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Der Rote Wolf

Der Rote Wolf

Titel: Der Rote Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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entdeckte, dass sie dabei war, in eine Fußgängerzone zu fahren. Menschen gingen langsam vor dem Auto her und glotzten sie auffordernd an. Sie sah auf und bemerkte jetzt auch das Schild, das allen Kraftfahrzeugen außer Linienbussen die Durchfahrt untersagte. Sie geriet in Panik, fuchtelte am Schaltknüppel herum, um den Rückwärtsgang zu finden, sah, dass der Bus immer näher heranglitt, drehte hektisch am Lenkrad und wich ihm mit kreischenden Reifen aus.
    Der Bus fuhr vorbei. Jetzt würde sie die Ministerin aus den Augen verlieren und konnte nicht herauskriegen, wohin sie unterwegs war.
    Buslinie 1, dachte sie. Der Bus, den Linus Gustafsson immer genommen hatte.
    Nach Svartöstaden. In östliche Richtung.
    Sie fuhr zum Hafen und bog dort nach links in Richtung Eisenhüttenwerk ab.
    An der Überführung über die Eisenbahngleise fuhr sie an den Straßenrand und wartete. Wenn sie sich nicht geirrt hatte, musste der Bus in Kürze an ihr vorbeikommen.
    Vier Minuten später rollte der Bus Richtung Malmudden an ihr vorüber.
    Lövskatan las sie, als der Bus rechts abbog, hatte hier nicht früher Margit Axelsson gewohnt? Föreningsgatan sah sie auf einem Schild, und der Bus passierte ein unübersichtliches und verlassenes Industriegebiet, das im Schatten eines riesigen rußschwarzen Hanges aus frisch gefördertem Eisenerz lag. Linker Hand standen Reihen gleichförmiger, zweistöckiger Mietshäuser aus den vierziger Jahren, direkt vor ihr erhob sich ein gigantisches verlassenes Fabrikgebäude, das mit der Eisenerzhalde verwachsen zu sein schien. Scharf gezackte Fensteröffnungen sandten Warnungen ins Dämmerlicht hinaus. Sie blieb an dem Bus dran, als die Straße nach links führte und dem Verlauf der Eisenbahnlinie folgte. Eine riesige Stahlrinne schwebte hoch über ihr, und unter ihr kauerte eine Reihe von graffitibeschmierten und verfallenden Industriehallen, umgeben von Kabeln, Stahlbalken, Reifen, Paletten. Sie sah rostige Lastwagenanhänger und einen zerbrochenen Bauwagen, einige überfüllte Container, Bleche, Rohrstücke und ein Holzboot unter einer Persenning. Weit und breit war kein Mensch zu sehen.
    Dann blinkte der Bus und hielt an einem Haltestellenschild, Annika bremste zwanzig Meter dahinter und kam im Schutz eines Autowracks zum Stehen.
    Karina Björnlund stieg mit ihrer Ledertasche aus, und Annika machte sich auf dem Fahrersitz klein und starrte hinter ihr her.
    Buslinie 1 blinkte und fuhr wieder auf die Straße. Die Kultusministerin blieb stehen und sah zur Eisenbahnlinie hinüber, ihr Atem hing wie eine Wolke um sie herum, und sie schien zu zögern.
    Annika schaltete den Motor aus und zog den Schlüssel aus dem Zündschloss. Sie wartete im warmen Inneren des Wagens, ohne die Frau aus den Augen zu lassen.
    Dann wandte sich Karina Björnlund hastig um, ging auf die Kuppe des Hügels zu und entfernte sich von dem Industriegebiet.
    Annika erstarrte, fingerte an den Schlüsseln herum, biss sich in die Wange.
    Sollte sie aussteigen und der Ministerin folgen? Zu ihr fahren und ihr anbieten, sie mitzunehmen? Oder abwarten, ob sie zurückkam? Sie rieb sich die Augen.
    Ganz gleich, wohin Karina Björnlund wollte, auf Gesellschaft war sie mit Sicherheit nicht erpicht.
    Annika öffnete die Autotür, holte Mütze und Skihandschuhe aus der Tasche, schlug die Tür zu und schloss den Wagen ab. Die Kälte schlug ihr erbarmungslos entgegen. Wie war es nur möglich, in einem solchen Klima zu leben? Sie blinzelte, die Luft war extrem trocken, sodass ihre Augen brannten.
    Der Tag war jetzt dunkelgrau, fast erloschen. Der Himmel war fern, klar und vollkommen farblos, über den Erzhalden funkelten Sterne. Zwei Straßenlaternen verbreiteten mattes und hoffnungsloses Licht in einem eng abgezirkelten Kreis zu ihren Füßen. Karina Björnlund war jenseits der Hügelkuppe verschwunden, kein anderes Lebewesen war zu sehen. Das Donnern des Stahlwerks erreichte sie hier nur als ein dumpfes Grollen.
    Zögernd ging sie den Hügel hinauf, beäugte wachsam Sträucher und Schatten.
    Kurz hinter der Hügelkuppe knickte die Straße abrupt nach links ab und führte in das Wohngebiet zurück, doch geradeaus gab es einen schmalen Weg, den man nur notdürftig von Schnee und Eis befreit hatte. Ein Verkehrsschild untersagte die Durchfahrt.
    Annika kniff die Augen zusammen und sah sich um, konnte die Ministerin jedoch nirgendwo entdecken. Sie machte ein paar Schritte auf den privaten Weg und lief dann, so schnell sie sich traute, auf Eis und

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