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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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den Jahren, die ich als Ärztin gearbeitet hatte, hatte ich selbst eingefahrene Ehen unter viel geringerem Druck zerbrechen sehen. Und solche, die nicht zerbrachen, sondern durch Mißtrauen verkrüppelt wurden… Ich preßte unwillkürlich die Hand gegen mein Bein und spürte den Goldring winzig und hart in meiner Tasche. Von F. für C. in Liebe. Immer.
    »Würdest du es tun?« sagte ich schließlich. »Wenn ich es wäre?« Er sah mich scharf an und öffnete den Mund, als wollte er etwas sagen. Dann schloß er ihn und sah suchend in mein Gesicht, die Augenbrauen sorgenvoll verzerrt.
    »Ich hätte beinahe ›Aye, natürlich!‹ gesagt«, sagte er schließlich langsam. »Aber ich habe dir einmal Ehrlichkeit versprochen, nicht wahr?«
    »Das ist wahr«, sagte ich und spürte mein Herz unter der Last meiner Schuld sinken. Wie konnte ich ihn zur Ehrlichkeit zwingen, wenn ich sie nicht erwidern konnte? Und doch hatte er gefragt.
    Er versetzte dem Zaunpfahl einen leichten Faustschlag.
    » Ifrinn! Ja, verdammt - das würde ich. Du wärst die Meine, auch wenn das Kind es nicht wäre. Und wenn du - ja. Das würde ich«, wiederholte er fest. »Ich würde dich nehmen, und das Kind zusammen mit dir, und der Rest der Welt wäre mir egal!«
    »Und später nie mehr darüber nachdenken?« fragte ich. »Es nie im Kopf haben, wenn du in mein Bett kämst? Niemals den Vater sehen, wenn du das Kind ansiehst? Es mir nie vorwerfen, es nie zwischen uns kommen lassen?«
    Er öffnete den Mund, um zu antworten, schloß ihn dann aber wieder, ohne etwas zu sagen. Dann sah ich, wie eine Veränderung seine Gesichtszüge trat, ein plötzlicher Schock erschrockenen Begreifens.

    »Oh, Himmel«, sagte er. »Frank. Nicht ich. Es ist Frank, von dem du sprichst.«
    Ich nickte, und er packte meine Schultern.
    »Was hat er dir angetan?« fragte er fordernd. »Was? Sag es mir, Claire!«
    »Er hat zu mir gestanden«, sagte ich, und es hörte sich sogar in meinen Ohren erstickt an. »Ich habe versucht, ihn fortzuschicken, doch er wollte es nicht. Und als das Baby - als Brianna kam - er hat sie geliebt, Jamie. Er war sich nicht sicher, er glaubte nicht, daß er es könnte - und ich auch nicht -, doch er hat sie wirklich geliebt. Es tut mir leid«, fügte ich hinzu.
    Er holte tief Luft und ließ meine Schultern los.
    »Das darf dir nicht leid tun«, sagte er schroff. »Niemals.« Er rieb sich mit der Hand über das Gesicht, und ich konnte hören, wie er leise über seine Bartstoppeln kratzte.
    »Und was ist mit dir, Sassenach?« sagte er. »Was du gesagt hast - wenn er zu dir ins Bett gekommen ist. Hat er gedacht…« Er brach abrupt ab und ließ all seine Fragen zwischen uns in der Luft hängen, unausgesprochen, aber dennoch gestellt.
    »Es könnte an mir gelegen haben - meine Schuld, meine ich«, sagte ich schließlich in die Stille. »Ich konnte nicht vergessen, verstehst du? Wenn ich es gekonnt hätte… wäre es vielleicht anders gewesen.« Ich hätte es dabei belassen sollen, doch ich konnte es nicht; die Worte, die sich den ganzen Abend über aufgestaut hatten, brachen in einer Flut hervor.
    »Es wäre vielleicht einfacher - besser - für ihn gewesen, wenn es eine Vergewaltigung gewesen wäre. Das ist es, was sie ihm gesagt haben, weißt du - die Ärzte; daß ich vergewaltigt und mißbraucht worden war und daß ich Wahnvorstellungen hatte. Das ist es, was alle geglaubt haben, aber ich habe ihm immer wieder gesagt, nein, so war es nicht, habe darauf bestanden, ihm die Wahrheit zu sagen. Und nach einiger Zeit - hat er mir geglaubt, zumindest ein Stück weit. Und das war das Problem; nicht, daß ich ein Kind von einem anderen hatte - sondern daß ich dich liebte. Und nicht aufhörte, dich zu lieben. Ich konnte es nicht«, fügte ich leiser hinzu. »Er war besser als ich, Frank. Er konnte die Vergangenheit von sich schieben, zumindest um Briannas willen. Aber für mich…« Die Worte blieben mir im Hals stecken, und ich hielt inne.
    Da wandte er sich um und sah mich lange an, sein Gesicht völlig ausdruckslos, die Augen unter den Schatten seiner Brauen verborgen.

    »Und so hast du zwanzig Jahre mit einem Mann zusammengelebt, der dir etwas nicht verzeihen konnte, woran du gar nicht schuld warst? Ich habe dir das angetan, nicht wahr?« sagte er. »Mir tut es auch leid, Sassenach.«
    Mir entfuhr ein kurzer Atemzug, der ein halber Seufzer war.
    »Du hast gesagt, du könntest mich in Stücke reißen, ohne mich zu berühren«, sagte ich. »Du hattest ja so

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