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Der Rote Mond Von Kaikoura

Der Rote Mond Von Kaikoura

Titel: Der Rote Mond Von Kaikoura Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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sei und ob ich wieder von den dunklen Dämonen besessen sei.
    »Nein«, antwortete ich, »ich bin von ganz anderen Geistern besessen, die sicher nicht einmal du vertreiben kannst.«
    Der Heiler musterte mich eindringlich, dann schüttelte er den Kopf. Offenbar wusste er, welcher Dämon – oder vielmehr Engel – mich plagte.
    »Schlag dir Mädchen aus dem Kopf, sie nichts für dich!«, brummte er und ging wieder an die Arbeit.
    Doch das war leichter gesagt als getan, denn selbst wenn ich gewollt hätte, hätte ich ihr Bild nicht aus meiner Seele verbannen können.
    Damit ging ich dem armen Heiler wohl dermaßen auf die Nerven, dass er schließlich einlenkte und versprach, ein gutes Wort für mich einzulegen, sollte ich es wirklich wagen wollen, um die Hand der Häuptlingstochter anzuhalten.
    Wahrscheinlich hatte er nicht geglaubt, dass ich dergleichen je tun würde, doch ich nahm eines Tages allen Mut zusammen, bereitete mich innerlich auf eine ordentliche Tracht Prügel vor und erschien vor dem ariki.
    Der reagierte auf meine Bitte zunächst mit ungezügeltem Gelächter: Wie konnte es der kleine pakeha wagen, seine Tochter freien zu wollen?
    Doch als er erkannte, dass ich es ernst meinte, verfinsterte sich seine Miene. Auch dieser hielt ich stand, doch den Kriegern, die mich aus seiner Hütte schleppten, hatte ich nicht viel entgegenzusetzen. Dennoch brachte mich dieser erste Fehlschlag nicht von meinem Vorhaben ab, denn ich sah, wie meine geliebte Ahani unter der Verlobung mit einem völlig unbekannten Häuptlingssohn litt.
    »Du verrückt«, meinte Aperahama, als ich ihm von meinem kühnen Unternehmen erzählte. »Man marschiert nicht einfach in die Hütte des ariki und hält um die Hand der Tochter an!«
    Doch da ich nicht lockerließ, meinte er: »Vielleicht eine andere Lösung. Du musst haka bestehen. Dann denkt ariki vielleicht, du würdig.«
    In diesem Augenblick hätte ich wohl auch zugestimmt, mich in eine bewaldete Schlucht zu stürzen, um den ariki von meinen lauteren Absichten zu überzeugen.
    »Ich werde reden mit ariki«, versprach mir Aperahama. »Doch wenn er zustimmt, du kannst nicht zurück.«
    Vielleicht hätte ich fragen sollen, was der haka war …
    Auf jeden Fall erklärte sich der ariki einverstanden, wahrscheinlich auch aus Schadenfreude, denn so würde er sehen können, wie einem weißen Burschen das Herz in die Hosen rutschte.
    »Haka ist morgen Abend«, erklärte der Heiler, als er zurückkehrte. »Du solltest dich vorbereiten.«
    »Und wie?«, fragte ich. »Was ist haka eigentlich?«
    Auch Aperahama schien nicht ohne Schadenfreude, denn der Schalk blitzte eindeutig in seinen Augen. »Es ist Probe deines Mutes. Du darfst nicht zurückweichen, nie!«
    In der folgenden Nacht grübelte ich darüber nach, wie diese Mutprobe aussehen würde. Musste ich irgendwelche Kunststücke machen? Oder würde man mich zwingen, mit dem Speer in der Hand den Kampf mit einem wilden Tier zu bestehen? Als der Morgen heraufdämmerte und ich mit schweren Gliedern feststellte, dass ich kein bisschen Schlaf bekommen hatte, verfluchte ich den Heiler. Wie gut wäre es gewesen, wenn er mir hätte sagen können, worin diese Mutprobe bestand! Doch das durfte er nicht. Mein Mut sollte wirklich auf die Probe gestellt werden.
    So fand ich mich zur Abendstunde am heiligen Ort ein. Die Krieger und ihr ariki erwarteten mich bereits. Schon dachte ich, dass ich wirklich in die Schlucht springen müsste, als Aperahama vortrat und mir bedeutete, mich in die Mitte, auf den verzierten Stein zu stellen. Dann begann er mit einer Reihe von Ansprachen, die ich nur zur Hälfte verstand. Dem folgte, dass die Krieger mich umringten und mit einem merkwürdigen Tanz begannen, den sie mit melodisch gesprochenen Worten begleiteten. Viele davon verstand ich noch nicht, doch eine Wendung war mir bereits vertraut. »Ka mate!« – »Das ist der Tod!«
    Gut, vielleicht sollte es mein Tod sein. Auf einmal erschien mir jede Bewegung der Krieger bedrohlich. Sie beugten sich vor und zurück, schnitten Grimassen und streckten die Zunge heraus, dass es jeden unserer Geistlichen aus Angst vor dem Teufel in die Flucht geschlagen hätte. Sie zeigten ihre Narben und ihre Tätowierungen, kreisten mich immer weiter ein und führten ihren Singsang fort. Der ariki rief »Ka mate!«, die Krieger antworteten ihm mit »Ka ora!«
    Mir rutschte das Herz tatsächlich in die Hosen, denn ich fürchtete, dass jeden Moment eine Hand vorschnellen und mich mit einem

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