Der Rote Mond Von Kaikoura
dass die Verhandlungen nicht besonders gut gelaufen waren. Wollten die Maori das Land nicht tauschen? Wenn sie nur wüsste, wer der Mann war, der es ihnen anbieten wollte!
Auch Mr Caldwell und Henare wirkten bedrückt; beinahe schien das Gesicht des Maori noch länger zu sein als das seines Dienstherrn.
»Wie ist es gelaufen?«, fragte Lillian, als sie den Männern am Eingang entgegenging. Caldwell und Henare schwiegen. Ihr Großvater räusperte sich.
»Sagen wir mal so, wir haben nicht das Ergebnis erzielt, das wir wollten.«
Lillian zog fragend die Augenbrauen hoch, dann schweifte ihr Blick wieder zu Caldwell und Arana. Noch immer schienen diese nicht gewillt, irgendetwas von der Verhandlung preiszugeben.
»Und was ist passiert?«, wandte sie sich wieder an ihren Großvater.
»Die Laune des Häuptlings war nicht gerade gut, er wirkte ziemlich finster. Als der Tausch zur Sprache kam, meinte er, dass er den Platz nur gegen wirklich gutes Land tauschen würde. Außerdem verlangte er eine Zusicherung, dass seine Leute nicht behelligt werden, wenn sie sich auf dem neuen Land blicken lassen.«
»Klingt nach recht einfachen und verständlichen Bedingungen«, entgegnete Lillian, die irgendwie das Gefühl hatte, als würde man ihr etwas verheimlichen.
»Schon, aber es ist nicht immer gegeben, dass Maori von Weißen nicht behelligt werden«, schaltete sich Henare ein. »Auf Weideland kann es passieren, dass Angestellte eines Farmers versuchen, sie zu vertreiben.«
»Aber der Mann, dem das Land gehört, kann seine Leute doch anweisen, genau das nicht zu tun.« Lillian schüttelte verständnislos den Kopf. Sollte das große Vorhaben ihres Großvaters wirklich an ein paar Morgen Land scheitern?
»Für mich hat das alles nach Ausreden geklungen«, brummte Caldwell ärgerlich. »In Wirklichkeit hatte der Häuptling keine Lust, mit uns zu reden oder Geschäfte zu machen. Und anstatt Klartext zu reden, hat er allerlei Dinge gefunden, die es ihm ermöglichten, unserer Bitte nicht nachzukommen.«
»Verhandlungen mit den Maori können sehr lange dauern«, wandte Henare ein. »Es ist recht selten, dass Verhandlungen schon nach einem Gespräch für beide Seiten zufriedenstellend beendet werden können. Der ariki ist seinem Stamm verpflichtet und muss bei so wichtigen Geschäften wie dem Tausch von Land sichergehen, dass nichts zum Nachteil seiner Leute geschieht.«
Caldwells Schnaufen verriet, dass er nicht an einen Nachteil für die Maori glaubte, wenn sie Land für Land tauschten. Und eigentlich hatte er damit recht, doch etwas schien den Häuptling trotzdem zu beunruhigen.
»Er hat außerdem darum gebeten, dass seine Leute die Baustelle ungehindert passieren können, um zu ihrem heiligen Ort zu kommen.«
Das klang in Lillians Ohren schon ganz anders. Nicht das zu tauschende Land war das Problem, sondern die Tatsache, dass die Maori zu ihrem heiligen Ort wollten, der sich ganz in der Nähe befand.
»Du hast ihnen doch zugesichert, dass sie das dürfen?«, fragte Lillian, sicher, dass ihr Großvater noch immer genug Sympathie für die Maori hatte.
»Natürlich«, entgegnete Georg seufzend. »Dennoch befürchte ich, dass sie ihre religiösen Handlungen nicht ganz ungestört fortführen können. Unsere Bauarbeiten werden einigen Krach machen.«
»Dann sprecht mit ihnen doch ab, wann sie ihre Rituale durchführen wollen, und lasst die Arbeit zu diesen Zeiten ruhen.«
»Das würde aber bedeuten, dass wir eine Menge Geld zum Fenster hinauswerfen«, merkte Caldwell ärgerlich an.
»Das Geld werden Sie auch dann zum Fenster hinauswerfen, wenn Sie das Land nicht bekommen. Immerhin liegt das Baumaterial schon vor der Stadt, und Holz hat die dumme Angewohnheit, zu faulen.«
Caldwell bedachte sie daraufhin mit einem stechenden Blick, presste aber die Lippen zusammen und sagte nichts.
Aus dem Augenwinkel heraus bemerkte Lillian, dass Henare sie fast schon ein wenig bewundernd ansah. Doch das leichte Lächeln verschwand ebenso schnell von seinen Zügen, wie es aufgeflammt war.
»Ich bin sicher, dass die nächsten Gespräche besser ausgehen werden«, versuchte er seinen Boss zu beschwichtigen.
»Ja, sie werden versuchen, uns ein anderes Stück Land zu geben«, entgegnete Caldwell unwirsch, während er durch die Hütte zu seinem Gepäck stapfte. »Dann können wir die Sternwarte gleich in den Bergen errichten.«
»Was keine allzu schlechte Idee wäre«, setzte ihr Großvater hinzu, scherzhaft, wie Lillian erkannte. Caldwell
Weitere Kostenlose Bücher