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Der Rote Wolf

Der Rote Wolf

Titel: Der Rote Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Järvakrog kam der Verkehr endlich ins Rollen, und als sie die Abzweigung zum Flughafen Arlanda hinter sich gelassen hatte, war die Autobahn nur noch wenig befahren. In schnellem Tempo erreichte sie Uppsala, verließ die Autobahn und nahm die Landstraße nach Östhammar. Sie fuhr durch die Kulturlandschaft dieser Region, dunkelbraune Erde in frostigen Ackerfurchen, darin Inseln mit roten Häusern und weiß getünchten Scheunen. Ortschaften, die ihr völlig unbekannt waren, sausten vorbei, Orte mit Schulen, Supermärkten und Krankenhäusern, in denen die Menschen ihr ganzes Leben verbrachten, ohne dass sie von ihrer Existenz gewusst hätte. Sie sah Wurstbuden mit Vorhängen in den abstrakten Mustern von Ikea und die eine oder andere Weihnachtsdekoration. Das graue Licht ließ die Umgebung unscharf werden, sie schaltete die Scheibenwischer an. Die Straße wurde immer schmaler und kurvenreicher, je weiter sie nach Norden kam. Sie landete hinter einem Bus des örtlichen Nahverkehrs, der über zehn Kilometer lang höchstens sechzig fuhr, ehe sie ihn endlich überholen konnte, aber sie beschloss, sich von solchen Dingen nicht stressen zu lassen. Einer der Gründe für ihre Fahrt war die Aussicht gewesen, das Zeitungsgebäude verlassen zu können. Sie nutzte das ruhige Tempo, um die Wegbeschreibung, die Gunnel Sandström ihr gegeben hatte, aus den Tiefen ihrer Tasche zu kramen.
    Beim Kreisverkehr Richtung Gävle fahren, sieben Kilometer nach Norden, dann liegt rechts von der Straße ein roter Bauernhof, ein Pferdeanhänger steht in der Auffahrt und auf der Veranda ein Gartenzwerg. Eigentlich sonnenklar, aber sie hätte trotzdem beinahe die Einfahrt des Hofs verpasst, musste eine Vollbremsung hinlegen und merkte, dass es tatsächlich höllisch glatt war. Sie parkte den Wagen hinter dem Pferdeanhänger und ließ den Motor noch einen Moment im Leerlauf, während sie sich den Hof anschaute.
    Ein großes Bauernhaus zur Rechten, zusätzlich mit neuen Paneelen isoliert, die Fensterrahmen könnten einen neuen Anstrich gebrauchen. Eine relativ neue Veranda aus imprägniertem Holz, im Küchenfenster eine kleine weiße Porzellanlampe und vier kleine Alpenveilchen. Zur Linken die Wirtschaftsgebäude mit einem Silo, Tierställen und Werkstätten, ein Misthaufen und ein paar landwirtschaftliche Maschinen, die offenbar ausrangiert worden waren.
    Ein richtiger Bauernhof, dachte sie, effektiv, aber nicht pedantisch betrieben, traditionell, aber nicht sentimental.
    Sie schaltete den Motor aus, sah die Frau als einen Schatten in der Küche, nahm ihre Tasche und ging zum Haus hinauf.
    »Kommen Sie herein«, sagte Gunnel Sandström mit dünner Stimme. Ihre Augen waren verquollen. Annika ergriff ihre knochentrockene Hand.
    Die Frau war gut fünfzig Jahre alt, klein und kräftig. Sie wirkte natürlich, Eitelkeit war ihr mit Sicherheit fremd. Sie hatte graue, kurz geschnittene Haare und trug eine weinrote Strickjacke mit Schärpe.
    »Herzliches Beileid«, sagte Annika und fand, dass die Worte plump und floskelhaft klangen, aber die Schultern der Frau senkten sich ein wenig, sie hatte offenbar doch den richtigen Ton getroffen.
    »Legen Sie doch bitte ab, kann ich Ihnen einen Kaffee anbieten?«
    Annika spürte immer noch die Gerbsäure des kalten Automatenkaffees auf der Zunge, nahm das Angebot aber dennoch an. Sie hängte ihre Jacke auf, zog die Schuhe aus und erkannte, dass die Frau Verhaltensmustern folgte, die seit Jahrzehnten eingespielt waren. In diesem Haus wurde Besuchern Kaffee angeboten, egal in welcher Lebenssituation. Gunnel Sandström ging zum Herd und schaltete die Blitzplatte auf sechs, goss vier Tassen Wasser in die Kanne, schüttete vier Maßeinheiten Kaffee aus einer grünrosa Dose neben dem Gewürzregal hinein und hielt mit der rechten Hand den Griff der Kanne fest, um sie von der Platte zu ziehen, sobald das Wasser aufkochte.
    Annika setzte sich mit ihrer Tasche an den Klapptisch in der Küche, beobachtete verstohlen Gunnel Sandströms mechanische Bewegungen und versuchte sich über die Gemütsverfassung der Frau klar zu werden. Sie sog den Geruch von Brot, Kaffee, Stall und etwas anderem, das eventuell Schimmel war, ein. Ihr Blick ruhte auf dem offenen Kamin, den lackierten Kieferflächen der Kücheneinrichtung, den Dachbalken, dem grün gemusterten Linoleumboden.
    »Ich lese das
Abendblatt
nicht besonders oft«, erklärte Gunnel Sandström, nachdem der Kaffee fertig war. »Es steht in letzter Zeit so viel Mist drin, aber nichts

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