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Der rote Salon

Der rote Salon

Titel: Der rote Salon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolf
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als suchte sie meine Freundschaft ... Das Eingeständnis seiner Schande wollte ich Bonneheure nicht abnehmen.
    »Die Duchesse de Roux hat nicht
Sie
um Hilfe gebeten, Monsieur Bonneheure, ihr bei der geplanten Beseitigung des Comtes zu helfen. Weshalb nicht? Sie fühlten sich ihr doch viel mehr und inniger verbunden als Monsieur de la Maupadé alias de Paul, der sie nur einmal oder zweimal sah?« Bonneheure wand sich wie ein Wurm.
    »Sie wollte mich nicht in diese Niederungen ziehen ... Ihr Gefühl für mich sollte nicht von der Befleckung durch ein solches Verbrechen betroffen werden ... Von einem Mord war nie die Rede! Sie wollte dem Comte nur einen Denkzettel verpassen! Und sie wollte die Krone an einem sicheren Ort verbergen – vor ihm.«
    »Ich begreife es nicht!«, brach es aus Distel hervor, den das Unwissen quälte wie ein Hieb mit der neunschwänzigen Katze. »Die Duchesse wollte des Comtes Plan vereiteln, die Krone zu veräußern. Warum bat sie nicht einfach den Goldschmied um Hilfe, ihn zu bestehlen? Oder ihn zur Räson zu bringen?«
    Er hatte tatsächlich in seiner Erregung ein französisches Wort verwendet.
    Zur Vernunft!
, wollte ich sagen.
Zur Vernunft?
    »Das wäre sehr naheliegend«, sagte ich. »Der abtrünnige Comte, der die Krone zu hartem Gold machen will, statt weiter mit ihrer Hilfe Frankreichs Könige im Geisterreich anzurufen und den Goldvorrat schwinden zu sehen, wird von seinen beiden vormaligen Gefährten aus dem Weg geräumt oder doch mit sanfter Gewalt eines Besseren belehrt. Aber hätte dann ohne Not ein Außenstehender mit hineingezogen und die Gefahr des Entdecktwerdens risikiert werden müssen?«
    Ich blickte zu Göttler.
    »Zu zweit gegen einen, das hätten die Duchesse und Alphonse Dampmartin mit List und Tücke schon geschafft, wenngleich der Goldschmied klein war und die falsche Anne de Pouquet schwächlich ... Aber der Harfenbauer passt nicht ins Bild.«
    »Meine Liebe«, sagte plötzlich die Kronprinzessin, »es lastet mir schlecht auf dem Gewissen, wenn der arme Mann dort so lange leidet!«
    Sie zeigte auf den Diener Karl, der sich kaum auf dem Stuhl halten konnte, auf den man ihn gesetzt hatte.
    »
Schlechtes Gewissen ist unser Schlupfloch
«, extemporierte ich und musste an die Erscheinung des blauen Königs denken.
    »Was sagten Sie? Ich dachte, man könnte den Ärmsten vielleicht hinausbringen?«, fragte die Hoheit.
    Mir aber ging ein blaues Licht auf.
    »Oh, gestatten Sie, Hoheit, dass ich dem Ärmsten noch eine Frage stelle?«
    »Aber schonen Sie ihn bitte, meine Liebe!«, sagte sie. »Er hat schon genug durchlitten.«
    Dies nun, ihn zu schonen, gedachte ich mitnichten zu tun, denn wenn ich das Wort des Geistes richtig interpretierte, so war es das schlechte Gewissen des Dieners, durch das er – der erste alte Diener seines Staates – ins Diesseits geschlüpft war. Groth wusste etwas. Und er hatte es verschwiegen. Doch nicht umsonst.
    »Das schlechte Gewissen lockt die Übel an und die Geister, Herr Groth. Wie ich hörte, haben Sie viel Geld für das Schlösschen vorm Frankfurter Tor bezahlt. Es ist ein gut gehender Betrieb, und der jetzige Besitzer will fünftausend Taler Ablösung. Hat man jemals von einem Bediensteten gehört, der genug zusammensparte, um sich selbstständig zu machen? Ich wäre die Letzte, die dem Glück Ihres Alters im Wege stehen möchte. Indes frage ich mich, da Sie weder etwas erheiratet, noch etwas geerbt haben: Woher haben Sie dieses Geld?«
    Ein Häufchen Elend jetzt, krampfhaft um Haltung bemüht. Der Ärmste ... Distel herrschte den Mann an:
    »Fünftausend ... nun, das ist eine Menge. Dafür muss ein alter Diener lange Lichter putzen! Herrgott, Mann – heraus damit: Was haben Sie dafür getan?«
    Groth war stocksteif geworden. Er kämpfte mit den widerstreitenden Gespenstern seines einst loyalen Gewissens. »Hat sich kaufen lassen!«, schnarrte der Kronprinz. »Red er, Mensch! Könnte ihm das Gewissen kurieren! Muss er keine Geister mehr sehen!«
    »Ich verspreche ihm, dass er so schmerzlos wie möglich ...«, begann der König, hielt aber inne, als die Rietz ihm in die Seite stieß.
    »Gnade, Ew. Majestät! Ich schwieg für das Geld. Doch mein Schweigen brachte keinem den Tod!«
    Er hatte es herausgeschluchzt.
    »Richtig!«, rief ich. »Aber was haben Sie gehört? Was gesehen? Und – wo?«
    »Ich hörte und sah etwas, das ich nicht hätte hören und sehen sollen ... Meister Göttler war tags darauf, nach der grauenhaften Nacht, bei

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