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Der Schaedelschmied

Der Schaedelschmied

Titel: Der Schaedelschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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und M’nir-Produktion sind«, fuhr die Stimme des Geheimrats in unveränderter Lautstärke fort. »Bei Minister Borkudd, dem amtierenden Schürfminister, laufen – oder besser: liefen – sämtliche administrativen, technischen und kalkulatorischen Fäden zusammen, die eine komplexe Förderanlage wie Barlyn am Laufen halten. Seine Bilanzen entschieden über Gedeih und Verderb der zwergischen Wirtschaft .«
    »Der Schürfminister ist nach dem Lordprotektor quasi die wichtigste Person Barlyns«, fügte Hippolit hinzu.
    »Schon gut, ich habs verstanden. Bin ja nicht blöd.« Jorge runzelte gereizt die Stirn. »Ein altes Trollsprichwort sagt nicht zu Unrecht: Ein toter Schürfminister ist wie ein Tritt in den Arsch der ganzen Buddelmaschinerie.« Jorge versuchte, Blickkontakt mit ihrem gemeinsamen Vorgesetzten aufzunehmen, scheiterte und entschied sich willkürlich für eine Richtung, in die er seine Worte richtete: »Bleibt die Frage: Was haben wir mit der Sache zu tun? Die Jungs drüben in Barlyn haben doch sicher ebenfalls ihre Ermittlungsbehörden, um so einen Mord zu untersuchen?«
    Ein glitschendes Geräusch, keine zehn Schritte von Jorge und Hippolit entfernt. Es klang, als gösse jemand eine große Schüssel Haferbrei aus – oder als flösse der Haferbrei selbstständig, gegen die Schwerkraft, zurück in seine Schüssel. Urplötzlich stand neben einem hüfthohen Stalagmiten, wo zuvor nichts gewesen war, eine schlanke Gestalt, die sich lässig mit dem Ellenbogen gegen den Fels lehnte. Anzahl und Anordnung ihrer Extremitäten entsprachen denen eines Menschen, allein einen Kopf schien es nicht zu geben.
    »Das Institut für angewandte investigative Thaumaturgie , kurz: IAIT, ist die einzige Ermittlungsbehörde ihrer Art in der Gesamtheit aller zivilisierten Reiche!« Unverhohlener Stolz schwang in der Stimme des Geheimrats mit, die erste annähernd menschliche Regung, seit Jorge und Hippolit das Gewölbe betreten hatten. »Als Folge unserer jahrzehntelangen aufopferungsvollen Arbeit im Dienste der Bekämpfung thaumaturgischer Verbrechen ist der Ruf unserer Institution weit über die Grenzen Sdooms hinausgedrungen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Lordprotektor Hindrych heute früh durch seinen Berater, Meister Alprecht, einen Wortwurf an unsere Königin absetzen ließ. Er ließ anfragen, ob die Stadt für einen gewissen Zeitraum einen oder mehrere hochqualifizierte IAIT-Beamten entbehren könne …«
    »Mehrere was?«, unterbrach Jorge.
    »Wir fühlen uns geehrt«, beteuerte Hippolit.
    »… um ihnen bei der Aufklärung des Mordes an Minister Borkudd unter die Arme zu greifen«, fuhr Geheimrat Karliban fort. »Angesichts des hohen Stellenwerts der politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Sdoom und Barlyn …«
    »Schon klar, kein Wort mehr!« Jorge drehte sich zu Hippolit um und legte ihm eine schwere Hand auf die Schulter. »Sieht aus, als verschlüge es uns diesmal in die Berge, M.H. Bezüglich unserer Anreise gilt es allerdings, ein ganz bestimmtes, nicht ganz so altes Trollsprichwort zu beherzigen. Es lautet: Nie wieder setze ich einen Fuß in so eine fliegende Höllenmaschine, hei Batardos! Pferde, Kutschen, von mir aus auch ein Vulwoog, alles im Rahmen. Aber bevor ich noch ein einziges Mal mit einem Cymwoog fliege, M.H., ziehe ich dich lieber mit diesen meinen Händen in einem Bollerwagen quer durch alle neun Kreise von Blaaks pestverseuchter Unterwelt!«
    Ein glucksendes Geräusch hallte aus Richtung des kopflosen Schemens herüber. Für einen verstörenden Augenblick erlag Hippolit der Illusion, zwei riesige glänzende Zahnreihen zu erkennen, die sich auf der Brust der Gestalt zu einem breiten Grinsen entblößten. Er blinzelte, und der Eindruck verflog.
    »Ja, ich erinnere mich lebhaft an Ihren knapp zwanzigseitigen Bericht zum Fall ›Orksammler‹, Agent Jorge. An ihn und die gut neunzehn Seiten, die mit Beleidigungen, Schmähreden und unzüchtigen Versen über mechanisch-thaumaturgische Fluggeräte gefüllt waren.« Die Gestalt hob einen Arm und deutete steil in die Höhe, dorthin, wo sich irgendwo weit über ihnen das IAIT-Gebäude befand. »Ich habe an der Südpforte Pferde, Packtiere mit Ausrüstung und Verpflegung sowie einen ortskundigen Führer für Sie bereitstellen lassen. Sie reisen umgehend ab.«
    Jorge klatschte erleichtert in die Hände, was seiner Prothese ein leises Quietschen entlockte. »Drei Tagesreisen hin, ein halber Tag, bis wir den Mörder gefasst haben, drei

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