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Der Rausch einer Nacht

Titel: Der Rausch einer Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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sonstigen Umstände konnte er von Glück sagen, über eine so geeignete Aspirantin zu verfügen.
    Aber Cole fühlte sich alles andere als glücklich, als er sich auf den Weg zu >seinem< Zimmer machte, das man ihm schon als kleinem Jungen überlassen hatte, wenn er auf der Ranch seines Onkels übernachtete.
    Je näher er dem Raum kam, desto größer wurden seine Depressionen. Irgendwann tat ihm sogar Michelle leid, weil er sich ziemlich sicher sein durfte, daß sie sofort mitmachen würde. Cole bedauerte sie, weil sie damit einen schweren Fehler begehen würde. Anscheinend war sie gewillt, sich auch mit wenig von ihm zufriedenzugeben, aber er konnte ihr wahrhaftig nicht mehr geben.
    Seine Beziehung mit Vicky Kellogg war genau aus diesen Gründen in die Brüche gegangen. Seitdem hatte er an seinen Lebensumständen nicht viel verändert, und das sollte auch in Zukunft so bleiben. Vicky hatte ihm vorgeworfen, mit seiner Arbeit verheiratet zu sein, und damit hatte sie den Nagel auf den Kopf getroffen. Allerdings hielt er nicht viel von der sinnlosen Suche nach immer neuen Vergnügungen und Attraktionen, wie Vicky und ihre Clique sie betrieben hatten. Er war nach wie vor viel auf Reisen, was der jungen Frau damals schon gegen den Strich gegangen war, und er war auch heute nicht in der Lage, über einen längeren Zeitraum einfach nichts zu tun.
    Ja, sagte Cole sich, wahrscheinlich war er immer noch der >kaltschnäuzige und gefühllose Kühlschrank', wie Vicky ihn bei ihrer Trennung beschimpft hatte. Was die junge Frau einfach nicht hatte begreifen wollen, war der Umstand, daß Cole für das Gedeihen seines Unternehmens wie für die Sicherheit von einhunderttausend damit verbundenen Arbeitsplätzen verantwortlich war.
    Das Bett unter ihm fühlte sich klumpig an und schien viel zu schmal für ihn geworden zu sein. Er hatte die Tagesdecke beiseite geschoben und lag zwischen den weißen Laken, die nach Sonnenlicht und Sommerwind rochen. Der dünne Stoff schien auf seiner Haut überhaupt kein Gewicht zu besitzen und fühlte sich dank Lettys häufiger Wäsche wie ein Hauch an.
    Der junge Mann verschränkte die Hände hinter dem Kopf und starrte an die Decke, wo sich der Ventilator langsam drehte. Allmählich legten sich seine trüben Gedanken und mit ihr die Vorstellung, Michelle oder eine andere heiraten zu müssen. Cals Forderung war nicht nur blödsinnig, sondern regelrecht absurd - genauso wie die Vorstellung, der alte Mann könne das Ende des Jahres nicht mehr erleben.
    Cole arbeitete schon seit Monaten achtzehn Stunden am Tag. Heute hatte er sich einen seiner seltenen freien Tage gegönnt, um die Ranch zu besuchen, und gleich Probleme mit dem Wetter bekommen, die seinen Rückflug verschoben. Der Streß und die Anstrengung der letzten Zeit, verbunden mit der Entdeckung, daß es mit der Gesundheit seines Onkels nicht zum besten stand, hatten sein Denkvermögen beeinträchtigt. Mit diesem beruhigenden Gedanken fielen ihm die Augen zu, und ein seit langem nicht mehr gekanntes Gefühl des Wohlbefindens und der Geborgenheit breitete sich in ihm aus.
    Cal würde noch zehn Jahre leben. Mindestens. Nun gut, heute abend hatte er nicht mehr ganz so robust ausgesehen ... Aber Cole kam zu dem Schluß, daß es um seinen Onkel nicht so schlimm stehen konnte, wie er in seiner ersten Panik befürchtet hatte.
    Er dachte zurück an die früheren Tage, an denen er Cal dabei zugesehen hatte, wie er im glühenden Sonnenschein Gatter oder Zäune repariert oder im Corral hinter den staubigen Rindern hergeritten war, die er zuvor von der Weide getrieben hatte. Mit dem Stetson und den hohen Stiefeln, die ihn noch größer erscheinen ließen, war Cal dem Jungen immer wie ein Riese vorgekommen. Erst als Cole zu seiner vollen Größe von einen Meter fünfundachtzig herangewachsen war, hatte er festgestellt, daß sein Onkel ein paar Zentimeter kleiner war als er.
    In Wahrheit war Cal auch nie ein Hüne gewesen und hatte ganz gewiß nicht den kräftigen, muskulösen Körper seines Neffen besessen. Der Onkel war vielmehr schmal und drahtig gewesen und hatte über die erstaunliche Energie und Ausdauer verfügt, die bei der harten Rancherarbeit das Fehlen von Muskelpaketen mehr als wettmachen konnten. Natürlich war der Mann auch nicht ge-schrumpft, wie Cole als Heranwachsender manchmal vermutet hatte. Und wenn ihn wieder die Arthritis plagte, wie es offensichtlich heute abend der Fall gewesen war, dann ließ er eben die Schultern hängen und wirkte dadurch

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