Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)
ihre Schärfe so mildern. »Ich weiß einfach nicht, warum das zwischen uns so sein muss, Haven. Irgendwie ist unsere Existenz miteinander verwoben.« Jetzt legten sich Erschöpfung und Frustration über seine Züge. »Allerdings bringt meine Nähe für dich immer Todesgefahr mit sich.«
Er musste bemerkt haben, dass ich bleich wurde.
»Nein! Doch nicht jetzt.« Er lächelte breit und hob die Hände. Ich stieß einen erleichterten Seufzer aus. »Ich werde dir nicht wehtun, versprochen. Und falls dich das tröstet, kann ich dir sagen, dass letztlich wohl du hier diejenige sein wirst, die anderen wehtut.« Inzwischen hatte ich keine Ahnung mehr, wovon er da eigentlich sprach. Aber ich hatte wenigstens nicht mehr das Gefühl, dass er mich hergelockt hatte, um mich umzubringen, das war doch schon was.
»Und trotzdem ist dein …«, ich suchte nach dem passenden Euphemismus, »… Auftrag noch immer derselbe. Du musst entweder meine Seele einfangen oder mich töten, wenn die Mächtigen das entscheiden.«
Er schloss kurz die Augen und begann dann noch einmal von vorne: »Du weißt, dass ich beim letzten Mal hin- und hergerissen war und beinahe einen Fehler gemacht hätte. Am Ende habe ich aber die richtige Entscheidung getroffen«, sagte er. Damals hatte er mir geholfen. Anstatt gegen mich zu arbeiten, hatte er sich geopfert, um mich aus dem Kampf gegen seine dämonischen Kollegen siegreich hervorgehen zu lassen. Und dafür hatte er teuer bezahlt. »Und du erinnerst dich vielleicht noch daran …« Ich bemerkte seinen gequälten Blick und dachte an das Versprechen, das ich ihm gegeben hatte.
»Ich werde dir helfen, natürlich helfe ich dir«, kam ich seiner Frage zuvor.
Dankbarkeit und Überraschung ließen seine Züge nun weicher werden. »Du wirst also mit mir gegen sie kämpfen?«
»Mit dir und für dich, ja, das mache ich«, erklärte ich mit der sicheren, klaren Stimme, mit der man einen Geschäftsabschluss bestätigt. Und in diesem Moment, in dem ich die Hoffnung in seinen Augen leuchten sah, fühlte ich mich dieser Aufgabe sogar gewachsen. »Ich werde tun, was in meiner Macht steht.«
»Um ehrlich zu sein, habe ich im Moment nicht einmal einen offiziellen Auftrag. Wenn ich allerdings deine Seele an mich reißen, dein Leben zerstören würde …«, flüsterte er, und eine Welle des Ekels schwappte über ihn hinweg, »dann würde ich wohl trotzdem meine Macht und Autorität, meinen Status wieder zurückerlangen.« Er hielt inne. »Aber das werde ich nicht tun.«
»Gut. Danke«, erwiderte ich so unbeschwert, wie ich nur konnte.
»Wenn die wüssten, dass ich hier bin, würden sie mich wahrscheinlich noch schlimmeren …« Er verstummte und schüttelte den Kopf. Darüber wollte er jetzt nicht nachdenken. »Das würde ihnen gar nicht gefallen.«
»Also bist du jetzt eine Art Doppelagent.«
»Ja, das könnte man wohl so sagen. Und ich verspreche dir, dass ich auf deiner Seite bin, Haven. Das ist jetzt schwer zu glauben, aber ich werde dir alles erzählen, was ich weiß. Die Ironie an der Sache ist, dass sie mir auch nicht völlig vertrauen, also kann es durchaus sein, dass da Sachen laufen, über die ich gar nicht im Bilde bin. Sie halten jetzt so einiges vor mir geheim, was ihre Pläne und die Details ihrer Vorhaben angeht. Aber ich denke, dass wir gemeinsam schon dahinterkommen.«
»Also, was jetzt?« Ich wollte gern glauben, was er mir da erzählte. Ich wünschte mir, dass er entkommen konnte. Das hatte ich mir schon damals gewünscht, aber er war in dem Moment noch nicht dazu bereit gewesen. Jetzt war es endlich so weit. Ich musste darauf hoffen, dass ich ihn nicht enttäuschen würde, dass man nicht uns beide zur Rechenschaft ziehen würde, wenn ich scheiterte.
»Es wird ein Verwandlungsritual stattfinden. Am Freitagabend.«
»Was meinst du damit? So was wie beim Syndikat?« Ich dachte zurück an die feierlichen Zeremonien, die ich in Chicago miterlebt hatte.
»Hier läuft das alles etwas anders. Wir waren ja nun wirklich keine Heiligen, aber die Krewe – das sind die reinsten Bestien. Da spielen sich Dinge ab … Und sie können ihre Form verändern.« Bei dem Gedanken daran lief es mir kalt den Rücken runter, ich fand vor allem die Vorstellung unheimlich, nicht genau zu wissen, gegen wen man da eigentlich kämpfte. »Ich versuche immer noch, die verschiedenen Identitäten einander zuzuordnen. Und ich …«
Da fiel mir etwas anderes ein. »Warte mal, wo finden denn diese Rituale statt? Etwa hier
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