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Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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hindurchgingen. Wir hatten den Saal ganz für uns allein.
    »Einfach nur, du weißt schon, einen Toten.« Bei der Erinnerung daran lief es mir wieder kalt den Rücken herunter. Ich entdeckte eines der Bücher von der Liste.
    »Ich finde, du solltest wieder anfangen, Fotos zu schießen«, schlug er in ernstem Tonfall vor. »Einfach nur, um immer genau zu wissen, mit wem wir es eigentlich zu tun haben.« Er hockte sich hin, um ein Biobuch aus dem Regal zu ziehen.
    »Ja, das hab ich mir auch schon überlegt.« Meinen Fotoapparat hatte ich natürlich mitgebracht – er war nichts Besonderes, eine gebrauchte Digitalkamera, die ich mir vor einiger Zeit zugelegt hatte. Aber ich hatte im vergangenen Jahr gelernt, dass es auf die Ausrüstung gar nicht so sehr ankam: Ich war nämlich eine Seelenerleuchterin. Wenn ich von jemandem ein Foto schoss, dann zeigte sich darauf seine wahre Aura. Meine Bilder zeigten innere Schönheit oder konnten ganz im Gegenteil einen im Verfall begriffenen Geist, eine verdorbene Seele zum Vorschein bringen.
    »Ist das alles?«, fragte ich. Ich war immer noch bedrückt, verspürte aber auch eine gewisse Erleichterung. So erging es mir oft, wenn wir diese Unterhaltungen führten, die es bei anderen Leuten einfach nicht gab.
    »Ja, du weißt schon, keine große Sache eben«, sagte er, als wollte er mich aufziehen. Wir lächelten uns an.
    »Kein Thema, oder?« Ich schüttelte den Kopf und sah wieder auf das Blatt. »Okay, dann noch vier weitere und Darwin.« Ich sah Lance an und bemerkte hinter seinem dicken Brillengestell einen Anflug von Sorge. Vielleicht konnte ich das ändern. »Die zwei unten sind für mich, und dann sehen wir mal«, ich trat langsam einen Schritt zurück, »wer als Erster bei Darwin ist!« Damit ließ ich die Bücher fallen, die ich in der Hand hatte, und rannte los. Seine Miene erhellte sich augenblicklich.
    »Das ist nicht fair, du hast einen Vorsprung!«, rief er mir vom Ende des Ganges hinterher.
    »Solche Ausreden benutzen nur Loser!« Ich schlängelte mich durch den nächsten Gang, zog ein Buch aus dem Regal und entdeckte dahinter sein Gesicht. Dann sprinteten wir wieder beide los, flink und schweigend. Ich griff nach meinem zweiten Buch – Astronomie – und schoss dann um die Ecke, auf dem Weg zu Darwin. Lance kam mir im Höchsttempo entgegen. Mein Blick wanderte über die Buchrücken. Die Entstehung der Arten musste auf dem obersten Regalbrett stehen, an das ich nicht rankam. Ich ließ die beiden Bände in meiner Hand fallen, nahm an Fahrt auf, stieß mich vom Boden ab und zog das Buch im Flug heraus. Eigentlich hätte ich jetzt auf den Füßen landen sollen, Lance fing mich jedoch auf und ließ mich langsam zu Boden sinken.
    »Nur damit du’s weißt, gewonnen hab ich trotzdem«, stichelte ich. Ich verbarg das Buch hinter meinem Rücken, während er mir die Arme um die Taille schlang.
    »Ich würde mal sagen, das war Teamarbeit.«
    »Wir stimmen darin überein, dass wir nicht übereinstimmen.« Ich lächelte, als er mich gegen ein Regal lehnte, um mich zu küssen.
    »Alles in Ordnung da drin?« Von der Tür her erklang die freundliche, krächzende Stimme einer der alten Damen.
    »Alles perfekt, danke!«, rief ich. Wir mussten ein Kichern unterdrücken.
    Als wir alle Bücher zusammengesucht hatten, richteten wir den Nachhilferaum ein, und Connor gab uns einen Schnellkurs in Sachen Unterricht. »Vermittelt den Kids nie das Gefühl, dumm zu sein. Und falls ihr mal feststellt, dass ihr irgendetwas nicht wisst, gebt es ruhig ohne Scheu zu, dann übernimmt das Thema eben jemand anders«, riet er uns.
    »Warum guckt ihr mich denn so an?«, fragte ein athletischer Typ namens Tom, der ein Lakers-Trikot trug. »Ich hab doch nur Spaß gemacht. Ich weiß natürlich, dass Sport hier nicht zu den Nachhilfefächern gehört.«
    Dann ging Connor mit uns das Handbuch fürs Sorgentelefon durch. »Oder wie ich es gerne nenne: ›Wissen, wann man die Cops rufen muss‹«, erklärte er in scherzhaftem Tonfall. Drew hob die Hand. »Du brauchst hier nicht aufzuzeigen, Drew.«
    »Oh, sorry«, sagte sie kleinlaut. »Aber besteht denn da nicht so eine Art Schweigepflicht?«
    »Ich hab schon mal jemanden vom Abgrund runtergeholt«, erklärte River mit versteinerter Miene und ein wenig streitlustig.
    »Na, das kann ich mir gut vorstellen«, stichelte Brody.
    »Ich glaube, du meintest eher ›weggeholt‹«, soufflierte Dante.
    »Das hab ich doch gesagt«, fauchte sie.
    Der Nachmittag schritt

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