Der Rausch einer Nacht
erwischt.«
Doch Mrs. Britton gab sich noch immer nicht zufrieden. »Vor ein paar Wochen, als Diana von der Besprechung mit unseren Druckern in Chicago zurückkehrte, hat sie am Flughafen ein Taxi genommen, um ins Büro zu kommen.«
»Das ist doch wohl vollkommen normal, oder?«
»Tja, ihr eigener Wagen stand aber am Flugplatz. Wenn ihr mich fragt, dann hat diese Frau zu lange zu hart gearbeitet.«
»Na ja, sie hat seit sechs Jahren keinen Urlaub mehr genommen«, bemerkte Dianas Mutter mit leisen Schuldgefühlen und großer Sorge. »Ich glaube, wir sollten sie dazu überreden, sich mindestens einen Monat freizunehmen.«
»Mit Diana ist alles okay«, warf Großvater ein und beendete damit die Debatte, »laßt euch das gesagt sein. Aber sie sollte in Urlaub fahren, und sei es nur aus Prinzip.«
Kapitel 19
Der >Presseraum<, ein mit einer Samtschnur abgetrenntes Geviert, befand sich oberhalb der Lobby am Ende des Zwischengeschosses. Ganz in der Nähe war der Ballsaal gelegen, in dem später die Auktion stattfinden sollte. Cole hatte der PR-Abteilung seines Konzerns ein Versprechen gegeben, und das hielt er nun ein, indem er freundlich lächelnd auf die Reporter zuging und sich Mühe gab, ihnen das Gefühl zu vermitteln, er stelle sich gern ihren Fragen.
Der Chef von Unified gewährte den lokalen Vertretern der Fernsehsender CBS und ABC jeweils ein kurzes Interview, ließ sich fotografieren und beantwortete die Routinefragen der Reporter vom Houston Chronicle und von USA Today.
Als letztes war das ABC-Interview an der Reihe. Cole stand neben Kimberly Proctor, während das runde Licht des Camcorders wie ein Zyklopenauge auf ihn gerichtet war, und lauschte den einführenden Worten der attraktiven blonden Frau, die auf die lange Geschichte des White Orchid Ball und dessen Traditionen zu sprechen kam. Endlich hielt sie ihm das Mikrofon hin.
»Mr. Harrison, wir haben von den Veranstaltern erfahren, daß Sie für die heutige Auktion ein sehr wertvolles Stück gestiftet haben. Wieviel ist Ihre Klineman-Skulptur eigentlich wert?«
»Kommt drauf an, für wen«, entgegnete er trocken. Er hielt das Kunstwerk für eine Monstrosität, aber damals hatte er es günstig erworben, und seitdem war sein Wert auf das Fünffache gestiegen.
Kimberly lachte. »Ich meinte, was müßte man in einer Galerie dafür hinlegen?«
»Eine Viertelmillion.«
»Sie scheinen wirklich ein großzügiger Mann zu sein.«
»Erzählen Sie das bloß nicht dem Finanzamt«, sagte er und entschied dann, das Interview zu beenden. Cole nickte ihr mit einem Lächeln kurz zu und trat dann aus dem Kamerabereich.
Das verblüffte Kimberly, und sie lief ihm hinterher. »Warten Sie, ich ... ich dachte, wir könnten uns später noch zusammensetzen ... um uns ein wenig zu unterhalten.«
»Tut mir sehr leid«, mißverstand er sie bewußt, »aber da müssen Sie sich an unsere PR-Abteilung wenden und dort einen Interview-Termin ausmachen.«
»Ich dachte eigentlich weniger an ein Interview«, sagte sie und sah ihm direkt in die Augen, »sondern eher daran, gemeinsam noch einen Drink zu nehmen...«
Cole schüttelte entschieden den Kopf und lächelte bedauernd: »Ich fürchte, mir bleiben nicht einmal fünfzehn Minuten Freizeit, bis ich morgen Houston verlasse.«
Kimberly sah sehr gut aus, besaß Stil und war intelligent, aber das alles spielte für Cole keine Rolle. Denn sie war Reporterin, und selbst wenn sie die begehrenswerteste Frau auf der ganzen Welt gewesen wäre, hätte er sie wie die Pest gemieden.
»Vielleicht ein andermal«, fügte er noch hinzu, ließ sie stehen und wußte, daß sie jetzt von den anderen Persönlichkeiten bestürmt wurde, die viel williger auf ihre Fragen reagieren würden.
»Mr. Harrison?« rief einer der Reporter, aber Cole schenkte ihm keine Beachtung und lief weiter, als hätte er diesen Namen noch nie gehört. Nur einmal hielt er vor einem Kellner an und ließ sich von ihm ein Glas Champagner reichen.
Als er die andere Seite der Lobby erreicht hatte, war er von mindestens einem Dutzend Menschen begrüßt worden und hatte zurückgegrüßt, ohne die geringste Vorstellung zu haben, um wen es sich dabei handelte.
Schließlich machte er dann in der Menge doch zwei bekannte Gesichter aus, die ironischerweise ausgerechnet den beiden Menschen gehörten, die ihm unter keinen Umständen begegnen wollten - Mr. und Mrs. Charles Hayward. Sie liefen an ihrem ehemaligen Stallburschen mit eisigen Blicken vorbei und übersahen ihn
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