Der Ruf des Satyrs
vieles, wofür sie noch bezahlen musste. Eines schönen Tages …
»Ich spreche morgen mit unseren Anwälten, damit sie Satyr ein Angebot unterbreiten. Wir müssen diesen Hain unter unserer Kontrolle behalten. Wenn wir ihn verlieren, ist unser kleines Geschäft am Ende.«
»Was ist das Problem, Mutter? Angst, deine Schönheit schwindet, wenn du deine Cremes und Lösungen nicht mehr hast?«
»Schweig, du Narr! Das ist doch nicht alles, was auf dem Spiel steht. Wenn etwas über unsere Tätigkeiten bekannt wird, ist unser Ruf ruiniert – und das Familienvermögen wird mit einem Schlag dahin sein!« Ihre Miene wurde hinterhältig. »Aber Satyr hat sogar noch mehr zu verlieren als wir. Seine ganze Welt wird bloßgelegt, wenn wir die Geheimnisse ausplaudern, die wir kennen. Man würde ihn und seine ganze Familie als furchterregende Missgeburten wegsperren.«
Gaetano wandte sich wieder zum Fenster. Eva war nicht mehr zu sehen. »Wenn du denkst, dass er das Land an uns zurückverkauft, täuschst du dich. Das habe ich ihm schon angeboten, direkt nachdem ich den Hain verloren hatte, und später noch einmal. Ich sah, wie sehr er das Land wollte. Er nannte es sein Erbe.«
»Nur weil irgendein entfernter Vorfahr von ihm diese Bäume einst gepflanzt hat, besitzt er noch lange kein Anrecht darauf. Und ich möchte sehen, wie er seinen Anspruch beweisen will, ohne zu offenbaren, was er ist. Ich werde ihm ein Angebot machen. Und wenn er die Dinge nicht so sehen will wie wir, werden unsere Anwälte ihn verklagen.«
»Dabei könnten seine Brüder aber ein Wort mitzureden haben. Sie haben einige mächtige Verbündete in der Regierung gefunden, besonders der Älteste, Bastian. Seine Funde auf dem Forum verschaffen ihm Freunde an hohen Stellen.«
»Ich werde mir etwas einfallen lassen. Wir werden den Hain zurückbekommen, da kannst du sicher sein! Und wie immer müssen die Frauen den Schlamassel eines Mannes in Ordnung bringen!« Sie warf ihm einen angeekelten Blick zu.
»Worüber streitet ihr beiden?«, fragte Alexa, die gerade auf sie zusteuerte. »Es ist eine Party. Zeit, sich zu amüsieren. Morgen ist noch genug Zeit für Zankereien.«
»Was mich daran erinnert«, fuhr Serafina fort, ohne mit ihrem Schimpfen innezuhalten, »ich sehe es nicht gern, wenn du dich mit Alexas kleiner Freundin abgibst.«
»Eva?«, fragte Alexa.
Gaetano knirschte mit den Zähnen. »Sie ist deiner Wahl für mich entschieden vorzuziehen. Dieses Claiborne-Mädchen hat ein Gesicht wie ein Pferd.«
»Und ein Bankkonto wie Midas, ebenso wie einen guten Stammbaum«, schalt Serafina. »Und nachdem du mir eben erzählt hast, dass du den Hain verloren hast, bin ich nicht in der Stimmung, dir bezüglich dieser französischen Schlampe deinen Willen zu lassen.«
»Sprich nicht so über Eva!«, mischte Alexa sich ein. »Du kennst sie doch kaum! Und was meinst du damit, dass er den Hain verloren hat?«
»Ich meine damit, dass er unseren Olivenhain auf dem Aventin verloren hat. Beim Kartenspiel. An Dane Satyr. Und nun muss ich Anwälte beschäftigen, um ihn zurückzubekommen«, antwortete Serafina.
»Dann geh, und tu, was du willst, und lass mich zufrieden! Und was die französische Schlampe angeht, habe ich die Absicht, sie zu heiraten!«, verkündete Gaetano. Er hätte Eva ohnehin nachgestellt, aber dass seine Mutter diesen Gedanken verabscheute, machte es nur noch reizvoller.
»Sie heiraten? Das glaube ich kaum«, spottete Serafina. »Du wirst damit aufhören, ihr nachzustellen! Das führt zu nichts Gutem, und es ist eine Peinlichkeit. Sie lebt in einem gemieteten Stadthaus, um Himmels willen! Und sie ist kaum standesgemäß. Nein, ich denke nicht, dass sie das ist.«
Gaetano drehte sich vor Wut förmlich der Magen um. Eva war nicht so geschliffen und geziert wie die Frauen, die seine Mutter für ihn aussuchte. Aber ein Mann machte sich auch nichts aus solchen Dingen. Er wollte Evangeline Delacorte, und bei Gott, er würde sie haben! Alexa legte ihm tröstend eine Hand auf den Arm, aber er schüttelte sie ab. Sie waren immer leidlich gut miteinander ausgekommen, doch Alexas Bereitschaft, ihre Mutter zu besänftigen, ging ihm langsam auf die Nerven.
»Solltest du dich nicht unter die Gäste mischen, Mutter?« Ganz ehrlich, manchmal wollte er ihr am liebsten an die Kehle gehen!
Serafina nickte. »Dort drüben sehe ich unseren Anwalt. Da kann ich ihn ebenso gut gleich auf unser kleines Problem ansprechen.«
»Oder ich könnte ihn heiraten«, bot Alexa
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