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Der Ruf des Kookaburra

Der Ruf des Kookaburra

Titel: Der Ruf des Kookaburra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Leuze
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Tränen in die Augen stiegen. Rasch senkte der junge Mann den Kopf, schniefte und wischte sich die Nase mit dem Handrücken ab.
    »Könnte mir mal jemand erklären, worum es hier eigentlich geht?« Emma blickte in die Runde. »Wie kann man eine Seele stehlen? Wer sollte das wollen? Und warum?«
    »Viel zu viele Fragen, wie immer.« Dayindis Blick bohrte sich in ihre Augen. »Aber gut, lass mich dir die Antworten geben. Obwohl … es lohnt sich nicht. Warum sollte ich dir erklären, woran du sowieso nicht glaubst? Unsere Gesetze achtest du ja auch nicht.«
    Emma zwang sich zu einem freundlichen Tonfall. »Du grollst mir immer noch, Dayindi. Du denkst, ich achte euch nicht, weil ich Belle gerettet habe. Kannst du denn nicht verstehen, dass ich aus Liebe gehandelt habe? Ich liebe meine Freundin Purlimil, und ich liebe Belle – wie mein eigenes Baby.«
    »Schön gesprochen«, sagte Dayindi kalt. »Aber es hilft dir nichts, dein Vergehen bleibt und auch deine Strafe. Nein, ich glaube nicht, dass ich dir erklären möchte, was ein Seelenraub ist und welch schreckliche Folgen er hat.« Er fixierte Emma wie ein Raubtier kurz vor dem Angriff. »Außerdem hat Purlimil es verdient. Das verstehst du auch wieder nicht, oder? Also hör gut zu: Egal, wie oft du dich dafür einsetzt, Gnade walten zu lassen – am Ende bekommt jeder genau die Strafe, die ihm zusteht. Niemand entgeht der Gerechtigkeit der Ahnen. Du nicht. Und auch nicht Purlimil.«
    Er lächelte breit.
    Emmas gute Vorsätze lösten sich in Luft auf. Ruhig und freundlich bleiben im Angesicht dieses grausamen, selbstgerechten Mannes? Unmöglich! Sie bebte vor Abscheu und musste schwer an sich halten, um ihren Aggressionen gegen den law man nicht freien Lauf zu lassen. Am liebsten wäre sie aufgesprungen und hätte ihm das Gesicht zerkratzt.
    Als ihr bewusst wurde, wie sehr es sie danach drängte, Dayindi wehzutun, verknotete sie rasch die Hände im Schoß, zutiefst erschrocken über sich selbst. Ihr fiel ein, dass sie sich schon einmal so gefühlt hatte: kurz nach Carls Verschwinden, als Dayindi ihr hatte einreden wollen, dass sie ihrem geliebten Ehemann den Tod gebracht hätte. Damals war Emma vor ihrem eigenen mörderischen Zorn geflohen, war zum ehemaligen Forschungslager gerannt und hatte sich Princess geschnappt, um wie eine Verrückte überall nach Carl zu suchen.
    Um mich von der Wahrheit abzulenken, die in Dayindis Worten steckt?
    Birwain neben ihr erhob sich. »Komm mit«, sagte er zu Emma, und sein Ton duldete keine Widerrede. »Wir wandern ein bisschen herum.«
    Er zog sich sein graues Fell enger um den Körper und wandte sich an Yileen und Gunur. »Währenddessen könnt ihr euch überlegen, wie wir Purlimil helfen wollen.« Sein kühler Blick streifte den law man . »Und, Dayindi?«
    Desinteressiert sah Dayindi zu ihm hoch.
    »Was Purlimil auch getan haben mag«, sagte Birwain, »sie bleibt eine von uns. Vergiss das nicht, law man .«

13
    D en Seelenraub vorausgesehen hatte nicht einmal er.
    Dayindi lehnte sich zurück, während die anderen aufgeregt über Purlimils Schicksal diskutierten. Wie es schien, sinnierte Dayindi, hatten die D’anba sich nicht damit zufriedengegeben, langsam und qualvoll die weiße Gesetzesbrecherin zu zerstören. Stattdessen hatten sie sich auch noch die Seele ihrer schwarzen Helferin geholt. Das hatte Dayindi nicht beabsichtigt, als er sich mit den D’anba eingelassen hatte.
    Aber er gab gerne zu, dass die Entwicklung der Dinge ihn befriedigte.

14
    E mma spürte, dass John sie beobachtete, und hob den Kopf von ihren Notizen.
    »Ich bin gleich fertig. Gib mir noch ein paar Minuten, ja? Dann kann ich dir erklären, worum es geht.«
    Ihn John zu nennen war viel selbstverständlicher, als Emma zu Anfang befürchtet hatte. Wahrscheinlich, weil sie – abgesehen von ihren seltenen Besuchen in Ipswich – in ihrem Alltag sowieso niemanden mehr beim Nachnamen nannte. Bei den Eingeborenen existierten Nachnamen nicht, und mit anderen Menschen kam Emma nicht mehr in Kontakt. So erschien es ihr mittlerweile nur natürlich, dass auch Mr Roberts und sie die sprachlichen Förmlichkeiten weggelassen hatten, zumal das englische you sich sowieso gleich blieb.
    »Nur die Ruhe, du hast alle Zeit der Welt.« John grinste frech, als er hinzufügte: »Als dein Kontrolleur bin ich sogar sehr davon angetan, wenn du dich in deiner Arbeit vergräbst. Wissenschaftlicher Eifer macht sich in einer Beurteilung immer gut, weißt du?«
    Emma verzog das

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