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Der Riss im Raum

Der Riss im Raum

Titel: Der Riss im Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine L'Engle
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bedeuten?«
    Charles Wallace betrachtete die drei Männer mit amüsiertem Interesse. »Dasselbe könnte ich Sie fragen.«
    Jenkins Eins rief empört: »Wieso schleppst du diese – diese … «
    Alle drei fürchteten sich offensichtlich vor Louise. Auch darin unterschied sich der wirkliche Herr Jenkins nicht von den beiden anderen. Louise hob den Kopf, schloß die Augen zu schmalen Schlitzen, zischte und ließ das seltsame Klickern hören, mit dem sie Meg bereits am Vorabend gewarnt hatte.
    Charles Wallace streichelte die Schlange begütigend und musterte aufmerksam die drei Jenkinse. »Wir sollten doch heute unsere kleinen Lieblinge in die Schule mitbringen und den anderen zeigen.«
    Gut, daß du dich für Louise die Große entschieden hast, Charles! dachte Meg. Wenn du mit ihr Herrn Jenkins in Angst und Schrecken versetzt, steigt dein Ansehen in der Klasse.
    Jenkins Drei sagte vorwurfsvoll: »Du weißt genau, daß von kleinen Lieblingen die Rede war, Charles Wallace. Also etwa von einem Wellensittich, einem Goldfisch oder meinetwegen einem Meerschweinchen.«
    »Oder einem Hamster«, assistierte Jenkins Zwei. »Auch ein Hamster wäre in Frage gekommen.«
    »Wieso haben Sie sich verdreifacht?« fragte Charles Wallace unschuldig. »Einer von Ihnen reicht doch.«
    Wieder klickerte Louise; das Geräusch ging durch Mark und Bein.
    »Warum bist du nicht in deiner Klasse?« wich Jenkins Zwei der Frage aus.
    »Weil mir die Lehrerin auftrug, Louise die Große unverzüglich nach Hause zu bringen. Das begreife ich nicht. Louise ist doch zutraulich und tut niemandem etwas zuleide. Nur die Mädchen hatten ein wenig Angst vor ihr. Sie wohnt in der Steinmauer im Gemüsegarten der Zwillinge.«
    Meg beobachtete Louise; ihr Blick war voll Zweifel, mißtrauisch hielt sie den Kopf schräg, nervös zuckte die schwarze Schwanzspitze. Blajeny hatte behauptet, Louise sei eine Lehrmeisterin. Also würde, nein: mußte sie den wahren Herrn Jenkins auf Anhieb erkennen, dessen war sich Meg gewiß. Sie kämpfte gegen ihre dumme Angst an, streckte die Hand aus und bat Charles Wallace: »Darf ich Louise einen Augenblick halten?«
    Da griff Proginoskes ein. »Nein, Meg?« sprach er in ihre Gedanken. »Du mußt selbst entscheiden. Du darfst die Antwort nicht auf Louise abwälzen.«
    Sie akzeptierte das. Aber wenigstens helfen lassen durfte sie sich doch von Louise! Charles Wallace blinzelte seiner Schwester überrascht zu. Dann hielt er ihr den Arm entgegen, um den Louise sich geringelt hatte. Behende glitt die Schlange zu Meg hinüber. Ihr Leib fühlte sich kalt an – und seltsam, als sei er elektrisch geladen. Meg bemühte sich, nicht zurückzuzucken.
    »Meine Herren«, sagte sie, Louise auf ihrer Schulter. »Verraten Sie mir jetzt, der Reihe nach, was Sie mit Charles Wallace und Louise zu tun gedenken. Charles kann doch nicht allein nach Hause gehen. Und verraten Sie mir bitte bei dieser Gelegenheit auch, wie es Ihrer Meinung nach mit Charles Wallace in der Schule weitergehen soll.«
    Keiner wollte den Anfang machen. Alle drei kreuzten unentschlossen die Arme vor der Brust.
    »Sie, Jenkins Nummer drei«, sagte Meg.
    »Du benennst mich, Margaret? So ist es recht.«
    »Von Benennen ist keine Rede. Erst will ich wissen, was Sie unternehmen werden.«
    »Wie bereits gesagt, werde ich den Fall mit Bedacht und unter Berücksichtigung aller Begleitumstände lösen. Es war dumm von Charlie, ein Reptil in die Schule zu bringen. Wie du weißt, haben viele Leute Angst vor Schlangen.«
    Louise zischte nachdrücklich. Der dritte Jenkins erbleichte.
    »Zunächst führe ich mit der Lehrerin von Charles Wallace ein klärendes Gespräch unter vier Augen. Dann rufe ich die Schülerinnen und Schüler der ersten Klasse, einen nach dem anderen, zu einer Aussprache und trage dafür Sorge, daß sie des Problems an- und einsichtig werden. Sollten sie sich dennoch weiterhin zusammenrotten und Charles Wallace bedrohen, müßte ich zu strengen disziplinären Maßnahmen greifen. Diese Schule wurde bislang zu lax und nachgiebig geführt. Ab heute werden andere Saiten aufgezogen. Doch vorerst bringe ich dich, Charles Wallace, mit dem Wagen nach Hause, und deine Schwester kommt mit der Schlange nach.«
    Meg wandte sich von ihm ab. »Herr Jenkins Nummer zwei?«
    Der Angesprochene trat einen Schritt vor. »Dieser Scharlatan ist ein Verfechter diktatorischer Gewalt. Zu solchen Maßnahmen ließe ich mich nie hinreißen. – Charlie, es war nicht klug von dir, die Schlange

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