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Der Report der Magd

Der Report der Magd

Titel: Der Report der Magd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Atwood
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Badezimmertür stehen und räuspert sich, ein bühnenreifes ähem. Ich drehe den Warmwasserhahn auf, um Bereitschaft anzuzeigen oder etwas, was dem nahekommt. Ich sollte es hinter mich bringen. Ich wasche mir die Hände. Ich muß mich vor der Trägheit hüten.
    Als ich herauskomme, liegt er auf dem Kingsize-Bett. Er hat sich, wie mir auffällt, die Schuhe ausgezogen. Ich lege mich neben ihn, ich muß es nicht erst gesagt bekommen. Ich würde lieber nicht, aber es tut gut, sich hinzulegen, ich bin so müde.
    Endlich allein, denke ich. In Wirklichkeit will ich gar nicht allein mit ihm sein, nicht auf einem Bett. Mir wäre lieber, Serena wäre auch hier. Ich würde lieber Scrabble spielen.
    Aber mein Schweigen schreckt ihn nicht ab. »Morgen, nicht wahr?« sagt er sanft. »Ich dachte, wir könnten schon mal einen Frühstart versuchen.« Er wendet sich mir zu.
    »Warum hast du mich hierhergebracht?« frage ich kalt.
    Er streichelt jetzt meinen Körper, vom Bug bis zum Heck, wie man so sagt, ein Katzenstreicheln an der linken Hüfte entlang, das linke Bein hinunter. Am Fuß hält er inne, seine Finger umfassen den Knöchel, kurz, wie ein Armband, dort, wo die Tätowierung ist, eine Blindenschrift, die er lesen kann, ein Viehbrandmal. Sie bedeutet Besitzerschaft.
    Ich sage mir, daß er kein unfreundlicher Mann ist, daß ich ihn, unter anderen Umständen, sogar gern mag.
    Seine Hand hält inne. »Ich dachte, es könnte dir zur Abwechslung vielleicht Spaß machen.« Er weiß, daß das nicht genug ist. »Ich nehme an, es war eine Art Experiment.« Das ist noch immer nicht genug. »Du hast doch gesagt, daß du wissen wolltest.«
    Er setzt sich  auf,  fängt  an,  sich  aufzuknöpfen.  Wird  es schlimmer sein, ihn entblößt zu sehen, all seiner Tuch-Macht entkleidet? Er ist schon beim Hemd, dann, darunter, traurig, ein Bäuchlein. Haarbüschel.
    Er zieht einen meiner Träger herunter, schiebt die andere Hand zwischen die Federn, aber es nützt nichts, ich liege da wie ein toter Vogel. Er ist kein Monster, denke ich. Und Stolz oder Abneigung kann ich mir nicht leisten. Alle möglichen Dinge müssen unter diesen Umständen einfach weggeschoben werden.
    »Vielleicht sollte ich das Licht ausmachen«, sagt der Kommandant ratlos und zweifellos enttäuscht. Einen Moment lang sehe ich ihn, bevor er es tut. Ohne seine Uniform sieht er kleiner aus, älter, wie etwas, das getrocknet wird. Das Problem ist, daß ich mit ihm einfach nicht anders sein kann als so, wie ich normalerweise mit ihm zusammen bin. Normalerweise bin ich träge. Aber es muß für uns hier doch noch etwas anderes geben als diese Sinnlosigkeit und Banalität.
    Tu schon als ob, schreie ich mich innerlich an. Du mußt dich nur daran erinnern wie. Bring das hinter dich, oder du bist noch die ganze Nacht hier. Raff dich auf. Bewege deinen Körper, atme hörbar. Das ist das mindeste, was du tun kannst.
     

XIII
Nacht

Kapitel vierzig
    Die Hitze in der Nacht ist schlimmer als die Hitze am Tage. Auch mit eingeschaltetem Ventilator bewegt sich kein Lüftchen, und die Wände speichern die Wärme und strahlen sie aus wie ein gerade benutzter Backofen. Sicher wird es bald regnen. Warum wünsche ich mir das? Es wird nur noch mehr Feuchtigkeit bedeuten. In der Ferne blitzt es, aber kein Donner folgt. Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich es, einen Schimmer, wie das Phosphorleuchten in aufgewühltem Meerwasser, hinter dem Himmel, der bedeckt ist und zu tief hängt, ein dumpfgraues Infrarot. Die Flutlichter brennen nicht, was ungewöhnlich ist. Ein Stromausfall. Oder aber Serena Joy hat es so arrangiert.
    Ich sitze in der Dunkelheit; es wäre sinnlos, Licht zu machen, nur um die Tatsache anzuzeigen, daß ich noch wach bin. Ich bin vollständig angezogen, wieder in meinem roten Habit, nachdem ich den Glitzerkram abgeworfen und den Lippenstift mit Toilettenpapier abgewischt habe. Ich hoffe, es ist nichts mehr zu sehen. Ich hoffe, ich rieche nicht mehr danach oder nach ihm.
    Sie ist um Mitternacht da, wie sie es angekündigt hat. Ich höre sie, ein leises Tappen, ein leises Schlurfen auf dem dämpfenden Teppich im Flur, ehe ihr leichtes Klopfen ertönt. Ich sage nichts, sondern folge ihr durch den Flur zurück und die Treppe hinunter. Sie kann schneller gehen, sie ist stärker, als ich dachte. Ihre linke Hand krampft sich um das Geländer, unter Schmerzen vielleicht, aber sie hält sich aufrecht, gibt sich Halt. Ich denke: Sie beißt sich auf die Lippen, sie leidet. Sie

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