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Der Riss im Raum

Der Riss im Raum

Titel: Der Riss im Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine L'Engle
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verschont zu bleiben. Immerhin hast du im letzten Jahr mehr von meiner kostbaren Zeit beansprucht als jeder andere Schüler. Ich dachte, von nun an würde ich bloß mit deinem Bruder zu tun haben – der allerdings ebenfalls ein äußerst schwieriger Fall ist —, da tauchst du von neuem auf.«
    Das war Herr Jenkins! Diese Ansprache hatte er ihr, mit unerschöpflichen Variationen, so gut wie jedesmal gehalten, wenn sie in sein Büro kommen mußte.
    »Aus unerfindlichen Gründen sollst du, wenn ich es recht verstehe, zwischen diesen beiden Hochstaplern und mir die Wahl treffen. Eine völlig absurde Entscheidung, der ich mich lediglich stelle, weil sie in meinem eigenen Interesse liegt: Sobald du dich nämlich dieser Aufgabe entledigt hast, hoffe ich dir nie wieder in meiner Schule zu begegnen.«
    »Und dann«, fuhr der zweite Herr Jenkins fort, der unvermittelt neben dem ersten aufgetaucht war, »kann ich mich endlich auf meine neue Verantwortung konzentrieren und das Vergangene vergessen. Nun also, Margaret. Vielleicht folgst du einmal, ein einziges Mal, meinen Wünschen, statt, wie sonst immer, deinen Kopf durchsetzen zu wollen. Ich weiß, daß du in Ansätzen über eine gewisse mathematische Begabung verfügst. Wie wäre es, wenn du zur Abwechslung nicht an jedes Problem herangingest, als wärest du Einstein persönlich und müßtest gleich den Schlüssel zum Kosmos finden, sondern wenn du den gesunden Menschenverstand walten ließest? Dir – und mir – bliebe auf diese Weise manche Unannehmlichkeit erspart.«
    Auch das war Jenkins, wie er leibte und lebte.
    Der Cherubim-Schimmer wand sich unschlüssig.
    »Margaret«, sagte Jenkins Nummer zwei, »ich fordere dich auf, diesem Unsinn ein Ende zu bereiten und den beiden Scharlatanen mitzuteilen, daß ich ich bin. Diese Farce artet allmählich zur reinsten Zeitvergeudung aus. Du kennst mich; du weißt demnach, wen du vor dir hast.«
    Proginoskes rumorte heftig in ihren Gedanken. »Meg, wann warst du wirklich voll und ganz du selbst?«
    Sie schloß die Augen. Sie erinnerte sich an den Nachmittag, an dem Calvin zum erstenmal die Murrys besucht hatte. Calvin war stets ein guter Schüler gewesen, aber für Mathematik konnte er sich schon damals nicht begeistern. Meg hatte ihm bei ihrer ersten Begegnung die Lösung einer trigonometrischen Frage gezeigt. Da in Megs Jahrgang Trigonometrie nicht unterrichtet wurde, war Calvin über ihre geradezu beiläufige Sachkenntnis aufs höchste erstaunt. Damit hatte sie ihn, wenn auch unabsichtlich, überrascht. Dabei hatte sie sich nur voll und ganz auf Calvin und sein Problem konzentriert, ohne dabei ihre eigene Identität aufzugeben; im Gegenteil.
    »Wie sollte uns das jetzt helfen?« fragte sie den Cherubim.
    »So überlege doch! Damals hast du Calvin erst flüchtig gekannt, oder?«
    »Ja … «
    »Und trotzdem hast du ihn bereits geliebt?«
    »Ich? Überhaupt nicht. Mir ging es nur um seine Mathematikaufgabe.«
    »Siehst du!« erklärte Proginoskes, als sei Trigonometrie die Quelle aller Liebe.
    »Aber ich könnte nie mit Herrn Jenkins über Mathematik reden. Und ich kann ihn nicht lieben.«
    »Du liebst mich.«
    »Weil du so schrecklich bist, Progo. Deshalb bist du auch so schrecklich liebenswert.«
    »Auch Jenkins ist schrecklich. Und du sollst ihn benennen.«
    Der dritte Herr Jenkins schloß sich den beiden anderen an. »Kein Grund zur Panik, Margaret. Hör nur auf mich.«
    Da standen die drei, Seite an Seite, einer wie der andere, grau, sauertöpfisch, verständnislos, überarbeitet: ungeliebt.
    »Margaret«, sagte Jenkins Nummer zwei, »wenn du mich benennst, und zwar auf der Stelle, werde ich dafür sorgen, daß Charles Wallace in kompetente medizinische Pflege kommt.«
    »So einfach geht das nicht«, wandte der dritte Jenkins ein. »Ihre Eltern … «
    »… sind unfähig, der Lage Herr zu werden«, fiel ihm der zweite Jenkins erbost ins Wort. »Und sie verkennen den Ernst der Situation.«
    Der dritte Jenkins wischte den Einwand zur Seite. »Margaret, kommt es dir nicht höchst seltsam vor, daß ich dir in dreifacher Ausfertigung gegenüberstehe?«
    Was sollte sie ihm zur Antwort geben?
    Jenkins Nummer eins zuckte bloß angewidert mit den Schultern.
    Der zweite Jenkins sagte: »Halten wir uns doch ans Wesentliche. Das allein ist vordringlich. Unsere Anzahl ist nicht von Belang.« Auch der tatsächliche Herr Jenkins stellte stets vordringlich das Wesentliche über das Belanglose.
    »Ausschlaggebend ist etwas ganz anderes«,

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