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Der Rausch einer Nacht

Titel: Der Rausch einer Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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fassen, daß Cal ihn tatsächlich erpreßt hatte. Ihm fielen gleich ein Dutzend Beispiele für die Unberechenbarkeit seines Onkels ein. Wieder überlegte er, ob er den alten Mann nicht auf seinen Geisteszustand untersuchen lassen sollte, verwarf den Gedanken aber rasch wieder.
    Die beiden aßen in angespanntem Schweigen und beeilten sich, den Teller leerzubekommen. Dann erhob sich Cole gleich, begab sich ins Wohnzimmer, schaltete das Fernsehgerät ein und öffnete die Aktentasche. Arbeit war viel lohnender, als sich mit seinem Onkel auf einen neuen Streit einzulassen, der ja doch zu nichts führen würde. Und die Geräusche, die aus dem Apparat kamen, ließen ihn das Schweigen vergessen, das zwischen sie getreten war.
    Obwohl er den alten Mann gezwungen hatte, seine Bedingungen schriftlich niederzulegen, war Cole noch lange nicht bereit, sich auf den verrückten Handel Cals einzulassen. Im Moment war er sich allerdings nicht im klaren darüber, was er tun sollte. Ihm war nur klar, daß es in seinem Innern immer noch kochte und daß ihm nur drei Möglichkeiten blieben: das Testament anfechten, seinen Onkel für unmündig erklären zu lassen oder sich rasch eine Braut zu suchen. Aber es widerstrebte ihm, sich mit einer Frau zu verbinden, von der er nichts wußte und die er kaum kannte. Alle drei Optionen erschienen ihm gleichermaßen grotesk, abgeschmackt und mit Streß verbunden.
    Cal hatte wieder in seinem Sessel Platz genommen und sich den Houston Chronicle vorgenommen. Plötzlich ließ er die aufgeschlagene Zeitung ein Stück sinken und sah seinen Neffen über den oberen Rand an. Seine Miene drückte unschuldige Nachdenklichkeit aus, so als sei zwischen ihnen jetzt alles zur beiderseitigen Zufriedenheit geregelt.
    »Ich habe eine ganze Menge Artikel darüber gelesen«, begann der alte Mann, »daß junge Frauen sich heutzutage dafür entscheiden, gar keine oder möglichst spät Kinder zu bekommen. Sie züchten lieber >Designer-Schweine< und jagen ihrer Karriere nach. Sei auf der Hut, daß du nicht an so eine gerätst.«
    Cole tat so, als habe niemand etwas gesagt, und studierte weiter seine Akten.
    »Und paß auch auf, daß du nicht an einer hängenbleibst, die dir zwar schöne Augen macht, in Wahrheit aber nur hinter deinem Geld her ist.«
    In Cole kochte es nicht mehr, es brodelte. »Wie, um alles in der Welt, soll ich herausfinden, wie die wahren Motive einer Frau, mich zu heiraten, aussehen, wenn mir nur so wenig Zeit zur Verfügung steht?«
    »Nun, ich denke, du dürftest doch mittlerweile ein Experte in puncto Frauen geworden sein. Da gab es doch einmal vor ein paar Jahren eine Prinzessin, die dir in Europa überallhin nachgereist ist.«
    Der junge Mann schaute ihn an, als wollte er ihn zur Salzsäule erstarren lassen. Der Onkel zuckte schließlich die Achseln. »Damit will ich nur sagen, daß du eine Frau nicht in- und auswendig kennen mußt, um festzustellen, ob sie nur hinter deinem Vermögen her ist.«
    »Ach, tatsächlich?« entgegnete Cole verächtlich. »Dann erklär du mir doch einmal aufgrund deiner riesigen Erfahrung mit Frauen und Ehe, wie ich herausfinden soll, welche wahren Beweggründe die Frau hat, die mit mir vor den Traualtar treten wird.«
    »Schätze, die beste Methode, nicht an eine Abzockerin zu geraten, besteht darin, sich eine Frau zu suchen, die selbst über Vermögen verfügt.« Nach diesen Worten sah er seinen Neffen abwartend an, so als erwarte er von ihm, jetzt Beifall zu klatschen und ihn für seine Weisheit zu loben. Doch Cole ging gar nicht darauf ein, er sah nicht einmal von seinen Akten hoch.
    Für eine Viertelstunde herrschte wieder Schweigen zwischen den beiden, das nur vom gelegentlichen Rascheln beim Umblättern der Zeitungsseiten und den Hintergrundgeräuschen des leise laufenden Fernsehers unterbrochen wurde. Dann konnte Cal es nicht länger aushalten und kam auf das Thema zu sprechen, von dem Cole nun wirklich überhaupt nichts hören wollte.
    »Hier in der Veranstaltungskolumne von Maxine Messenger steht, daß du am Samstag am White Orchid Ball teilnehmen wirst ... und daß die wertvollste Spende für die dortige Versteigerung von dir stammt. Maxine schreibt, der Ball sei >Houstons glamourösestes gesellschaftliches Ereignis des Jahres<. Wenn du dich da umschaust, brauchst du keine Angst zu haben, an eine Abzockerin zu geraten. Tu dich doch auf dem Ball ein wenig um, sicher findest du eine Schöne, die dir gefällt. Später bringst du sie hierher, und ich schaue mir sie

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