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Der Schatten des Chamaeleons

Titel: Der Schatten des Chamaeleons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters Mechtild Sandberg-Ciletti
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Enkel von Walter. Die beiden waren ziemlich dick miteinander. Der Junge hatte einen Rucksack mit. Ich hatte den Eindruck, dass er zu Besuch in London war.«
     
    Es war schwer zu sagen, wer über das Zusammentreffen weniger erfreut war, als am anderen Ende des Tresens plötzlich Jackson erschien und bei Derek Hardy per Handzeichen ein Bier
bestellte - sie, Jones oder Beale. Sie machten jedenfalls alle drei ziemlich finstere Gesichter. Jackson ärgerte sich, dass sie die Männer nicht erkannt hatte, auch wenn sie mit dem Rücken zu ihr saßen, und Jones ärgerte sich, dass ausgerechnet sie sein Gespräch mit dem Wirt störte. Er hätte gern gewusst, wie viel davon sie mitbekommen hatte, ehe er auf sie aufmerksam geworden war.
    »Alkohol im Dienst, Doktor?«, erkundigte er sich sarkastisch.
    »Das Gleiche könnte ich Sie fragen, Superintendent.«
    Darauf folgte ein Moment unbehagliches Schweigen.
    Hardy blickte neugierig von einem zum anderen. »Was kann ich für Sie tun, Jacks? Wenn Sie Mel suchen, die sagte, sie wäre spätestens um zehn zurück.«
    Jackson schaut zu der Uhr über der Bar hinauf und schien unschlüssig.
    Jones, der sie für eine resolute Frau hielt, konnte sich eine kleine Spitze nicht verkneifen. »Sollen wir uns an einen Tisch setzen, damit Sie sich ungestört mit dem Herrn unterhalten können?«, fragte er. »Vermutlich handelt es sich ja um etwas, was die Polizei nicht hören soll.«
    »Sie sind ein durch und durch misstrauischer Mensch, Superintendent. Sie werden immer die falschen Schlüsse ziehen, ganz gleich, was ich tue.«
    Er betrachtete sie einen Moment. »Ich gebe zu, es würde mich interessieren, wo der Lieutenant ist. Dr. Campbell zufolge ist er ja lammfromm, könnte keiner Fliege etwas zuleide tun, und Sie haben ihn doch sonst immer an der Hand. Muss ich mir Sorgen machen, weil Sie ohne ihn hier sind?«
    »Er sitzt im Auto.«
    »Dann ist ja alles in Ordnung.« Jones sah seinen Inspector an. »Bitten Sie den Lieutenant doch herein, Nick. Ich möchte auf keinen Fall, dass Dr. Jackson glaubt, ich zöge aus Charles’ Abwesenheit irgendwelche Schlüsse.«

    Jackson seufzte plötzlich. »Ihm ist schlecht, er übergibt sich gerade in eine Tüte - und an meinem Wagen ist der rechte Kotflügel eingedrückt und der Reifen platt«, sagte sie. »Ich glaube nicht, dass ich den Reifen wechseln kann, wenn mir nicht jemand hilft, den Kotflügel auszubeulen. Ich bin spät dran, ich habe keine Zeit, auf die Leute vom Automobil-Club zu warten, und dachte mir, Derek könnte mir vielleicht helfen. Außerdem liegt fünfzig Meter weiter ein Pfosten auf der Straße, der einen Unfall verursachen könnte. Auch das muss ich melden.«
    »Na, das ist doch genau unser Ressort«, stellte Jones fest und erhob sich lächelnd von seinem Hocker. »Das wollen wir uns doch mal ansehen.«

23
    Während Inspector Beale nach dem Pfosten sah, begleitete der Superintendent Jackson zu dem BMW, der ein Stück hinter dem Crown im absoluten Halteverbot stand. Die Tür auf der Beifahrerseite war offen, Acland saß reglos da, die Hände auf dem Schoß, den Kopf nach hinten gelehnt. Die Tatsache, dass er seine Jacke angezogen hatte, war für Jones, der nicht wusste, dass er sie je abgelegt hatte, ohne Interesse. Jackson jedoch fiel es auf.
    Sie sprach unnötig laut. »Einen besseren Parkplatz konnte ich nicht auftreiben, Superintendent. Sonst war alles besetzt.«
    Jones sah, wie der Lieutenant ruckartig den Kopf von der Kopfstütze hob, um sich nach ihnen umzudrehen. Doch die plötzliche Bewegung löste offenbar neue Übelkeit aus, denn er hob hastig die Tüte zu seinem Mund. Es gab keinen Zweifel, dass es ihm schlecht ging. Der unverletzte Teil seines Gesichts war totenbleich, so dass die transplantierte Haut der spitz zulaufenden Narbe sich stärker als sonst abhob, und seine Hände zitterten, als er schließlich die Tüte senkte.
    Jones kauerte vor der offenen Tür nieder, um besser sehen zu können. Er glaubte, bei dem jungen Mann Blutergüsse in der Kiefergegend zu entdecken - eine leichte bläuliche Verfärbung unter der Haut -, auch wenn die Bartstoppeln diesen Gesichtsteil ohnehin dunkel erscheinen ließen. Der diagonal verlaufende Striemen links vom Hals, den der Sicherheitsgurt hinterlassen hatte, und die Platzwunde an der Unterlippe waren unverkennbar.
»Sie scheint es schlimmer erwischt zu haben als Dr. Jackson, Charles. Sie hat nicht die kleinste Schramme.«
    Jackson sprach, bevor Acland den Mund öffnen konnte. »Er

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