorchten ihm einfach nicht, kein bisschen. Dann durchbrach er die Starre und warf sich nach vorn.
    Das Portal fiel in sich zusammen – eine Sekunde, nachdem er hindurchgesprungen war. Aber das spielte keine Rolle. Er hatte es geschafft. Er befand sich im Purpurpalast.
    Doch irgendetwas stimmte ganz und gar nicht.
     

Zweiundzwanzig
     
    A m Eingang zum Thronsaal blieb Hamearis stehen. Der alte Purpurkaiser hätte sie nie hier empfangen – ernsthafte Unterredungen mit ernst zu nehmenden Feinden führte man hinter verschlossenen Türen. Aber Hamearis war nicht einmal ansatzweise überrascht. Der designierte Purpurkaiser war jung und unerfahren. Für ihn war eine offizielle Audienz vermutlich der einzig angemessene Rahmen für das Gespräch mit einem bedeutenden Herzog. Außerdem ahnte er sicher noch nicht, in welchen Schwierigkeiten er steckte.
    Es war Jahre her, dass Hamearis diesen Saal betreten hatte. Damals war er für ein Bankett hergerichtet gewesen und es hatte darin von aufgeplusterten Adeligen nur so gewimmelt. Diesmal war er fast leer und überraschend düster. Anscheinend funktionierten die Glühkugeln nicht: Zwei verschlafene Diener stellten überall brennende Kerzen auf. Die flackernden Flammen warfen unheimliche Schatten, was angesichts der Neuigkeiten, die Hamearis brachte, wahrscheinlich gar nicht so schlecht war.
    Er ließ den Blick ebenso beiläufig wie herablassend über den Säulenwald und die akustischen Galerien darüber schweifen. Diese bizarren Konstruktionen trugen jedes Flüstern durch den großen Saal und auf die Flure hinaus. Was ebenfalls nicht schlecht war. Wenn die Dienerschaft alles mitbekam, würde die Nachricht sich wie ein Lauffeuer verbreiten – und eine angemessene Panik auslösen.
    Am anderen Ende des Saals saßen Kronprinz Pyrgus und seine Schwester, die Kaiserliche Prinzessin, auf zwei gewaltigen erhöhten Thronen. Sie wollten Eindruck schinden, keine Frage, aber sie sahen aus wie verängstigte Kinder. Sie hatten beide etwas von ihrem Vater, Pyrgus sogar noch mehr als seine Schwester. Man sagte, er sei ein Draufgänger wie so viele Jungen in seinem Alter, aber er wirkte intelligent, und in ein paar Jahren hätte er sicher einen passablen Kaiser abgegeben. Fast schade, dass ihm diese Chance verwehrt bleiben würde.
    Hamearis setzte sich in Bewegung. Sein Begleiter in dem Kapuzenmantel folgte ihm wie ein Gespenst.
     
    Blue beobachtete aufmerksam, wie Hamearis den Gang auf sie zugeschritten kam. Er ging langsam, fast provozierend langsam, als befände er sich auf einem Abendspaziergang. Aber das war sicherlich Absicht. Soweit sie wusste, war Hamearis Lucina ein Meister der Diplomatie und der Manipulation. Diese Fertigkeiten machten ihn in mancherlei Hinsicht sogar noch gefährlicher als Lord Hairstreak. Blue kannte ihn aus der Zeitung und von zahlreichen Scheinwand-Nachrichten, aber die Wirklichkeit stellte alle Bilder in den Schatten. Er war durchtrainiert wie ein Krieger und doch hatten seine Züge etwas trügerisch Sensibles. Er sah gut aus, wie ein Held, was zweifelsohne zu seiner großen Beliebtheit im

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