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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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unter den Folgen des damaligen Geschehens zu leiden haben würde, doch es war immerhin möglich, und deshalb musste er sie vorwarnen.
    »Die Polizei hat mir bei meiner Verhaftung gesagt, dass Stanton zwei Tage später gestorben ist, an einem Blutgerinnsel in seinem Gehirn. Ich erinnere mich, dass er gegen die Stallwand fiel, wo auch eine Forke stand – aber ich habe kein Blut gesehen. Die Polizei glaubt, ich hätte ihn mit der Forke geschlagen, aber ich schwöre dir, so war es nicht. Jedenfalls haben sie meine goldene Kette und das Medaillon auf dem Boden im Stroh gefunden und sie ein paar Schmuckhändlern in der Gegend gezeigt. Einer hatte die Kette für mich angefertigt und hat ihnen eine Beschreibung von mir gegeben. Völlig ahnungslos ging ich vor ein paar Monaten, als ich wieder einmal in der Gegend zu tun hatte, zu demselben Juwelier in Maynooth und bat ihn, mir genau so ein Medaillon zu machen wie das, das ich verloren hatte. Er tat es, verlangte allerdings einen unverschämten Preis und ging zur Polizei, als ich die letzte Rate nicht aufbringen konnte. Ich hatte vorher auf einigen Farmen in der Gegend gearbeitet, Land gerodet und Holz gehackt. Einer der Farmer, ein Nachbar deines Vaters, erkannte die Kette und das Medaillon, und die Aussagen des Farmers und des Juweliers reichten der Polizei, um einen Haftbefehl gegen mich auszustellen. Und weil hinten auf dem Medaillon meine Initialen eingraviert waren, gab es für mich auch keine Ausreden – also hatten sie mich. Ich wurde wegen Mordes an Stanton Jackson angeklagt.«
    »Oh, Garvie!« Tara begann leise zu schluchzen.
    »Weine nicht, Liebste!«
    »Es ist alles meine Schuld! Wenn ich in dieser Nacht nicht zu euch ins Lager gelaufen wäre, wäre all das nicht passiert.«
    »Sag nicht so etwas, Tara! Du bist das Beste, was mir jemals widerfahren ist. Ich bin zu nichts nutze. Du musstest dich ohne eigene Schuld die meiste Zeit deiner Ehe allein durchschlagen!«
    »Du hast sicherlich oft über die Stränge geschlagen, Garvie, aber du hast ein gutes Herz!«
    »Kinder können über die Stränge schlagen, Tara. Ich bin einfach ständig in Schwierigkeiten, und du wärst ohne diese Schwierigkeiten besser dran!«
    »Ich gehe zur Polizei und sage ihnen, was wirklich passiert ist. Wenn sie die ganze Wahrheit kennen, lassen sie die Anklage vielleicht fallen!«
    »Das ist typisch für meine großzügige Tara – aber es gibt nichts, was sie dazu bringen kann, die Anklage fallen zu lassen. Was immer er dir angetan hat, er ist durch meine Schläge gestorben. Und wenn ich nicht wegen Mordes an ihm hier wäre, dann wegen etwas anderem. Du weißt, dass es so ist. Auf diese Weise erspare ich nur allen möglichen Leuten die Mühe, mich alle paar Monate vor Gericht zu bringen. Ich hatte genügend Zeit, über das nachzudenken, was geschehen ist, und ich halte es für wahrscheinlich, dass Stanton dieses Blutgerinnsel schon in seinem Kopf hatte, als er dich überfiel. Ich erinnere mich noch an das, was du mir in jener Nacht über ihn erzählt hast – dass er Schmerzen zu haben schien und immer wieder eine Hand an seine Schläfe legte. Du hast versucht, einen Grund dafür zu finden und gemeint, er habe vom Trinken Kopfschmerzen bekommen. Aber ich glaube, in Wirklichkeit gab es noch einen anderen Grund.«
    Tara nickte. »Du dürftest nicht hier sein, Garvie.«
    »Ich hatte zwar nicht vor, Jackson umzubringen, aber er ist tot. Ich habe mein Schicksal angenommen, und du musst dasselbe tun!«, war Garvies schlichte Antwort.
    »Aber dies ist ein so schrecklicher Ort. Wie kannst du es nur ertragen, in der Nacht die Sterne nicht zu sehen – hier eingesperrt zu sein, statt am Lagerfeuer zu sitzen und Gitarre zu spielen?«
    Eine Sekunde lang glaubte Tara, Verzweiflung in seinem Blick aufschimmern zu sehen. Sie hatte keine Vorstellung davon, wie sehr Garvie seine Freiheit vermisste. Jede Nacht träumte er in seiner Zelle von Reisen über einsame Landstraßen inmitten von blühenden Wiesen. Er sah sich neben einem hellen Lagerfeuer sitzen oder fühlte den Seewind auf seiner Haut. Er liebte Musik, undTara tanzen zu sehen, erfüllte sein ganzes Inneres mit Leidenschaft. Er hätte seine Seele verkauft, um seine Frau noch einmal beim Tanzen zu betrachten, aber sein Wunsch würde nicht in Erfüllung gehen. In der kurzen Zeit, die ihm blieb, musste er mit seinen Träumen und Erinnerungen leben.
    »Du bist es, um die ich mir Sorgen mache, Tara! Ich habe zwar der Polizei gesagt, dass du nichts mit

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