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Der Rote Wolf

Der Rote Wolf

Titel: Der Rote Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Gesetzesvorlage zwingen? Und warum kündete sie durch eine Anzeige in der Lokalzeitung ihre bevorstehende Heirat an, wenn sie doch Schluss gemacht hatte?
    Vielleicht hat Karina Björnlund die Anzeige ja gar nicht selbst aufgegeben, dachte sie plötzlich. Vielleicht war die Anzeige ein Teil in der Strategie des verlassenen Mannes gewesen, der sich entweder so an ihr rächen oder aber sie zurückgewinnen wollte.
    Annika strich sich mit der Hand über die Stirn. Sie hatte Durst, ihre Lippen waren ganz trocken. Sie ließ Ersnäs hinter sich und gelangte wieder auf den überdimensionierten, vierspurigen Autobahnabschnitt.
    Ein paar verfrorene Häuser aus den dreißiger Jahren kauerten in der Dämmerung, aus ihren Schornsteinen stiegen senkrechte Rauchsäulen auf, der Wind hatte aufgegeben, die Kälte war glasklar.
    Ich muss mit Karina Björnlund sprechen, dachte sie. Ich muss die Sache so angehen, dass sie mir nicht ausweichen kann. Sie wird sich winden, lügen und versuchen, sich um jeden Preis selbst zu schützen.
    Sie kramte ihr Handy aus der Tasche, musste aber feststellen, dass sie kein Netz hatte. Statt sich darüber zu ärgern, fuhr sie weiter Richtung Lulea und wartete auf den Wiedereintritt in die Zivilisation.
    Auf Höhe der Abfahrt nach Gäddvik holte sie das Handy wieder heraus, schloss die Augen und durchkämmte ihr Gedächtnis.
    Der Zettel auf dem Computerbildschirm des Registrators, die Nummer von Karina Björnlunds Handy.
    Zweimal die Nummer des Teufels und dann eine Null.
    Sie drückte 070-666 66 60, starrte die Zahlenkombination auf dem Display einen Moment lang an und hätte beinahe eine Rechtskurve verpasst.
    Was sollte sie überhaupt sagen?
    Karina Björnlund wird mir schon zuhören, dachte sie. Ich muss sie nur erreichen. Sie drückte den Verbindungsknopf, presste den Hörer ins Ohr und fuhr langsamer.
    »Hallo?«
    Annika bremste verblüfft, denn es hatte kaum geklingelt, als die Frauenstimme sich auch schon meldete.
    »Karina Björnlund?«, sagte sie, hielt am Straßenrand und drückte den Hörer fester ins Ohr, weil es im Hintergrund laut rauschte.
    »Ja?«
    »Mein Name ist Annika Bengtzon, ich arbeite für das
Abendblatt
…«
    »Woher haben Sie diese Nummer?«
    Annika starrte die Fassade eines roten Bauernhofs an und sprach mit völlig neutraler Stimme.
    »Ich frage mich, ob der Rote Wolf in letzter Zeit den Gelben Drachen gesehen hat?«, sagte sie und horchte intensiv in das Rauschen hinein. Sie hörte Stimmen sprechen, eine blecherne Lautsprecherdurchsage hallte im Hintergrund, und in der nächsten Sekunde war die Leitung tot.
    Annika drückte auf Wahlwiederholung und landete bei einer unpersönlichen elektronischen Mailbox-Stimme, hinterließ jedoch keine Nachricht.
    Wo hatte Karina Björnlund das Gespräch angenommen? Was hatte die blecherne Lautsprecherstimme im Hintergrund gesagt?
    Sie schloss die Augen und presste die Fingerspitzen an die Schläfen.
    Letzter Aufruf für SK009 nach Stockholm, Gate Nummer 5. Hatte sie das wirklich gesagt?
    Letzter Aufruf für SK009 nach Stockholm, Gate Nummer 5? Das war die Ankündigung eines Fluges, so viel war sicher. Aber SK? Stand das nicht für SAS?
    Sie rief die Auskunft an und bat darum, mit Scandinavian Airlines System, Abteilung Unternehmenskunden, verbunden zu werden.
    Anschließend musste sie dreißig Sekunden in einer Telefonschleife warten, bis sie an der Reihe war.
    »SK009 ist die Nachmittagsmaschine von Kailax nach Arlanda«, sagte der Mitarbeiter von SAS.
    Karina Björnlund stand also in diesem Moment auf dem nur knapp fünf Kilometer entfernten Flughafen und war entweder auf dem Weg nach Stockholm oder gerade erst angekommen und wartete an der Gepäckausgabe.
    Sie dachte kurz darüber nach, die Gelegenheit zu nutzen und ihren Rückflug nach Stockholm zu buchen, beschloss jedoch, da mit lieber noch zu warten. Dann fuhr sie bis zum Kreisverkehr, nahm die rechte Ausfahrt und rollte auf eiskalten Straßen zum Flughafen Kallax.
    Wegen des Taxifahrerstreiks mussten alle, die kein eigenes Auto hatten, den Bus vom Flughafen nach Lulea nehmen. Annika sah die Warteschlange vor dem Terminal, Menschen, die geduckt mit der Kälte und ihren schweren Koffern kämpften. Sie wollte gerade auf dem Weg zum Mietwagenparkplatz den Flughafenbus überholen, als sie Karina Björnlund erblickte.
    Die Ministerin stand am hinteren Ende der Schlange und wartete geduldig darauf, dass sie an der Reihe war.
    Was macht die eigentlich hier?, dachte Annika.
    Sie fuhr an die

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