Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None
verwundbar gemacht, nicht wahr?«
»Sie meinen seine Frau?«
»Blasses kleines Ding, hat immer irgendwie kränklich gewirkt. Hat mich nicht überrascht, als sie übern Jordan gegangen ist.«
»Sie wollen sagen, dass Arrowood etwas mit dem Tod von Popovs Frau zu tun hatte?«
»Na, so weit würde ich nicht gehen«, antwortete Bernard ausweichend, und Gemma war versucht, ihn mit seiner schmierigen Krawatte zu erwürgen. »Irgendeine Krankheit eben. Ich glaube, es hieß, dass sie es mit dem Herzen hatte. Aber ich habe das arme Ding nicht persönlich gekannt, und ich habe auch nicht gerade Ottos Vertrauen genossen.«
Gemma funkelte ihn wütend an. »Ich glaube Ihnen nicht, Bernard, und ich kaufe Ihnen niemals ab, dass Sie nicht wissen, was Popovs Frau zugestoßen ist. Warum sagen Sie es mir nicht?«
Bernard legte einen Finger an die Nase, und für einen Moment sah er aus wie ein verschrumpelter Nikolaus. »Gott hat mich nicht übergangen, als er das Hirn ausgeteilt hat, Schätzchen. Eine nette Unterhaltung ist eine Sache, und schlichte Blödheit ist eine andere – und ich denke, ich kenne den Unterschied.«
Da er noch ein paar Dinge im neuen Haus zu erledigen hatte, beschloss Kincaid, in Notting Hill zu bleiben und sich in der Polizeikantine ein Sandwich zu genehmigen. Als er sich hinsetzte, entdeckte er Sergeant Franks an einem der Nachbartische. Mit einem viel sagenden Blick, der an ein höhnisches Grinsen grenzte, nickte der Mann ihm zu, bevor er aufstand und hinausging.
Sein Verhalten machte überdeutlich, dass Franks über Kincaids persönliche Beziehung mit Gemma Bescheid wusste, was Kincaid wiederum rätseln ließ, ob hinter Franks’ Beschwerde mehr steckte, als sie ihm verraten hatte. Aber wenn das der Fall war, warum hatte sie es ihm dann verschwiegen?
Er überlegte kurz, ob er mit Superintendent Lamb reden sollte; sie kannten sich noch von der Polizeischule her. Doch er fürchtete, dass seine Einmischung Gemmas Lage langfristig noch schwieriger machen könnte – ganz zu schweigen davon, dass sie ihn umbringen würde, wenn sie dahinter käme.
Er kam sich frustrierend hilflos vor, nicht zuletzt wegen seiner Unfähigkeit, Gemmas Stimmungsschwankungen nachzuvollziehen. Da war zum Beispiel die Sache mit Doug Cullens Einladung zum Essen. Nachdem Kincaid angerufen hatte, um abzusagen, hatte sie beschlossen, dass sie doch hingehen wollte, und so hatte er wieder anrufen müssen, um die Einladung anzunehmen.
Wenn er ihre Logik in dieser oder irgendeiner anderen Frage schon nicht verstehen konnte, wie konnte er dann ahnen, was ihr helfen würde, mit ihrer Situation fertig zu werden? Manchmal dachte er, es wäre einfacher, sich durch ein Minenfeld zu bewegen. Dann blickte er auf und sah sie in der Tür stehen, und da wusste er, dass sie es einfach wert war.
Sie lächelte ihn an und kam auf seinen Tisch zu.
»Setz dich«, sagte er. »Ich habe dir ein Krabbensandwich mit Mayonnaise geholt, falls du noch nichts gegessen hast.«
Gemma verzog das Gesicht. »Ich stehe nicht mehr so auf Krabben mit Mayonnaise.«
»Ich dachte, das wäre dein Lieblingssandwich?«
»Das war letzte Woche. Aber ich werde es schon runterkriegen, danke.« Sie öffnete den Plastikbehälter und begann an einer Ecke des Sandwichs zu knabbern.
»Wie ich sehe, hast du deine unheimliche Begegnung unbeschadet überstanden.«
»Ich fand ihn gar nicht so schlimm, ehrlich gesagt. Allerdings hätte ich ihn am liebsten mitsamt seinen Klamotten in die Reinigung geschickt.« Während sie das Sandwich verzehrte und dann und wann an Kincaids kaltem Tee nippte, erzählte sie ihm Bernards Geschichte.
»Klingt, als hätten wir langsam genug beisammen für ein lohnendes Gespräch mit Otto Popov«, bemerkte Kincaid, nachdem sie geendet hatte.
»Und Karl Arrowood?«
»Zuerst Popov. Je mehr Puzzleteile wir zusammenfügen können, bevor wir uns Arrowood vornehmen, desto besser. Die Russenmafia?« Er hob skeptisch die Augenbrauen.
»Ich nehme an, dass Bernard darauf angespielt hat, der gerissene alte Teufel. Und das würde auch erklären, warum alle eine solche Heidenangst vor Arrowood haben.«
Sie fanden Otto Popov damit beschäftigt, die Tische abzuwischen, nachdem die letzten Mittagsgäste gegangen waren. Als er Gemma sah, lächelte er, doch ihr fiel auf, dass sein Gesicht einen argwöhnischen Ausdruck annahm, als sie ihm Kincaid vorstellte.
»Mr. Popov, das ist Superintendent Kincaid von Scotland Yard. Er arbeitet in diesem Fall mit mir
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