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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Mueller war nicht der einzige, der an Rache glaubte. Die Familie, der Clan, das Dorf derjenigen, die er ermordet hatte - sie würden ebenfalls Rache für ihre Gefallenen suchen; und sie würden sich vielleicht nicht mit den Muellers begnügen - wenn sie überhaupt wußten, wer die Mörder waren.
    Und wenn nicht, wenn sie nur wußten, daß die Mörder Weiße waren… Mich schauderte erneut. Ich hatte schon genug Geschichten von Massakern gehört, um zu wissen, daß die Opfer nur sehr selten
ihr Schicksal selbst provoziert hatten; sie hatten nur das Pech, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Fraser’s Ridge lag genau zwischen dem Muellerhof und den Indianerdörfern - was im Moment entschieden der falsche Ort zu sein schien.
    »Oh, Gott, ich wünschte, Jamie wäre hier.« Mir war nicht bewußt, daß ich laut gesprochen hatte, bis Lord John antwortete.
    »Ich auch«, sagte er. »Obwohl ich anfange zu glauben, daß William bei ihm viel sicherer ist als er es hier wäre - und das nicht nur wegen der Krankheit.«
    Ich sah ihn an, und plötzlich wurde mir klar, wie schwach er immer noch war; dies war das erste Mal seit einer Woche, daß er das Bett verlassen hatte. Unter den Überresten des Ausschlags war sein Gesicht weiß, und er lehnte sich gegen den Türpfosten, um nicht hinzufallen.
    »Ihr solltet überhaupt nicht auf sein!« rief ich aus und faßte ihn am Arm. »Geht ins Haus und legt Euch sofort hin.«
    »Ich habe nichts«, sagte er gereizt, zog aber weder den Arm weg noch protestierte er, als ich darauf bestand, daß er sich wieder ins Bett legte.
    Ich kniete mich hin, um nach Ian zu sehen, der sich unruhig und fieberglühend auf dem Rollbett herumwarf. Seine Augen waren geschlossen, seine Gesichtszüge geschwollen und durch den ausbrechenden Ausschlag entstellt, und die Lymphdrüsen in seinem Hals waren so rund und hart wie Eier.
    Rollo steckte fragend die Nase unter meinem Ellbogen durch, stieß seinen Herrn sanft an und jaulte.
    »Er wird schon wieder«, sagte ich bestimmt. »Warum gehst du nicht nach draußen und hältst Ausschau nach unserem Besuch, hm?«
    Doch Rollo ignorierte diesen Rat und saß statt dessen da und sah geduldig zu, wie ich ein Tuch in kühlem Wasser auswrang und Ian wusch. Ich rüttelte ihn halb wach, bürstete ihm die Haare, gab ihm den Nachttopf und überredete ihn, etwas Melissensirup zu sich zu nehmen - und lauschte dabei die ganze Zeit auf Hufschläge und Clarences fröhliche Ankündigung, daß wir Gesellschaft bekamen.
     
    Es wurde ein langer Tag. Nachdem ich stundenlang bei jedem Geräusch zusammengefahren war und bei jedem Schritt über meine Schulter geblickt hatte, konzentrierte ich mich schließlich auf meine Tagesarbeit. Ich versorgte Ian, der fieberte und sich elend fühlte, fütterte das Vieh, rupfte Unkraut im Garten, pflückte zarte, junge Gurken zum Einlegen und ließ Lord John, der mir seine Hilfe anbot, Bohnen enthülsen.

    Auf dem Weg vom Abort zum Ziegenstall blickte ich sehnsuchtsvoll in den Wald. Ich hätte viel darum gegeben, einfach in diese kühlen, grünen Tiefen davonzuwandern. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, daß ich einen solchen Impuls hatte. Doch die Herbstsonne brannte auf unseren Hof herab, und die Stunden verstrichen in friedlicher Stille ohne ein Spur von Gerhard Mueller.
    »Erzählt mir von diesem Mueller«, sagte Lord John. Sein Appetit kehrte zurück; er hatte seine Portion gebratene Champignons komplett gegessen, obwohl er den Salat aus Löwenzahnblättern und Kermesbeeren beiseite geschoben hatte.
    Ich dagegen pflückte einen zarten Kermesbeerenstiel aus der Schüssel, knabberte daran und genoß den scharfen Geschmack.
    »Er ist das Oberhaupt einer großen Familie; Deutsch-Lutheraner, wie Ihr zweifellos mitbekommen habt. Sie wohnen ungefähr fünfzehn Meilen von hier, unten im Flußtal.«
    »Ja?«
    »Gerhard ist groß, und er ist stur, wie Ihr ebenfalls zweifelsohne mitbekommen habt. Spricht ein paar Worte Englisch, aber nicht viel. Er ist alt, aber, mein Gott, er ist stark!« Ich konnte immer noch vor mir sehen, wie der alte Mann, dessen Schultern von sehnigen Muskeln durchflochten waren, fünfzig Pfund schwere Mehlsäcke in seinen Wagen warf, als enthielten sie Federn.
    »Dieser Streit, den er mit Jamie hatte - hat er den Eindruck gemacht, als wäre er von der nachtragenden Sorte?«
    »Er ist definitiv von der nachtragenden Sorte, aber nicht deswegen. Es war kein richtiger Streit. Es -« Ich schüttelte den Kopf und suchte nach einer

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