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Der Ruf des Kookaburra

Der Ruf des Kookaburra

Titel: Der Ruf des Kookaburra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Leuze
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zu hinterlassen, durch die Vegetation schlagen.
    Beim ersten Mal hatte er keinen Erfolg und musste unverrichteter Dinge zurückreiten. Aber Oskar hatte Blut geleckt und kam wieder. Und wieder und wieder. Und schließlich zahlte seine Sturheit sich aus.
    Sie wiederzusehen war wie ein Schlag in die Magengrube. Die Scheerers waren unbeschwert und glücklich, verschwendeten keinen Gedanken mehr an ihn, Oskar; sie hatten Besseres zu tun. Hand in Hand wanderten sie vom Lager fort, und er folgte ihnen mit einem so elenden Gefühl, dass er sogar erwog aufzugeben, einfach zu seiner Frau zurückzukehren und alles andere zu vergessen.
    Aber dann erreichten sie den Bach, und was Oskar dort zu sehen bekam, besiegelte ihr Schicksal.
    Der Anblick der beiden Liebenden, die erst im Wasser herumalberten und sich dann schamlos wie zwei Tiere einander hingaben, weckte die widersprüchlichsten Empfindungen in Oskar. Er fühlte sich abgestoßen, zu seinem Entsetzen aber auch erregt. Schlagartig erkannte er, dass, obwohl er Mary von Herzen liebte, ein dunkler Teil von ihm noch immer Emma begehrte. Vielleicht, weil sie sich ihm niemals auch nur ansatzweise unterworfen hatte.
    Er begehrte Emma mehr als alles andere.
    Und dafür hasste er sie.
    Keuchend und machtlos verharrte Oskar in seinem Versteck. Dass er nichts tun konnte, als sich selbst anzufassen und Carl Scheerer dabei glühend zu beneiden, dass dieser Emma in den Armen hielt, steigerte Oskars Zorn in maßlose Höhen. Als es vorbei war und er den Regenwald für dieses Mal hinter sich ließ, war Oskar fester denn je dazu entschlossen, die Scheerers zu vernichten.
    Wie ein Besessener sann er in den folgenden Wochen auf die ultimative Rache. Eine Rache, die ihn für alles entschädigen würde, was sie ihm angetan hatten; eine Rache, an deren Ende der Tod stand, aber erst, nachdem Oskar seine Widersacher vollständig gebrochen hätte.
    Was konnte er tun, damit ihm eine solche Rache gelang?
    Die Erleuchtung kam ihm, als er Anfang des Jahres 1860 zwei neue storekeepers einstellte. Die beiden Männer waren derbe Gesellen, wortkarg, nicht zimperlich im Umgang mit Möchtegern-Dieben und bereit, für ein paar Flaschen Schnaps und die Erlaubnis, sich nach Belieben an den Weibern der schwarzen Arbeiter zu vergehen, fast alles zu tun.
    Als sie vor ihm standen und die Idee in seinem Kopf blitzartig Formen annahm, wusste Oskar, dass er endlich auf dem richtigen Weg war.
    Zusammen mit den beiden Männern ritt er in den Regenwald. Sie hielten sich abseits des Clans, bei dem die Scheerers lebten, versteckt und warteten darauf, dass sich einer der Wilden vom Lager entfernte; allein. Sie brauchten einen Einzelgänger, einen, der mit seiner Position im Gefüge des Clans unzufrieden war. Oskar wusste, welche Gefühle Demütigung und mangelnde Anerkennung in einem Menschen hervorrufen konnten, und deshalb wollte er auf genau so jemanden treffen.
    Es war schwieriger als gedacht. Die Wilden hielten zusammen, streiften kaum je auf eigene Faust durch den scrub. Erst im Februar hatten Oskar und seine Männer Glück: Ein grausig anmutender Wilder, Knochen in der Nase und Zorn im Blick, trieb sich weitab vom Lager allein herum. Oskar war vorsichtig, er beobachtete ihn erst eine Zeitlang, bis er sich sicher war. Dann aber schickte er seine Männer vor, um den Knochenmann anzusprechen.
    Zu Oskars Erstaunen rannten die storekeepers bei dem grimmigen Wilden offene Türen ein, und er war sofort bereit, ihnen zu helfen. Später erzählten die Männer Oskar, dass er sie »D’anba« genannt und sich bei ihnen bedankt hätte; er glaubte, dass sie von bösen Geistern besessen und erschienen seien, um ihm zu helfen. Die Männer lachten über seine Einfalt. Dayindi, so der Name des Knochenmannes, hatte nicht einmal die Bezahlung annehmen wollen, die Oskar vorgesehen hatte: Schnaps, Geld, warme Kleider. Von den D’anba, so hatte er mit großem Ernst gesagt, nehme er selbstverständlich keine Geschenke an.
    Auch gut, dachte Oskar zufrieden und erklärte seinen storekeepers das weitere Vorgehen: Sie mussten Dayindi dazu bringen, dass er jeden Schritt Carl Scheerers beobachtete. In einem geeigneten Moment, wenn weder Emma noch sonst jemand sich in der Nähe befände, solle er Scheerer unter dem Vorwand, ein Gespräch unter vier Augen mit ihm führen zu wollen, zu einer vorher verabredeten Stelle tief im Regenwald locken. Dort würde ihn einer der beiden Weißen – sie sollten sich bei der Bewachung des Warenlagers daheim und

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