Der Rote Krieger: Roman (German Edition)
Bäuchen, die warm in der Sonne lagen.
Es stank wie auf einem Schlachtfeld.
Er kniete kurz nieder und betete. Schließlich war er nicht nur Ritter, sondern auch Priester. Dann stand er langsam wieder auf und ging zu seinem Knappen zurück. Hin und wieder blieben seine Sporen dabei in den Kleidungsstücken der Toten hängen.
»Was … was war das?«, fragte sein Knappe. Der Junge war ganz grün im Gesicht.
»Ich weiß es nicht«, antwortete der Ritter. Er nahm seinen Helm ab und gab ihn dem Knappen.
Dann begab er sich auf das Feld des Todes zurück.
Er zählte rasch nach und atmete dabei so flach wie möglich.
Die Hunde lagen fast alle am selben Ort. Er zog sein Schwert, vier Fuß spiegelblanken Stahl, und benutzte es als Hebel, mit dem er den Leichnam eines Mannes von dem Hundehaufen rollte, der Beine wie Baumstämme und Arme wie Schinken gehabt hatte.
Er kniete sich hin, zog einen Panzerhandschuh aus und hob etwas auf, das wie ein Stück Wolle aussah.
Heftig stieß er die Luft aus.
Dann streckte er sein Schwert vor, rief Gott um Hilfe an, sammelte die göttliche goldene Macht und wirkte einen kleinen raschen Zauber.
»Narren«, sagte er laut.
Seine Magie zeigte ihm, wo der Priester gestorben war. Er fand den Kopf des Mannes, ließ ihn jedoch an Ort und Stelle liegen. Dann fand er seinen Dolch und legte ein Phantasma darüber.
»Du anmaßender Idiot«, sagte er zu dem Kopf.
Er zog den Leichnam des Fuhrmannes von dem zerfetzten Körper seiner Tochter, drehte sich zur Seite und musste sich übergeben. Danach kniete er nieder und betete. Und weinte.
Und schließlich kam er taumelnd wieder auf die Beine und ging zu der Stelle zurück, wo sein Knappe auf ihn wartete. Die Sorge stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.
»Es war eine Goldene Bärin«, sagte er.
»Gütiger Gott«, erwiderte der Knappe. »Hier? Dreihundert Meilen vom Wall entfernt?«
»Lästere nicht Gott, Junge. Sie haben das Tier gefangen genommen und hierhergebracht. Sie haben es gegen Hunde kämpfen lassen. Es hatte Junge, und eines von ihnen haben sie den Hunden vorgeworfen.« Er zuckte die Achseln.
Sein Knappe bekreuzigte sich.
»Du musst nach Harndon reiten und dem König Bericht erstatten«, sagte der Ritter. »Ich werde die Bärin aufspüren.«
Der Knappe nickte. »Ich kann bei Einbruch der Nacht in der Stadt sein, Mylord.«
»Ich weiß. Geh jetzt. Es ist eine einzelne Bärin, und die Menschen haben sie hierhergebracht. Ich werde diesen Narren die Angst nehmen, auch wenn sie eigentlich weiter in ihr schmoren sollten. Sag dem König, dass der Bischof von Jarsay einen neuen Vikar braucht. Sein kopfloser Leichnam liegt hier. Da ich den Mann gekannt habe, nehme ich an, dass es seine eigene Schuld war, und das Freundlichste, das ich über ihn sagen kann, ist, dass er das bekommen hat, was er verdiente.«
Sein Knappe erbleichte. »Nun seid Ihr es aber, der gotteslästerlich spricht.«
Ser Mark spuckte aus. Noch immer schmeckte er sein Erbrochenes. Also nahm er eine Weinflasche aus dem Lederbeutel hinter seinem Sattel und trank sie zu einem Drittteil leer.
»Wie lange bist du schon mein Knappe?«, fragte er.
Der junge Mann lächelte. »Zwei Jahre, Mylord.«
»Wie oft sind wir schon gemeinsam der Wildnis gegenübergetreten?«, fragte er.
Der junge Mann hob die Brauen. »Ein Dutzend Mal.«
»Wie oft hat die Wildnis Menschen aus reiner Bösartigkeit angegriffen?«, wollte der Ritter wissen. »Wenn ein Mensch mit einer Mistgabel in einem Hornissennest herumstochert, wird er gestochen. Macht das die Hornissen etwa böse?«
Sein Knappe seufzte. »In der Schule wird aber etwas anderes gelehrt«, sagte er.
Der Ritter nahm noch einen tiefen Schluck aus der Weinflasche. »Die Bärin war eine Mutter und hat noch immer ein Junges. Da sind die Spuren. Ich werde ihr folgen.«
»Einer Goldenen Bärin?«, fragte der Knappe. »Allein?«
»Ich habe nicht gesagt, dass ich auf dem Turnierplatz gegen sie kämpfen will, Junge. Ich folge ihr bloß. Und du sagst es dem König.« Der Ritter sprang mit akrobatischem Geschick in den Sattel. Das war eine der Fähigkeiten, aufgrund derer ihn sein Knappe wie einen Helden verehrte. »Ich schicke ein Phantasma zur Komturei, falls ich Zeit und Kraft dazu habe. Geh jetzt.«
»Ja, Mylord.« Der Knappe wendete sein Pferd und trieb es sogleich zu einem Galopp an, wie man es ihm im Orden beigebracht hatte.
Ser Mark beugte sich von seinem großen Pferd herab und betrachtete die Spuren auf dem Boden, dann
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