Der Ruf des Abendvogels Roman
als sie selbst, leicht Freunde gefunden.
»Wenn sie keine Passagierin der Ersten Klasse war, wird sie sicher ihre Kabine mit jemandem geteilt haben. Ich müsste in den Papieren nachsehen, aber ich kann ihnen wahrscheinlich nicht sagen, ob ihre Kabinengenossin umgekommen ist oder nicht.«
»Sehen Sie gefälligst nach, Mr. ... Stewart. Wenn ihreNachbarin eine Adresse angegeben hat, hätte ich wenigstens einen Anhaltspunkt!«
»Ich fürchte, ich kann Ihnen keine persönlichen Informationen über Passagiere geben, die nicht mit Ihnen verwandt sind, Mrs. Conway. Das wäre gegen die Regeln unserer Gesellschaft, Madam.«
Man sah Moyna an, dass sie innerlich aufstöhnte. Nun gut, dann musste sie also ernsthaft unangenehm werden, etwas, das sie nur zu gut beherrschte. Magnus sah mit Schrecken, wie ihre ohnehin sehr hervorstechenden Augen so weit aus ihren Höhlen traten, als würden sie im nächsten Moment wie Korken von Rumfässern herausspringen und auf den Tresen fallen. Und dann begann Moyna wie eine Sirene zu heulen.
»Bitte, Madam, hören Sie auf damit«, rief Magnus und hielt sich die Ohren zu. Doch Moyna war nicht zu stoppen. Sie heulte, so laut sie konnte, und ihre Töchter stimmten mit ein. Zusammen produzierten sie einen infernalischen Lärm.
»Bitte, Madam, ich werde versuchen, etwas zu finden«, rief Magnus, dem furchtbar übel war. »Ich bitte Sie nur, hören Sie auf mit diesem schrecklichen Geschrei!«
Moyna verstummte augenblicklich. Ihr Gesicht war fast dunkelrot angelaufen. »Still, Balg!«, sagte sie und kniff eines der Mädchen ins Ohr, ohne auch nur hinzusehen. »Hab ich richtig gehört?«, fragte sie dann Magnus. »Willst du mir wirklich helfen, Mann?«
Er nickte resigniert und ging nach hinten in sein eigenes Büro. Nach einigen Minuten angestrengten Blätterns in den Unterlagen kam er wieder heraus. Fast flüsternd sagte er: »Ich habe ein Formular gefunden, dass eine Mrs. Tara Flynn ausgefüllt hat, die Frau, die auf dem Schiff mit Ihrer Schwester und deren Tochter eine Kabine geteilt hat. Als Ziel steht hier eingetragen ›Tambora-Farm, bei Wombat Creek, Südaustralien‹. Allerdings findet sich diese Adresse nirgendwo anders in den Unterlagen, und da einige der Listen verloren gegangen sind, weiß ich nicht, ob Mrs. Flynnunter den Überlebenden war oder nicht. Wenn Sie also mit ihren Verwandten Kontakt aufnehmen, empfehle ich Ihnen dringend, behutsam vorzugehen!«
»Es wird sicher Monate dauern herauszufinden, ob meine Schwester am Leben ist«, beklagte sich Moyna, die an ihre eigene prekäre Lage dachte.
Magnus wünschte sich nichts sehnlicher, als dass sie endlich verschwinden würde. »Ich weiß, dass viele der Angehörigen telegrafiert haben – vielleicht sollten Sie dasselbe tun.«
Moyna dachte sofort an die Ausgaben, die dann auf sie zukommen würden. »So was können sich nur die Reichen leisten«, erwiderte sie.
Magnus war versucht, ihr das Geld zu geben – er hätte alles getan, um sie loszuwerden. »Wenn Sie wirklich so in Sorge sind ... könnten Sie die Nachricht ja ganz kurz halten.«
Obwohl es sie ärgerte, dass er die Aufrichtigkeit ihrer Gefühle infrage stellte, erwog Moyna diesen Vorschlag. »Vielleicht werde ich genau das tun, Mr. Stewart!« Sie verließ das Büro, ihre wimmernden Sprösslinge hinter sich her ziehend.
Magnus Stewart seufzte erleichtert auf. Lieber wäre er auf einem sinkenden Schiff gewesen oder auf dem Weg in einen Krieg, als einen weiteren Besuch von Moyna Conway und ihren Kindern ertragen zu müssen. Hastig eilte er auf eine Tür zu, auf der ein Schild mit der Aufschrift WC angebracht war.
»Missus, kommen Sie, sehen Sie, da draußen ...!«
Tara schlug die Augen auf und blinzelte im hellen Sonnenlicht, dass durch die geöffneten Balkontüren hereinströmte. »Was soll ich sehen? Wie viel Uhr ist es eigentlich?« In ihrem Kopf herrschte ein seltsames Durcheinander, was sie daran erinnerte, dass sie Wein einfach nicht gewöhnt war.
»Acht Uhr, Missus.«
»Morgens?«
»Ja, Missus. Yani, Mona und Mumu arbeiten im Garten!«
Verwundert setzte Tara sich auf. »Soll das heißen, sie sind von selbst zurückgekommen?«
»Ja, Missus!« Tara fand es unglaublich, dass sie trotz des Lärms der Papageien tief geschlafen hatte. Sogar die Opossums hatten sie nicht stören können, obwohl sie vergessen hatte, am Abend zuvor die Balkontüren zu schließen. Ein rascher Blick in die Runde zeigte ihr einige Hinterlassenschaften der munteren Tiere.
»Wo ist
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