Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Rebell - Schattengrenzen #2

Der Rebell - Schattengrenzen #2

Titel: Der Rebell - Schattengrenzen #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
Vom Netzwerk:
die ganze Zeit auf ihn gewartet?
    Von einem Moment zum nächsten verrauchte das Gefühl des Ärgers. Er kniete nieder und streckte die Hand aus. Vertrauensvoll stieß sie ihren Kopf an, fast wie bei einer Katze.
    Eine Weile kraulte er sie, bevor er sie hochhob.
    »Komm, meine Süße, sehen wir, was uns die anderen übrig gelassen haben.«
     
    Bereits im Flur zur Küche roch es nach Zigarettenrauch. Unterschwellig mischte sich schwacher Kaffeeduft hinzu. Kalte Nachtluft wehte herein. Licht brannte dennoch keins.
    In der dunklen Küche saß Daniel vor seinem aufgeklappten Rechner, die Hände in den Hosentaschen vergraben. Das Licht des Monitors strahlte sein Gesicht an. Er wirkte blass, ebenso erschöpft, wie Oliver sich fühlte. In seinem Mundwinkel hing eine Zigarette. Zwei Tassen standen neben ihm. In einer dampfte Kaffee.
    Als Oliver eintrat, wandte er ihm den Kopf zu.
    Über seine Lippen huschte der Schatten eines Lächelns.
    »Alles okay?«
    Er klang undeutlich. Beim Sprechen wippte die Zigarette in seinem Mundwinkel.
    Auf diese Frage gab es keine Antwort. In ihm breitete sich fahle Leere aus, die lediglich von den stechenden Krämpfen seiner Eingeweide durchbrochen wurde. Oliver fühlte sich furchtbar, perspektivloser denn je. Unbestimmt hob er die Schultern. Vielleicht vertrieb Daniels Nähe dieses bleierne Nichts. »Kann ich eine Weile bei dir bleiben?«
    Daniel nahm die Hände aus den Taschen. Beide waren zu Fäusten geballt, in die sich die Falten seiner engen Hose eingeschnitten hatten. Er nahm die Zigarette aus dem Mundwinkel und legte sie in der zweiten Tasse ab.
    »So lang du willst, Olli.« Er lächelte einladend.
    Der bohrende Durst nahm zu.
    Die Häsin setzte er in Daniels Arme, bevor er sich ein Glas nahm und es über der Spüle füllte. Mit einem Zug leerte er es. Der Durst blieb. Nach dem zweiten Glas schwand das Gefühl, einen Stein unter den Rippen sitzen zu haben.
    Er atmete auf.
    »Ausgetrocknet wie die Sahara, hm?«
    Er nickte. Auf der Heizplatte der Kaffeemaschine stand noch ein Rest der schwarzen Brühe, die dem Geruch nach zu urteilen offensichtlich eingekocht, angebrannt und stark war.
    »Hast du was dagegen, wenn ich mir den Rest nehme?«
    Daniel schüttelte den Kopf. »Trink. Wenn ich noch etwas will, kann ich neuen kochen.«
    Dankbar lächelte Oliver. »Gibt es auch noch was zu essen? Mein Magen knurrt ziemlich.«
    »Müsli und Cornflakes.«
    Oliver atmete auf. Zwar wäre ein Käsebrot eher nach seinem Geschmack, aber in der aktuellen Situation fragte er nicht nach, Hauptsache Essen. »Nehme ich glatt.«
    Daniel lachte verhalten. »Dauernd Hunger, oder?«
    Entschuldigend hob Oliver die Schultern. »Na ja, schon irgendwie.« Er wuchs noch, obwohl er die 1,85 m überschritten hatte. Mit etwas Pech erreichte er die Zweimetermarke wie sein Vater. Er strich sich die losen Strähnen seines Zopfes zurück. Daniel hatte er fast eingeholt.
    Während er eine Tasse aus dem Schrank nahm, hörte er hinter sich Daniels Stuhl über den Boden kratzen.
    Einen Moment später strahlte das Kühlschranklicht in die Küche. Er sah über die Schulter. Bis auf einige Packungen Milch und Saft lagerten nur noch die verbliebenen drei Eier auf der Glasplatte. Der Schein verlosch, nachdem Daniel Milch herausgenommen und die Tür wieder verschlossen hatte.
    Opa klopfte verärgert. Offenbar stand sie mehr auf Grünzeug als auf Trockenfutter. Davon lag noch ausreichend im Fressnapf in ihrem Käfig.
    Daniel musterte sie. »Morgen gibt’s wieder Futter, Fellsack .«
    Beide Ohren zuckten hoch, zitterten in der Luft und sanken bedrohlich langsam wieder auf ihren Rücken. Beleidigt klapperte sie mit den Zähnen.
    Sie verstand viel zu viel für ein einfaches Tier. Zusätzlich empfand sie eher wie ein Mensch. Nicht dass er ausgeprägte Erfahrungen mit Haustieren besaß, lediglich mit denen seiner Freunde. Franks Familie hielt seit jeher Schäferhunde, ihre Nachbarn Katzen und Wellensittiche und diverse seiner Schulfreunde Nager aller Arten. Oliver konnte sich nicht helfen. Jedes der Tiere benahm sich mehr wie ein Tier als Opa. Sie zickte herum wie ein Schulmädchen. Jedes Wort konnte in eine Beleidigung umschlagen, schon weil sie bereit war, alles falsch zu verstehen, was gesagt wurde. Das Zusammenleben mit einem Hasenteenager konnte sich also dauerhaft zur Hölle entwickeln.
    »Opa, du musst nicht jedes Wort auf die Goldwaage packen. Wenn du schon so menschlich bist, dass du dich über alles aufregst, dann solltest du

Weitere Kostenlose Bücher