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Der Rote Wolf

Der Rote Wolf

Titel: Der Rote Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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darauf, den Kaskaden aus Schmutzwasser auszuweichen, als die Silhouette eines Menschen, der aus dem Kaufhaus kam, ihre Aufmerksamkeit erregte.
    Das ist doch Thomas, dachte sie. Was tut der denn hier?
    Nein, dachte sie dann, er ist es doch nicht.
    Der Mann trat zwei Schritte vor, und seine Gesichtszüge wurden von einer Straßenlaterne beleuchtet, doch, er war es!
    Ihr Gesicht öffnete sich zu einem breiten Lächeln, und wieder wurde ihr warm ums Herz, denn er war offenbar schon unterwegs, um die ersten Weihnachtsgeschenke zu besorgen!
    Sie lachte. Dieser Weihnachtsfreak, letztes Jahr hatte er schon im September angefangen, Geschenke zu kaufen. Sie erinnerte sich noch gut, wie wütend er geworden war, als sie die Geschenke auf dem Boden seines Kleiderschranks gefunden und sich bei ihm erkundigt hatte, was das für Pakete seien.
    Ein großer Schauer Schneematsch spritzte ihnen entgegen, und Ellen schrie auf.
    Annika zog die Kinder ein paar Schritte zurück und schrie dem Taxi etwas hinterher. Als sie wieder aufsah, war Thomas verschwunden. Sie suchte das Menschengewimmel nach ihm ab und erblickte ihn schließlich, als er sich zu jemandem umdrehte. Eine blonde Frau in einem langen Mantel trat zu ihm, und er legte seinen Arm um sie. Es wurde vollkommen still, alle anderen Menschen verschwanden, Annika starrte in einen langen Tunnel, an dessen anderem Ende ihr Mann stand und eine blonde Frau mit einer Leidenschaft küsste, die sie innerlich erstarren ließ.
    »Mama, es ist grün.«
    Aber sie blieb stehen und wurde von Menschen angestoßen, sah ihre Gesichter, die zu ihr sprachen, aber ihre Stimmen blieben stumm, und sie sah Thomas fortgehen und, den Arm um die Schulter der blonden Frau gelegt, verschwinden, die Hand der Frau lag um seine Taille, sie gingen langsam weiter und kehrten ihr, eingehüllt in ihre Zweisamkeit, den Rücken zu, um dann von der Menschenmenge verschluckt zu werden.
    »Wollten wir nicht über die Straße gehen, Mama? Jetzt ist die Ampel wieder rot.«
    Sie schaute auf ihre Kinder, deren Gesichter sich ihr fragend zuwandten, und merkte, dass ihr Mund offen stand. Sie schluckte einen Schrei herunter und blickte zum Verkehr auf.
    »Gleich«, antwortete sie. »Wir gehen beim nächsten Mal rüber.«
    Dann wurde die Ampel grün, der Bus kam, und sie mussten die ganze Strecke bis zum Kungsholmstorg stehen.
    Im Treppenhaus sangen die Kinder ein Lied. Die Melodie kam ihr bekannt vor, aber der Titel des Liedes wollte ihr nicht einfallen. Dann fand sie den richtigen Schlüssel nicht und musste meh rere ausprobieren, ehe sie die Tür aufbekam. Kalle fragte, ob er seine Stiefel anbehalten dürfe, und sie erlaubte es ihm, wenn er sie auf der Türmatte vorher gründlich abputzte, was er auch tat, ihr tüchtiger Sohn.
    Sie ging in die Küche, griff nach dem Telefon und wählte die Nummer von Thomas' Handy, landete jedoch nur auf seiner Mailbox. Er hatte es ausgeschaltet, schlenderte mit einer blonden Frau im Arm durch Stockholm und ging nicht an den Apparat, wenn sie ihn anrief.
    »Was gibt es zu essen?«
    Kalle stand mit seinen schicken neuen Stiefeln in der Tür. »Kokoshähnchen mit Reis«, sagte sie. »Kommt da Brokkoli rein?«
    Sie schüttelte den Kopf, spürte, dass sie in Panik geriet, klammerte sich an die Spüle, sah dem Jungen in die Augen und beschloss, dem Gefühl nicht nachzugeben.
    »Nein«, sagte sie, »es gibt Pilze und Bambussprossen und Mais dazu.«
    Sein Gesicht entspannte sich. Er lächelte und trat einen Schritt näher.
    »Weißt du was, Mama?«, sagte er. »Ich habe einen Wackelzahn. Fühl mal!«
    Sie streckte die Hand aus, merkte, dass ihre Finger zitterten, und fasste dann den Schneidezahn an, der wirklich schon sehr locker war.
    »Der wird dir bestimmt bald ausfallen.«
    »Dann bekomme ich ein Geldstück von der Zahnfee«, sagte Kalle.
    »Dann bekommst du ein Geldstück von der Zahnfee«, echote Annika, drehte sich um und musste sich setzen.
    Ihre Eingeweide zogen sich zusammen. Der Küchentisch unter ihr schien zu schwanken, und im Hintergrund stimmten die Engel ein klagendes Lied an,
winterschöne Sommerliebe, Honigblumen …
    Plötzlich spürte sie, dass sie sich übergeben musste. Sie stürzte auf die Toilette und würgte so heftig die halb verdaute Pasta aus, dass ihr die Tränen herabliefen. Anschließend hing sie keuchend über der Toilette, und der Gestank stieg ihr in die Nase.
    Hinter der Sonne ewige Liebe,
sangen die Engel aus vollem Hals.
    »Maul halten!«, schrie sie und knallte

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