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Der Ruf des weißen Raben (German Edition)

Der Ruf des weißen Raben (German Edition)

Titel: Der Ruf des weißen Raben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanna Seven Deers
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verändert … und dass das wiederum mein älteres Ich in der Zukunft verändert.« Myra schüttelte den Kopf, sie verstand ihre Worte selbst nicht. Noch einmal begann sie: »Was wäre, wenn mein älteres Ich herausfindet, wie ich mit meinem jetzigen Ich in die Geisterwelt reise? Mein älteres Ich würde Morris mit Sicherheit alles verraten – um Emma zu retten.«
    Die anderen starrten sie ungläubig an.
    »Ich dachte, du kannst keine Informationen zwischen den verschiedenen Personen und Zeiten vermitteln«, meinte Meghali erstaunt.
    »Das stimmt. Aber irgendetwas verändert sich, ich kann es spüren! Mein Unterbewusstsein scheint mehr zu wissen als ich selbst … Ich muss so schnell wie möglich Klarheit in die Sache bringen, bevor mein Unterbewusstsein Dinge in die Wege leitet, die sich nicht mehr rückgängig machen lassen …« Sie seufzte.
    Chad lächelte sie wissend an.
    »Jetzt hast du verstanden, was ich damit gemeint habe, als ich dir sagte, dass Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft keine getrennten Zeitebenen bilden, sondern gleichzeitig ablaufen und sich gegenseitig beeinflussen.«
    Myra erwiderte sein Lächeln, aber es blieb matt. Ihr Kopf hatte diese Zusammenhänge noch immer nicht vollständig begriffen.
    »Ich bin frustriert über die Dinge, die ich in der Welt der Ahnen sehe und erlebe«, fuhr sie fort. »Ich weiß immer noch nicht, warum sie mir gezeigt werden. Und die Zukunft ängstigt mich …«
    An dieser Stelle fiel Heather ihr ins Wort und legte ihr besänftigend die Hand auf den Arm. »So darfst du nicht denken, Myra. Die Geistwesen haben ihre Gründe. Es liegt an uns, wenn wir ihre Handlungen und Absichten nicht immer gleich verstehen.« Dann fügte sie energisch hinzu: »Du musst versuchen, deinen Kopf frei und deinen Geist offen zu halten. Und was am wichtigsten ist – du musst Geduld haben.«
    Myra spürte, dass Heather recht hatte. »Und ich muss versuchen, noch mehr Einzelheiten herauszufinden, noch mehr Informationen aus der Geisterwelt zusammenzutragen. So viele, bis sich alles zu einem verständlichen Ganzen zusammenfügt.« Sie sah die anderen fragend an. »Im Augenblick scheint hier alles ruhig zu sein. Meint ihr, ich sollte versuchen, noch einmal in die Geisterwelt zu reisen?«
    »Jetzt?«, entfuhr es Chad, und ein Ausdruck von Besorgnis trat auf sein Gesicht. Er war so froh, dass Myra unversehrt zu ihm zurückgekehrt war, und nun sollte er sie gleich wieder gehen lassen?
    »Ja, jetzt, Chad«, sagte Myra ruhig.
    Chads forschender Blick drang ihr tief in die Seele. Was er dort fand, war genug, um ihr den Wunsch zu gewähren. Er verstand. Es gab keinen anderen Weg. Seine Hand glitt unter den Tisch und fand die ihre. Wortlos, aber mit großer Zärtlichkeit drückte er sie.
    »Iss wenigstens eine Kleinigkeit, bevor du gehst«, bat er. »Du wirst all deine Kräfte brauchen.«
    Er drehte sich um, um nach einer Tüte mit Nüssen und Trockenobst zu greifen, die auf einem Regal lag, und stieß dabei eine kleine offene Glasflasche mit Sirup an, die auf dem Tisch stand. Doch anstatt umzufallen, schlitterte die Flasche auf die Tischkante zu. Meghali und Heather versuchten, nach der Flasche zu greifen und sie festzuhalten, aber vergebens. Jeden Augenblick würde die Flasche zu Boden fallen.
    Myra stieß ein leises »Oh!« aus. Ihr Blick heftete sich auf die Flasche. Ihr Gesicht war bewegungslos.
    Die Flasche mit dem Sirup wurde langsamer und blieb schließlich genau an der Tischkante stehen.
    »Habt ihr das gesehen?«, fragte Chad erstaunt. »Ich hätte gewettet, dass der Sirup auf dem Boden landet.«
    »Ich auch«, stimmten Heather und Meghali zu und atmeten auf.
    »Ich auch«, gab Myra atemlos zu. »Aber ich wollte wirklich nicht, dass die Flasche hinunterfällt.«
    Die anderen verstummten und sahen sie erstaunt an.
    Etwas später gesellte sich Chad zu Myra, die auf der Veranda der kleinen Hütte stand und gedankenverloren in die Dunkelheit blickte. Sie lauschte versonnen den Stimmen der Nachtvögel und dem leisen Rauschen der Bäume im Wind. Eine kühle Brise wehte ihr ins Gesicht und erfrischte ihre Seele und ihr Gemüt. In der Hütte brannte eine Petroleumlampe. Ihr Schein drang hinaus in die Finsternis und tauchte einen Teil der Veranda in warmes Licht. Friedliche Stille lag über der Wildnis.
    Es war schon weit nach Mitternacht, und Myra fühlte sich müde. Die Reisen in die Geisterwelt raubten ihr mehr Kraft und Energie, als sie sich selbst eingestand.
    Chad stand dicht neben

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