Der Ruf des Abendvogels Roman
Autopsiebericht stand, dass sein Rücken und die Rückseiten seiner Arme von Bisswunden übersät waren, die genau zu den Zähnen unseres Hundes passten.«
Riordan versuchte, sich Taras Worte in Erinnerung zu rufen. Sie hatte erwähnt, dass der Hund ihr zu Hilfe gekommen sei, und gesagt, möglicherweise habe das Tier ihr das Leben gerettet.
»Als er in einem der Ställe gefunden wurde, lag er auf dem Rücken. Die Männer, die ihn hinausschafften, nahmen an, dass das Blut auf seinem Rücken von den Stichen mit einer Forkestammten, die ganz in der Nähe stand. Ninian wusste genau, dass der Hund Stanton niemals angegriffen hätte – es sei denn, er hätte Tara etwas getan. Mein Mann war vollkommen erschüttert, als er die Wahrheit erfuhr. Er hat sich auf die Suche nach Tara gemacht, ist aber nie sehr nah an die Zigeunerlager herangekommen. Dann hat er einige Zigeuner bezahlt, damit sie ihm Informationen beschafften, doch ich glaube, sie nahmen sein Geld und ignorierten seine Bitten. Er hoffte und betete, dass sie wieder nach Hause kommen würde, und an jedem Tag, an dem sie nicht kam, ist ein kleines Stück von ihm gestorben. Ich habe immer gebetet, dass sie zurückkehren möge, bevor es zu spät war, aber meine Bitten sind nicht erhört worden. Jetzt zweifle ich daran, dass sie jemals zurückkommt.« Sie kämpfte verzweifelt mit den Tränen. »Aber es ist inzwischen auch sehr wahrscheinlich, dass es bald kein Zuhause mehr geben wird, zu dem sie zurückkehren könnte. Ich fürchte, ich werde die Farm verkaufen müssen, aber nur Gott weiß, wer im Moment die Mittel besitzt, Land zu erwerben, und sei es zu einem Schleuderpreis!«
Ein paar Minuten lang tranken sie schweigend ihren Tee. Riordan war von vielen widerstreitenden Gefühlen erfüllt. Auch er hatte Tara falsch beurteilt. Sie hatte die Wahrheit gesagt, und er hatte ihr nicht glauben wollen – aus Furcht, dieselbe schreckliche Enttäuschung zu erleben wie in jener Nacht im Zigeunerlager. Während der letzten Monate, seit er sie zuletzt gesehen hatte, hatte er geahnt, dass ihre Geschichte der Wahrheit entsprach, und es war ihm sehr schwer gefallen, dieses Wissen zu ignorieren.
»Vor ein paar Monaten war Tara in der Galerie, um ein Bild zu verkaufen«, sagte er ruhig.
Überrascht sah Elsa ihn an, als glaubte sie, sich verhört zu haben. »Was haben Sie ... Sagten Sie, Sie hätten Tara gesehen? Meine Tara? Wie können Sie so sicher sein, dass sie es war? Sie sind ihr doch noch nie begegnet, nicht wahr?«
»Ich hatte sie nur einmal kurz gesehen, aber ich besaß ein Porträt von ihr.«
Elsa war verwirrt.
»Ich sollte wohl von vorn anfangen«, meinte Riordan seufzend. »Vor vielen Jahren bat mich Victoria, Tara für sie ausfindig zu machen.«
»Victoria? Das Letzte, was ich von ihr hörte, ist, dass sie in irgend so einem ... unzivilisierten Land lebt, wo es wilde Eingeborene gibt und keinen Nachbarn im Umkreis von Hunderten von Meilen.«
»In Australien.«
»Richtig.«
»Haben Sie noch Verbindung zu ihr?«
Elsa schüttelte den Kopf. »Wir haben schon jahrelang nichts mehr voneinander gehört. Sie hat Ninian aus Australien geschrieben, aber er hat ihre Briefe nie beantwortet. Er liebte seine Schwester, aber er war einfach nicht in der Verfassung, mit ihr oder irgendjemand anderem Kontakt zu pflegen. Ich wusste, dass sie immer viel gereist ist, und habe gedacht, dass sie weitergezogen sein wird. Darum habe ich selbst ihr nie geschrieben.« Elsa starrte auf ihre Hände hinab und fuhr fast flüsternd fort: »Außerdem hatte Victoria Tara sehr gern. Ich wusste nicht, was ich ihr sagen sollte.« Sie wandte den Blick ab, sichtlich bewegt. »Wissen Sie, wo Victoria sich jetzt aufhält? Ich sollte ihr schreiben, dass Ninian gestorben ist.«
Riordan nickte. »Ich habe zumindest eine Adresse.«
Sie nickte. »Bitte, sagen Sie mir, was Sie über Tara wissen, und meinen Sie nicht, mir irgendetwas ersparen zu müssen.«
Riordan spürte, dass Elsa das Schlimmste befürchtete, und konnte sie gut verstehen.
»Als Victoria das letzte Mal zu Besuch hier war«, begann er, »hatte Tara ihr ein Porträt von sich geschickt. Victoria sandte es an mich weiter, damit ich sie erkennen konnte, wenn ich ihr begegnete.« Er beobachtete, wie Elsa diese neue Information aufnahm. Unbehaglich fuhr er fort: »Das Bild war von Taras Ehemann gemalt worden, einem Zigeuner, und Victoria hielt es fürmöglich, dass er versuchen würde, der Galerie weitere seiner Werke zu
Weitere Kostenlose Bücher