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Der Rausch einer Nacht

Titel: Der Rausch einer Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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könnte?«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »Gut. Dann geh jetzt nach Hause. Ich veranlasse alles Nötige.«
    Als sein Vetter aufgelegt hatte, rief Cole Joe Murray, den Sicherheitschef seines Unternehmens, an und wartete ungeduldig, während Mrs. Murray ihren Mann rief, der sich gerade im Fernsehen ein Basketballspiel anschaute.
    Joe war Mitte Fünfzig, ein ehemaliger Marinesoldat mit dem Körperbau eines Footballspielers. Seine tiefe Stimme entsprach vollkommen seinem kräftigen Äußeren. Der Mann kaute unentwegt Kaugummi, lachte über seine eigenen Witze, während er anderen über die Schulter sah, und vermittelte überhaupt den Eindruck eines ganz gewöhnlichen Wachmannes, dem irgendein ungnädiges Schicksal einen Schreibtischjob verpaßt hatte, der ihn völlig überforderte.
    Doch in Wahrheit hatte er früher für das FBI als Undercover-Agent gearbeitet, und die lange Liste an Verhaftungen, die er vorweisen konnte, verdankte er vor allem seiner Begabung, nicht allzu intelligent zu erscheinen. Dank dieses Talents war es ihm bei vielen Gelegenheiten gelungen, in den inneren Führungskreis seines Opfers zu gelangen. Hier bei Unified verdiente er im Jahr zweihundertfünfundzwanzigtausend Dollar und erhielt darüber hinaus Firmenanteile und einen alljährlichen Bonus.
    Als er sich endlich meldete, antwortete er nicht auf seine übliche unbedarfte Art. »Was haben wir für ein Problem?«
    »Vor etwa einer halben Stunde hielt sich ein Eindringling in unserer Forschungs- und Entwicklungsabteilung auf«, teilte Harrison ihm mit. »Travis war noch einmal in sein Büro zurückgekehrt, um einiges aufzuarbeiten. Dabei entdeckte er einen aufgebrochenen Diskettenschrank. Darin hat sich aber wohl nichts allzu Wichtiges befunden, und anscheinend fehlt auch nichts.«
    »Hat er jemanden gesehen?«
    »Travis meint, ja. Einen Schatten, der verschwunden ist, als er das Licht anmachte.«
    »Könnte er vergessen haben, den Schrank vorher abzuschließen?«
    »Das würde ihm nicht ähnlich sehen.«
    »Ja, da haben Sie recht. Ich fahre gleich hin und überzeuge mich selbst. Wenn die Sicherheitsmänner unten am Eingang etwas gesehen haben oder wenn ich selbst etwas herausfinde, melde ich mich sofort bei Ihnen.«
    »Ja, bitte. Und von morgen an möchte ich rund um die Uhr einen Mann am Außentor postiert sehen.«
    »Ich habe Ihnen doch schon mehrfach vorgeschlagen, rund um das Gelände Elektrozäune aufzustellen und es nicht bei einem Wachhäuschen zu belassen.«
    Tagsüber saß ein Rentner in dem Wachhäuschen, der einen Blazer mit dem Firmen-Logo auf der Brusttasche trug. Seine Hauptaufgabe bestand darin, Besuchern den Weg zu weisen.
    Die eigentlichen Wachmänner trugen die gleichen Jacketts, saßen aber im Empfang der einzelnen Firmengebäude. Nur die Hauptverwaltung bildete darin eine Ausnahme. Um die Illusion von Eleganz und Luxus aufrechtzuerhalten, saß dort eine Frau am Empfang. Allerdings hielt sich stets ein Mann in einem Blazer unauffällig in ihrer Nähe auf.
    Cole mußte daran denken, wie oft er schon mit Murray darüber diskutiert hatte. Und auch jetzt entschied er sich wieder gegen dessen Vorschlag. »Ich habe ein Vermögen dafür ausgegeben, das Unified-Gelände in einen der schmucksten Orte auf der Welt zu verwandeln. Deswegen habe ich ganz gewiß nicht vor, dieses Fleckchen mit Zäunen zu umgeben, hinter denen schwerbewaffnete Wächter patrouillieren. Das käme mir so vor, als hätte ich dort ein Hochsicherheitsgefängnis errichtet.«
    »Okay, Cole, Sie sind der Boß«, sagte Joe, und Harrison hörte ihm an, daß er am liebsten gleich aufbrechen wollte. »Gibt's sonst noch was?«
    »Ja, Travis und ich werden verfolgt. Er von einem schwarzen Chevrolet, ich von einem dunkelblauen Ford.«
    »Haben Sie irgendeine Ahnung, wer dahinterstecken könnte?«
    »Nein«, antwortete er, weil er sich nicht vorstellen konnte, daß die Börsenaufsicht sich solcher Mittel bediente. Aber was kam sonst in Betracht? Plante hier jemand eine gewaltsame Entführung? Nun, mit dieser Möglichkeit mußte man natürlich immer rechnen, aber Cole hielt das doch für zu weit hergeholt. Damit blieb nur noch eins übrig, und das wollte er nicht mit Murray besprechen. »Ich glaube, diese Herrschaften verschwenden nur ihre Zeit. Indem sie mir überallhin folgen, werden sie wohl kaum etwas Belastendes über mich herausfinden.«
    »Wissen Sie, wie Sie einen Verfolger loswerden können?«
    »Ich schaue mir gern Krimis an«, antwortete Harrison spöttisch.

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