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Der Ruf des Kookaburra

Der Ruf des Kookaburra

Titel: Der Ruf des Kookaburra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Leuze
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Schamanenlästerung einen Kopf kürzer machen würden. Oder nein, wahrscheinlich würden sie eher deine Seele anknabbern, oder …«
    »John! Es reicht!« Peinlich berührt blickte Emma zu Birwain, der hinter dem Engländer auf Sirius hockte. Doch Birwains ganze Aufmerksamkeit richtete sich auf die Herausforderung, sich auf dem Pferderücken zu halten, ohne John körperlich näher zu kommen als unbedingt nötig. Auf Princess kämpfte Birrinbirrin hinter Emma mit dem gleichen Problem.
    Sowohl Birwain als auch Yileen hatten sich, ohne zu überlegen, bereit erklärt, Emma und John zur Schafstation des verhassten Oskar Crusius zu begleiten. Birwain als Schamane empfand es als seine Pflicht, dem bösen Geist die Stirn zu bieten und Emma beizustehen; Yileen seinerseits war fest entschlossen, die Seele seiner Frau aus den Fängen des D’anba zu befreien. Doch der Schamane hatte Yileen befohlen, bei Purlimil und den Babys am Fluss zu bleiben. Denn sollte ihnen auf ihrer Reise oder auf Crusius’ Farm etwas zustoßen, so seine Argumentation, dann wären Gelar und Belle nicht nur mutterlos – da Purlimil wohl bald am Verlust ihrer Seele sterben würde –, sondern auch noch vaterlos. Das könne und dürfe man den Babys nicht antun.
    Widerstrebend hatte Yileen sich gefügt. Statt seiner hatte zu Emmas Erstaunen Birrinbirrin darum gebeten, mitkommen zu dürfen. Einen Kämpfer mehr könne man immer brauchen, und er brenne darauf, sich endlich als Mann zu beweisen.
    »Oder hat einer hier etwas dagegen?«, hatte er gefragt und mit finster zusammengezogenen Brauen zu John geblickt.
    Der hatte die Herausforderung natürlich angenommen. »Ach was. Komm ruhig mit, Birrinbirrin. Dann kannst du sehen, wie wir Weißen unsere Auseinandersetzungen austragen, nämlich zivilisiert. Sei schön aufmerksam, dann lernst du vielleicht was.«
    Emma hatte bloß mit den Augen gerollt. Da sie den beiden Männern angesehen hatte, dass die Entscheidung gefallen war, hatte sie sich ihre Proteste gespart und stattdessen Tee und einige Fladen eingepackt, die von der letzten Mahlzeit übrig geblieben waren.
    Beklommenes Schweigen und der eine oder andere hoffnungsvolle Blick hatten ihren Abschied vom Clan begleitet, als sie in der Abenddämmerung das provisorische Lager verlassen hatten, vier Reiter auf zwei Pferden. So waren sie nun in stockfinsterer Nacht unterwegs, begleitet nur vom Murmeln des Flusses, Johns Geschimpfe und Emmas rotierenden Gedanken.
    Dass sie keinerlei Plan hatte, was sie tun oder sagen sollte, wenn sie auf Oskars Station angekommen wäre, beunruhigte Emma. Aber was nützten auch die schönsten Pläne, wenn man keine Ahnung hatte, ob man der langersehnten Wahrheit auf der Spur war oder bloß einem Hirngespinst nachjagte? Vielleicht hatte Oskar sich ja tatsächlich geändert und war ein hart arbeitender Schafzüchter geworden, weiter nichts. Dann würden sie eine Tasse Tee zusammen trinken, sorgsam darauf bedacht, sich nicht in die Augen zu schauen, und danach auf Nimmerwiedersehen voneinander scheiden.
    Ob Belle lange brauchen wird, um mich zu vergessen, wenn er mich tötet?
    Emma strich sich über die Augen. Diese Zerrissenheit war ja nicht auszuhalten. Sie mussten endlich ankommen, klare Verhältnisse schaffen und sich abfinden mit … Womit auch immer.
    Energisch trieb sie ihre Stute an. Princess machte einen erschrockenen Satz nach vorn, Birrinbirrin quiekte und klammerte seine Arme um Emmas Taille.
    »Willst du den armen Kerl gleich auf seinem ersten Ritt umbringen? Da kenne ich Methoden, die sicherer sind«, bemerkte John neben ihr sarkastisch, aber Emma hatte keinen Sinn für männliche Wortgefechte.
    Sie würde all ihre Kräfte brauchen, wenn sie Oskar entgegentrat.
    Gegen Mitternacht sahen sie die Schafe. Dunkelgraue Flecken im schwarzen Nichts. Sie drehten ihre Köpfe beunruhigt in Richtung der Reiter.
    »Jetzt kann es nicht mehr weit sein«, sagte John. Der lange Ritt hatte seinen Missmut vertrieben und durch eine stoische Ergebenheit ersetzt.
    Emma ließ ihren Blick über die Herden schweifen. Soweit sie es im Dunkeln erkennen konnte, standen Tausende Tiere dicht gedrängt in hölzernen Hürden; Schafe neben Schafen, die sich in der Nacht verloren.
    »Du liebe Güte, wie viele Tiere besitzt Oskar denn?«
    »Wenn ich mich recht erinnere, mehr als zwanzigtausend. Er hat damals in Warwick keinen Hehl daraus gemacht, dass er vermögend ist, seit er seinen Augenstern geheiratet hat.«
    »Augenstern. So hat er seine Frau

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