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Der Schädelschrank

Der Schädelschrank

Titel: Der Schädelschrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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beginnen?
    Er hatte keine Ahnung. Aber er war ein Mensch, und ein Mensch ist nun mal neugierig. Jede Schublade war geschlossen. Kein Schädel bewegte sich dort noch.
    Ruhe...
    Eine, die ihn störte und zugleich seine Neugierde anstachelte. Durch den Kauf gehörte ihm der Schrank jetzt. Young wollte ihn auch verkaufen, und er wusste aus Erfahrung, dass die Käufer oft sehr viele Fragen an ihn stellten.
    Er würde ihnen antworten müssen. Er würde sie anlächeln und dann die Laden einzeln öffnen.
    Das musste er tun. Aufziehen, den Inhalt präsentieren. Aber welchen Inhalt?
    Damit hatte er schon seine Probleme. Phil konnte sich nicht vorstellen, dass der oder die Käufer begeistert waren, wenn sie plötzlich das Gebein in den Laden liegen sahen. Trümmer von Schädeln. Bleich, zersplittert. Das wäre Irrsinn gewesen, und deshalb musste er etwas tun. Das hieß, er würde die Laden der Reihe nach aufziehen und sie leer räumen.
    Es war eine Aufgabe, die ihm nicht passte. Für einen kurzen Moment spielte er sogar mit dem Gedanken, seinen Helfer zu wecken, damit er ihm half, aber Samson hatte den Wodka in sich hineingeschüttet wie andere Menschen Mineralwasser. Er würde kaum in der Lage sein, einen normalen Gedanken zu fassen.
    Die nächsten Aktionen blieben ihm allein überlassen. Er wollte mit den breiteren Schubladen im unteren Teil beginnen und sich dann zu den oberen Laden hinaufarbeiten.
    Passierte etwas?
    Nein! Man ließ ihn in Ruhe. Der Schrank »wehrte« sich nicht, als Young seinen Platz auf der Schwelle verließ und sich dem breiten Möbel näherte.
    In Griffweite blieb er stehen.
    Tief durchatmen. Er suchte sich dabei die rechte unterste Lade aus. Sie besaß einen Griff wie alle anderen auch, den er nur zu umschließen brauchte, um die Lade zu öffnen.
    Alles war so einfach.
    Noch einmal schaute er sich den Schrank an, dann erst bückte er sich und legte seine Finger um den Griff. Er spürte die Kälte des Metalls wie Eis, aber genau das war es nicht, was ihn erstarren ließ und für einen erneuten Angstschub sorgte.
    Es gab da etwas anderes.
    Etwas mit dem er nicht gerechnet hatte.
    Da war plötzlich eine Stimme vorhanden, obwohl er niemand sah, dem sie gehören könnte.
    Nicht laut, eher leise. Man konnte sie als zischelnd und flüsternd bezeichnen.
    Zuerst verstand er nicht, was ihm die geheimnisvolle Stimme mitteilen wollte. Aber sie wiederholte ihren Satz, und den konnte er einfach nicht überhören.
    »Meinen Kopf... ich will meinen Kopf zurück...«
    ***
    In einem Panoptikum des Grauens, in dem all der Schrecken vorgeführt wurde, dem Menschen anheim fallen konnten, hätte es nicht schlimmer sein können. Es war ihm, als wäre er von dieser Welt weggetreten. Es gab sie nicht mehr für ihn. Er stand da, hielt den Mund offen und schaffte es nur, hechelnd zu atmen.
    Das war einfach der reine Wahnsinn. Er konnte damit nichts anfangen, und doch war es eine Tatsache. Ein schreckliches Phänomen aus dem Unsichtbaren. Es fiel ihm schwer, den Griff loszulassen und einen Schritt zurückzutreten. Er richtete sich auf und spürte die Gänsehaut, die nicht verschwinden wollte. Hinter seiner Stirn tuckerte es. Das Herz schlug viel schneller als gewöhnlich, und er hatte das Gefühl, in einer Falle zu sitzen, die sich immer enger um seinen Körper zuzog.
    Er schluckte. Sein Speichel schmeckte nach Galle. So bitter war er. Durch seinen Kopf turnten die Gedanken. Sie waren wie Blitze, die sich leider nicht einfangen ließen.
    Eine Stimme! Ja, verdammt, eine Stimme. Aber er hatte keinen Menschen gesehen. Er hatte ihn auch nicht gehört. Soviel er wusste, war niemand in das Haus geschlichen. Er hätte einen Eindringling auch hören müssen, denn lautlos ließ sich die Tür normalerweise nicht öffnen.
    Aber was war hier schon normal? Nichts, überhaupt nichts? Tote Materie, die plötzlich lebte. Flüsternde Stimmen aus dem Unbekannten, das konnte es doch nicht sein!
    Hier war die Welt auf den Kopf gestellt worden. Aber nicht erst seit heute. Das musste alles schon länger in diesem verdammten Möbelstück stecken. Er war so begeistert über den Kauf gewesen, und jetzt passierten Dinge, für die er keine Erklärung hatte.
    Und wieder hörte er die Botschaft wie ein geisterhaftes Geheul durch die Stille zischeln.
    »Wir wollen unsere Köpfe zurück. Wir wollen die ewige Ruhe haben. Gib uns die Köpfe!«
    Der Trödler zog schutzsuchend die Schultern hoch. Das konnte es doch nicht sein. Das war einfach verrückt. Das war

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