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Der Schattenjäger (German Edition)

Der Schattenjäger (German Edition)

Titel: Der Schattenjäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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Sascha.
    »Nein, aber fragen Sie doch Meyer Minsky. Schließlich waren Sie doch mal mit ihm – äh – vertraut.«
    »So kann man es auch formulieren«, kommentierte Wolf grinsend.
    »Er kennt jede einzelne Gans in Manhattan.«
    Wolf sah ihn verständnislos an.
    »Ehm, koscheres Geflügel?
Litwaken
?«, half Sascha ihm auf die Sprünge. Aber jetzt sahen Wolf
und
Lily Sascha an, als ob er eine fremde Sprache spräche.
    »Gut, also, alle großen jüdischen Gangster stammen aus Litauen oder Galizien. Seit Menschengedenken haben die Galizier das Zahlenlotto in ihrer Hand und die Litwaken – und das ist Minsky mit Magic Inc. – das Geschäft mit koscherem Geflügel.«
    »Soll ich daraus schließen, dass man mit koscherem Geflügel ordentlich Geld verdienen kann?«, fragte Wolf amüsiert.
    »Das weiß ich nicht. Aber zu dem Zeitpunkt, als Minsky Magic Inc. übernahm, haben die Litwaken
auch
das Zahlenlotto an sich gerissen.«
    »Und was ist mit den Galiziern passiert?«, fragte Lily.
    Sascha grinste nur hämisch. »Darüber spricht man nicht.«
    Wolf lachte, doch sein schmales Gesicht nahm rasch wieder ernste Züge an. »Gut«, sagte er. »Ich frage Meyer. Und in der Zwischenzeit sollte jemand auch mit Moische Schlosky sprechen. Aber wenn die Zeitungen mitbekämen, dass ich zur IMW -Zentrale gehe, würde Moische zum Hauptverdächtigen aufsteigen, und Polizeichef Keegan würde verlangen, dass ich ihn verhafte.«
    Sascha räusperte sich. Offenbar drängte sich die Lösung für Wolfs Problem geradezu auf, nur wollte er sie nicht unbedingt in Lilys Anwesenheit auf den Tisch bringen. »Nun«, äußerte er zögernd, »ich könnte mit Moische reden.«
    Lily und Wolf sahen ihn an – aber mit ganz unterschiedlichen Mienen. Lily schien erstaunt. Wolf hingegen, nun, angenehm war seine Miene jedenfalls nicht.
    »Wenn ich durch dieses Viertel gehe, fällt es nicht auf. Deshalb könnte ich einfach zum IMW gehen und ihm sagen … ja, was soll ich eigentlich sagen?«
    »Ich will dir keine Rolle aufdrängen, die –« Wolf brach mitten im Satz ab und kaute an seiner Unterlippe. »Er soll sich im Hintergrund halten und bei Pentacle nichts vom Zaun brechen, solange das hier nicht vorbei ist. Und sag ihm, für Sam wäre es sehr viel besser, wenn er aus freien Stücken zu mir käme. Vor allem, weil die Presse so dahinterher ist. Und mach Moische keine törichten Versprechungen.«
    »Was für Versprechungen?«
    Wolf sah Sascha über den Rand der Brille hinweg an. »Zum Beispiel, dass ich ihn beschützen könnte.«
    »Steht es denn so schlimm?«, fragte Lily mit großen Augen.
    Wolf nickte.
    »Aber wir haben doch gerade erst zu ermitteln begonnen. Wir wissen noch nicht einmal, ob Asher wirklich ermordet wurde!«
    »Doch, das wissen wir«, sagte Wolf ruhig. »Naftali Asher starb kurz nach drei Uhr nachmittags. Und die Druckerpresse der Abendausgabe der
Sun
wird um halb drei gestartet. Sicher, man kann mit dem Druckvorgang noch warten, wenn sich ein Großereignis abzeichnet, das eine Schlagzeile wert ist. Aber dazu muss man eben wissen, dass etwas kommt. In dem Artikel über das Hippodrome steckte viel Hintergrundinformation – Fotos, Lebensgeschichte des Toten. Da muss jemand die Zeit gehabt haben, das alles zu recherchieren.«
    »Sind die denn noch bei Verstand?«, fragte Lily. »Die müssen doch wissen, dass wir sofort in die Zeitungsredaktion gehen und ermitteln können, wer die Informationen geliefert hat.«
    »So würde man sich das an sich vorstellen«, gab Wolf milde lächelnd zu.
    »Die ganze Geschichte ist also abgekartet«, schaltete sich Sascha ein. »Sie meinen, Ashers Mörder hat gar keine Angst vor der Polizei und braucht sich nicht zu sorgen, dass er verdächtigt werden könnte.« Sascha war sich sicher, dass Wolf gleich an Morgaunt gedacht hatte, als bekannt wurde, dass sich Asher und Sam bei Pentacle kennengelernt hatten.
    Für Wolf war ein magisches Verbrechen nicht einfach ein einzelner Fall, sondern alles hing an dem einen großen, alle in Atem haltenden Fall des Finanzmagiers J. P. Morgaunt. Wie ein
Don Quixote
kämpfte Wolf gegen den mächtigsten Mann der Wall Street und, soweit Sascha das beurteilen konnte, bestand darin sein Leben. Als Ausgang dieses Kampfes kamen nur zwei Möglichkeiten infrage: Entweder landete Morgaunt im Gefängnis oder Wolf im Leichenschauhaus.
    Wolf zuckte mit den Schultern und knöpfte sich den Mantel zu. »Aber egal, in welchem Schlamassel wir morgen früh stecken, jetzt muss ich

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