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Der Schattenjäger (German Edition)

Der Schattenjäger (German Edition)

Titel: Der Schattenjäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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musste, die Gänse an einen anderen Ort zu verfrachten, um sie vor den Beamten des Gesundheitsamtes in Sicherheit zu bringen. Ja, so war das –« Sie brach den letzten Satz ab, als hätte sie vergessen, was sie sagen wollte.
    »Weißt du, wo diese Mrs Mogulesko wohnt?«, erkundigte sich Wolf bei Sascha.
    »Nein, das weiß niemand … die Polizei verbringt mehr Zeit damit, Mrs Mogulesko zu suchen, als Meyer Minsky aufzuspüren. Trotzdem kaufen alle Leute weiterhin Gänsefedern bei ihr, wo sonst gäbe es echte Gänsedaunen? Mit ihr ist es wie mit den Zigeunern, sie taucht plötzlich an der Wohnungstür auf, im nächsten Augenblick fliegen die Gänsefedern, die Betten werden gestopft und
husch!
, schon ist sie wieder fort. Man erzählt, sie komme über die Dächer und besitze Schlüssel für jede Kellerwohnung zwischen der Bowery und dem East River. Colonel Waring bekommt Schaum vor dem Mund, wenn jemand in seiner Umgebung ihren Namen auch nur erwähnt.« Colonel Waring war als strenger Beamter bekannt und Leiter der Hygienebehörde. »Und Moische Schlosky ist ihr Neffe?«
    »Warum interessiert dich, wessen Neffe Moische Schlosky ist?«, wunderte sich Lily.
    »Tut nichts zur Sache«, erwiderte Sascha kurz angebunden. Er war froh, dass man im Dämmerlicht die Röte in seinem Gesicht nicht erkennen konnte. »Wichtig ist nur, dass ihr Mrs Mogulesko niemals aufspüren werdet – und wenn sich Sam bei ihr versteckt, werdet ihr ihn auch nicht finden. Diese Frau führt seit über zwanzig Jahren die New Yorker Hygieneaufsicht an der Nase herum, und ich glaube nicht, dass sie jemals erwischt wird.«
    Wolf räusperte sich. »Wie sieht es mit alten Freunden aus Pentacle-Zeiten aus?«, fragte er Mrs Asher. »Haben sich Sam und Asher nicht bei Pentacle kennengelernt?«
    »Doch, aber –«
    »War Asher Mitglied bei der IMW , als er dort arbeitete?«
    »Oh nein, gewiss nicht«, antwortete sie. »Naftali interessierte sich nicht für Politik. Ihm ging es nur um die Musik.«
    Sascha hätte die dämmerige Wohnung am liebsten so rasch wie möglich verlassen. Bei Rivka Ashers Erzählung über ihren Ehemann hatte er eine Gänsehaut bekommen. War es Magie, die ihre Gesichtszüge umspielte, immer wenn sie seinen Namen aussprach? Oder war es nur der ganz normale Kummer einer jungen Witwe? Womöglich hatte Asher die arme Frau mit einem Bann belegt, durch den sie über seinen Tod hinaus an ihn gefesselt blieb und für den Rest ihrer Tage zu einem Leben in Einsamkeit verurteilt war.
    »Stand er noch mit anderen Personen in Verbindung, die Ihnen fremd waren? Die Ihnen Angst machten?«
    »Selbstverständlich nicht. Asher hätte sich nie mit solchen Leuten eingelassen!« Doch noch während sie diese Worte aussprach, zitterte ihre Stimme, und Zweifel flogen über ihr Gesicht.
    »Ehe Asher starb, sagte sein Garderobier etwas zu ihm, aus dem man schließen könnte, er sei in etwas verstrickt gewesen«, sagte Wolf.
    »Verstrickt in was? Ich verstehe Sie nicht.«
    »Sam sprach von einem Schattenjäger.«
    »Oh nein!«, rief Rivka. »Dann habe ich es also doch nicht geträumt!« Sie wurde totenbleich und wankte auf ihrem Stuhl. Wolf sprang auf und stand bereit, sie aufzufangen, falls sie ohnmächtig werden sollte.
    »Sagen Sie es mir!«, drängte sie Wolf. »Mit wem hat sich Asher jede Nacht getroffen?«
    »Ich weiß nichts darüber! Ich habe nur schreckliche Angst!«
    »Dann sagen Sie mir, wovor«, flüsterte Wolf.
    »Manche sagten, er habe seine Seele dem Teufel verkauft. Gott steh mir bei, als seine Frau hätte ich gar nicht auf solche Gerüchte hören sollen. Aber … Gott vergib mir. Als wir bei Pentacle arbeiteten, waren wir arm, sogar sehr arm. Ich würde alles dafür geben, die Zeit zurückzudrehen. Von dem Tag an, da er mir von seiner neuen Arbeit erzählte, wusste ich – wie soll ich Ihnen begreiflich machen, was eine Ehefrau spürt, was sie aus dem Schweigen zwischen den Worten herausliest, die ihr Ehemann an sie richtet. Er sagte, er werde ein großer Musiker sein, all unsere Träume würden in Erfüllung gehen, wir würden nie wieder hungern müssen. Als ich ihn fragte, was er dafür geben müsste, so reich zu werden, sagte er nur,
›Keine Angst, meine Seele wollen sie nicht. Sie wollen nur, dass ich ein paar Hemden für sie nähe. Was sollte Schlimmes daran sein?‹
Ich wusste, dass es ein Teufelspakt war. Ich wusste es, als ich zum ersten Mal diese wunderschöne, verhexte Musik hörte!« Sie brach in Tränen aus und brauchte einen

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