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Der Purpurkaiser

Titel: Der Purpurkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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ebenfalls.
    Hairstreak kniff die Augen zusammen. »Keine weise Zukunftsentscheidung, deinen Halbbruder und deine Halbschwester am Leben zu lassen«, sagte er entschieden. »Aber überlass das ruhig mir. Nur merk dir eines, Comma. Wenn du auch nur noch ein einziges Mal einen meiner Befehle abänderst, werde ich dafür sorgen, dass du es bitter bereust. Du scheinst vergessen zu haben, dass dein Vater mir komplette Handlungsvollmacht gegeben hat.«
    Das machte Eindruck auf Comma, aber einen anderen, als Hairstreak angestrebt hatte. Der Junge fuhr herum und seine Augen blitzten. »Das Ding, das du meinen Vater nennst, ist eine leere Hülle, die nur wegen deiner Schwarzen Magie noch herumläuft! Denkst du, ich bin doof? Dann hast du dich geschnitten, lieber Onkel!«
    Hairstreak wandte sich ab und stapfte aus dem Thronsaal. Er hatte keine Zeit zu verlieren, was die Verfolgung von Pyrgus und Blue anging.
    Um Comma konnte er sich später kümmern.
     

Vierunddreissig
     
    H enry schossen zwei Sachen zugleich durch den Kopf. Zum einen kannte er diesen Raum. Er war hier schon mal gewesen – es war Blues Schlafzimmer im Palast. Zum anderen dachte er Aaaaaah! Er hatte Angst vor Spinnen, selbst wenn sie nicht mal daumengroß waren. Diese Spinne ging ihm bis über den Kopf.
    Er kannte sie. Es war das Viech, das Blue in ihrer Schmuckschatulle aufbewahrte, als eine Art Haustier. Haustier oder nicht; so klein, wie er gerade war, konnte sie ihn leicht fressen.
    Andererseits konnte er fliegen – sie nicht.
    Henry wollte sich über den Rand des Frisiertisches werfen und stellte fest, dass er keinen Finger rühren konnte.
    Es war das entsetzlichste Gefühl, das er in seinem ganzen Leben je empfunden hatte. Es war, als hätte ihm etwas feinen Draht oder Fasern um das Bewusstsein geschlungen, ihn so fest verschnürt, dass er kaum noch denken konnte. Sein gesamter Körper fühlte sich kalt und leblos an wie totes Fleisch. Henry stand starr am Rand des Frisiertisches und sah angsterfüllt zu, wie die Spinne näher kam.
    Ihre Augen waren riesige, glatte Eiformen, schwarz wie die Tiefen des Weltalls, feucht und von erschreckender Klugheit. Sie starrten Henry emotionslos an.
    Das Wesen bewegte sich mit großer Vorsicht, hob die Beine hoch an, setzte die Schritte vorsichtig, als tastete es die stark gemaserte Holzoberfläche ab. Bei jedem Kontakt gab es ein leises, sanftes Klicken, und Henry sah zum ersten Mal, dass Spinnen Klauen hatten.
    Es gab einen Zeitsprung wie bei den fehlenden Bildern in einem alten Stummfilm, und auf einmal war die Spinne keinen Schritt mehr von ihm entfernt. Der Gestank war überwältigend – fremdartig und scharf. Henry konnte ein ganz leises Zischen und Prasseln hören wie von brutzelndem Speck.
    Die Spinne streckte ein Vorderbein aus, ganz vorsichtig. Henry kämpfte gegen seine Starre an wie ein Berserker, aber er konnte sich nicht bewegen. Die Klaue am Ende des Beins war von einem büscheligen gelben Fellkranz umgeben. Sie war geschwungen wie ein Säbel, aber kaum länger als ein Dolch und vom selben Schwarz wie die Augen. Die Oberfläche schimmerte wie Horn. Sie bewegte sich ganz langsam auf Henrys Auge zu.
    Auf einmal schlug die Spinne nach ihm.
    Die Klaue traf nicht sein Auge, sondern schlitzte ihm die Wange auf bis auf den Knochen. Seltsamerweise tat es nicht weh, aber das Blut spritzte wie aus einem Springbrunnen, tropfte auf beide Augen und blendete ihn. Im selben Moment fiel er aus seiner Erstarrung. Henry warf sich instinktiv zurück, trat ins Leere und fiel. Im Sturz rieb er sich verzweifelt die Augen. Langsam konnte er wieder etwas sehen, durch einen rötlichen, brennenden Schleier, der sich lichtete, als er kräftig blinzelte. Henry fiel und fiel, der Fußboden schoss ihm entgegen.
    Dann fielen ihm seine Flügel wieder ein und er flog.
    Sein Herz trommelte, er zitterte am ganzen Leib und konnte keinen klaren Gedanken fassen. Klebrige Wärme sickerte seine Wange hinab, die jetzt doch anfing, wehzutun – ein tiefer, heißer Schmerz, der sich über sein ganzes Gesicht ausbreitete. Aber die Flügel trugen ihn, hielten ihn, als wären sie eigenständige Lebewesen. Sanft und sicher stieg er empor, bis er hoch über dem Frisiertisch und diesem Alptraumwesen schwebte, außer Gefahr, und wieder zu Atem kommen konnte, sich wieder beruhigen konnte.
    Die Spinne trank sein Blut.
    Henry flatterte ein Stück näher, um ganz sicherzugehen, aber da war kein Irrtum möglich. Irgendetwas begann an den Rändern seines

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