Der Ring des Highlanders: Roman (German Edition)
Scheibenwischern vorbei, die Mühe hatten, gegen den starken Regen anzukommen, der seit zwanzig Meilen gegen ihre Windschutzscheibe prasselte. Es hörte sich jetzt eher wie Schneeregen an, und sie war froh, dass sie Pine Creek hinter sich gebracht hatte, ehe die Straße eisig wurde. Nur noch drei Meilen. Während der ganzen Rückfahrt hatte das Radio gemeldet, dass aus Nordwesten ein Sturm die Küste entlang zu erwarten war und dass der Regen in den Bergen aller Wahrscheinlichkeit nach bei Einbruch der Dunkelheit in Schnee übergehen würde. Jetzt war es Abend, und es zeigte sich, dass der Wetterprophet recht behalten hatte.
Michael hatte ihr sein Handy mitgegeben und sie bereits dreimal angerufen. Beim letzten Mal hatte er sie unverblümt aufgefordert, sie solle ihren Hintern in den Kombi hieven und losfahren, ehe das Unwetter mit voller Kraft losbrach.
Sein Machogehabe hatte sie nicht gestört – offenbar konnte sie von dem Kerl nicht genug bekommen.
Vielleicht glückte es ihnen, morgen Abend auszugehen. Den Tag würde sie damit zubringen, ihr Zimmer neu zu dekorieren und es hübsch und romantisch einzurichten. Sie würde außerdem ein ausgedehntes Schaumbad nehmen, ihre Zehennägel lackieren und vielleicht sogar ihr Make-up ausgraben.
Sie war eine moderne Frau; sie wollte Michael ausführen – ihn abholen, das Dinner bezahlen und ihn dann zu sich einladen, damit er sich auf ihren einsamen Kissen bei ihr für den netten Abend gebührend bedanken konnte.
Vielleicht würde sie ihm sogar einen prachtvollen Blumenstrauß schenken.
Libby atmete auf, als sie endlich in ihre Garage fuhr. Sie sprang aus dem Wagen und lief zur offenen Garagentür und spähte durch den windgepeitschten Schnee- und Regenfall zum Hühnerstall. Verdammt. Es half nichts, die Hühner mussten versorgt werden. Mit hochgezogener Kapuze sprintete sie über den Hof und stürzte durch die Stalltür, gegen das Geflatter des aufgescheuchten Federviehs abwehrend die Hände erhebend.
»Tut mir leid, Mädels. Na, ist es hier drinnen nicht nett und gemütlich? Gibt es heute Eier für mich?«
Sie zwinkerten als Antwort und fingen sofort an, auf Libbys schmutzigen Schuhen herumzupicken. Libby goss frisches Wasser nach und füllte ihren Napf mit Futter. Sie sammelte sechs riesengroße Eier ein und lief wieder hinaus ins Unwetter.
Sie hatte die Garage fast erreicht, als sie ausglitt. Mit den Armen um sich schlagend, mit den Füßen um Gleichgewicht tastend, landete sie mit einem erschütternden Aufprall auf dem Boden, flach auf dem Rücken inmitten einer schlammigen Schneewasserpfütze. Sie vernahm ein leises Knirschen und brauchte eine volle Minute, um zu realisieren, dass die Eier und nicht ihre Knochen zerbrochen waren.
Ihr Schädel dröhnte. Ihre Schultern schmerzten fast so heftig wie ihre Zähne. Ihre Hände waren zerschrammt. Und als sie versuchte, sich den Schmutz aus den Augen zu reiben, wurde sie vom Schnee fast blind.
»Verdammt. Willkommen daheim, Libby«, murmelte sie, rollte sich herum und arbeitete sich langsam auf die Füße hoch.
Sie schlurfte auf schneenassem Boden in die Garage, zog ihre nassen Schuhe aus und tappte ins Haus.
Wohlige Wärme empfing sie. Wärme, Kerzenlicht und der Geruch angebrannten Essens.
Libby konnte sich nicht rühren – entweder, weil sie Michael anstarrte, oder, weil der Raum sich drehte und nicht stillstehen wollte.
Er saß an ihrem Küchentisch, halb versteckt hinter einer Vase mit Rosen, die zwischen zwei brennenden, fast heruntergebrannten Kerzen stand. Neben seiner Faust, die ein fast leeres Kristallglas umschloss, stand eine geöffnete Weinflasche.
»Noch fünf Minuten länger, und ich hätte die Jagd auf dich eröffnet«, sagte er leise und stand langsam auf. »Du hast verdammtes Glück, dass du jetzt hier bist.«
Sie wollte sich ihm in die Arme werfen. Doch ihr Instinkt riet ihr, wieder hinauszulaufen, anstatt sich dem Sturm zu stellen, der sich hier drinnen zusammenbraute. Sie blieb also stehen, triefend und den Boden unter Wasser setzend, und kämpfte mit den Tränen.
»Ich bin gestürzt«, flüsterte sie heiser. »Und du hast mir meine Überraschung verdorben. Ich wollte dich anrufen … und dich einladen, dir Blumen kaufen und zum Dinner ausführen«, fuhr sie fort, als er aufstand und die Küchenbeleuchtung einschaltete. »Und ich wollte bezahlen und du solltest dich hier in meinem Bett revanchieren.«
Wortlos fing er an, seine Hände über jeden Zoll ihres frierenden, schmutzigen
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