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Der rauchblaue Fluss (German Edition)

Der rauchblaue Fluss (German Edition)

Titel: Der rauchblaue Fluss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amitav Ghosh
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erinnern, dass sie in Kürze mit einer Stellungnahme unsererseits im Consoo House zurückerwartet werden.«
    »Nun, Mr. Wetmore«, sagte Dent lächelnd, »dann müssen Sie sie ins Consoo House begleiten – Sie und natürlich Mr. King, der sich ja bei den Mandarinen so großer Beliebtheit erfreut. Ich gehe nicht davon aus, dass es Ihnen auch nur die geringsten Schwierigkeit bereiten wird, ihnen zu erklären, dass wir einige Tage Zeit benötigen, um uns mit den Forderungen des Kommissars zu befassen. Das ist ein in jeder Hinsicht ausgesprochen vernünftiger Vorschlag.«

Fünfzehntes Kapitel
    Markwick’s, 20. März 1839
    Meine liebste Paggli,
    Du erinnerst Dich, dass ich sagte, ich würde in vier Wochen wieder schreiben? Nun, es hat etwas länger gedauert, aber was ich Dir heute zu sagen habe, wird Dich für alles entschädigen, das verspreche ich Dir! Und denk nicht, ich hätte Dich in der Zwischenzeit aus meinen Gedanken verbannt. Ich studiere Deine Briefe mit Feuereifer und bin fasziniert von dem, was auf der Redruth so passiert, ganz besonders davon, dass Du auf Hongkong ein vielversprechendes Gelände ausfindig gemacht hast und Mr. Penrose beschlossen hat, einen Teil seiner Sammlung dorthin zu verlegen. Wenn Deine Insel so gut bewässert ist, wie Du sagst, dann ist es mehr als sinnvoll, Deinen armen Pflanzen einen Urlaub von ihrem Leben an Bord der Redruth zu gönnen. Pflanzen sind schließlich nicht dafür vorgesehen, auf Schiffen zu wachsen, nicht wahr, liebe Paggli, und es wäre grausam, ihnen ihr natürliches Element vorzuenthalten, wenn es in unmittelbarer Nähe liegt. Ich wüsste nicht, warum Mr. Penrose nicht erwägen sollte, eine kleine Gärtnerei auf der Insel anzulegen. Ich habe mit Baburao darüber gesprochen, und er meint, er könnte möglicherweise dafür sorgen, dass Mr. Penrose ein geeignetes Stück Land zur Nutzung überlassen wird.
    Stell Dir nur vor, meine liebe Principessa Pagliogne, wie aufregend es wäre, wenn es am Rande dieses weiten Kontinents eine Filiale der Penrose-Gärtnerei gäbe! Alle möglichen Pflanzen könnte man dann zwischen Cornwall und China hin- und herschicken, nicht wahr? Meines Erachtens könnte das ein ausnehmend lukratives Geschäft werden – und wenn dieser Fall eintritt, dann wirst Du Dich Deinem armen Robin hoffentlich dankbar dafür erweisen, dass er Dich auf die Idee gebracht hat!
    Aber genug von alldem – Du wartest bestimmt schon ungeduldig auf das, was ich Dir aus Kanton zu berichten habe – und es freut mich ganz außerordentlich, Dir sagen zu können, dass ich in all den Wochen nicht untätig gewesen bin. Der Hauptgrund für mein Schweigen war tatsächlich, dass ich kaum eine freie Minute hatte. Als ich Mr. Chans Auftrag annahm, wusste ich, dass er genau zu dem Zeitpunkt zurückkommen würde, den er mir genannt hatte, und ich war fest entschlossen, Adelies Porträt bis dahin fertiggestellt zu haben. Doch eben da lag der Hund begraben, denn wie sich herausstellte, war es ein anspruchsvolleres Unterfangen, als ich gedacht hatte. Nachdem ich mich eine Woche lang abgemüht hatte, wurde mir klar, dass ich Hilfe benötigen würde, wenn der Auftrag fachgerecht und pünktlich ausgeführt werden sollte. Da kam mir der Gedanke, Jacqua zu bitten, ob er mir nicht assistieren könne (gegen ein äußerst großzügiges Honorar, versteht sich), und das erwies sich als eine hervorragende Idee. Nach der Arbeit im Atelier kam er nun jeden Tag zu mir, und wir verbrachten diese Stunden auf so angenehme Weise, dass es nicht übertrieben wäre, sie als die glücklichsten und lehrreichsten meines Lebens zu bezeichnen! Ob allerdings dem Zweck der Übung, nämlich das Bild voranzubringen, immer gedient war, sei dahingestellt. Wenn Künstler so eng zusammenarbeiten, sind sie eben immer in Versuchung, sich in maltechnischen Einzelheiten zu verlieren, und in dieser Hinsicht mögen wir ein wenig mehr gesündigt haben als andere. Je mehr Zeit wir miteinander verbrachten, desto neugieriger wurden wir auf unsere beiderseitigen künstlerischen Neigungen. Kein Zeitaufwand schien uns zu groß, um mehr über die Methoden und Gerätschaften des anderen zu erfahren. Allein schon seinen Pinsel – so vertraut und doch so anders – in die Hand zu nehmen ließ unser Herz vor Entdeckerfreude höherschlagen! Nie hätten wir gedacht, liebe Paggli, dass es über unser geliebtes Werkzeug noch so viel mehr zu wissen gab. Jede Minute schien sinnvoll genutzt, wenn sie unsere Kenntnis der feinen

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