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Der Schattensucher (German Edition)

Der Schattensucher (German Edition)

Titel: Der Schattensucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Braun
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sollte. Levin lief ein Schauer über den Rücken.
    »Du hast keine Kunden gesucht. Du hast mich gesucht. Du hast das alles geplant.«
    »Levin. Es ging mir nicht um dich. Es ging mir um die Sache. Ich wusste, du wolltest nach Briangard gelangen. Da habe ich gedacht, ich könnte dir helfen.«
    Levin sprang auf und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Belüg mich nicht! Woher wusstest du, dass ich nach Briangard wollte? Keine Ausflüchte mehr! Du wirst mir jetzt alles sagen.«
    »Ich hatte dich beobachtet. Von dem Moment an, als du aus der Weberei kamst, wusste ich immer, wo du warst. Ich kannte deine Unterkunft, habe gesehen, wie du die Festung untersucht hast und wie du versucht hast einzubrechen. Als du hinter der Mauer von Briangard verschwunden warst, habe ich dich aus den Augen verloren. Aber ich wusste, du würdest, falls du scheiterst, bestimmt in deinen Keller zurückkehren. Und das hast du auch getan. Wie ein begossener Pudel hast du ausgesehen. Du hast die Kleider gewechselt und bist zum Gasthaus weitergegangen. Dort habe ich dich dann getroffen.«
    »Und wieso hast du mich die ganze Zeit verfolgt?«, fragte Levin laut. Sein bedrohlicher Blick war noch immer auf sie gerichtet.
    »Ich wollte dir helfen, Levin. Ich hatte mir gedacht, dass du es nicht alleine schaffen würdest. Und außerdem … außerdem musste ich dich überwachen.«
    »Überwachen?«
    »Verflucht, ich musste aufpassen, dass nicht das geschieht, was jetzt geschehen ist.« Sie stand auf und versuchte Levin ebenso streng anzublicken. »Levin, du hast es vermasselt. Die ganze Zeit habe ich gebangt und gehofft, du würdest deinen Auftrag nicht vergessen. Ich wusste, wie gefährlich es ist, dass du so nah an Thanos herangehst. Aber ich hatte gehofft, du wärst schlau genug, das zu nutzen und die Sache sicher zu Ende zu führen. Und jetzt? Du schleichst dich in die Stadt, bist bereit, alles abzuliefern und dann kneifst du kurz vor dem Ziel und kommst hierher zurück. Was ist in dich gefahren?«
    »Wer bist du?!«, fragte Levin mit großen Augen.
    »Ich bin Elena. Ich war eine Hure.« Sie hielt inne. »Und außerdem bin ich die Schleiereule . Ich bin die beste Kundschafterin, die das Otusnetz hat.«
    »Du arbeitest für Darius.« Levins Miene versteinerte sich. Was er im Lauf ihres Gesprächs zunehmend befürchtet hatte, bestätigte sich nun.
    »Seit ein paar Jahren schon«, erzählte Elena. »Ich hatte einen Freier, der mich sehr mochte. Er wollte immer nur, dass ich ihn unterhalte oder streichle. Mehr wollte er nie. Irgendwann stellte sich heraus, dass er der Gründer einer Gruppierung war, die den Machenschaften des Grafen nachging. Ich brachte ihn dazu, mich einzuweihen und meine Fähigkeiten einzusetzen.«
    »War es Darius?«
    »Nein, der ist nur ein braver Anführer. Aber ich habe die meiste Zeit für Darius gearbeitet. Wir kamen irgendwann nicht weiter. Wir mussten die Kontaktpersonen des Grafen kennen. Da beschlossen wir, dass wir einen Mann mit deinen Fähigkeiten brauchen, der für uns nach Briangard geht und diese Dinge herausfindet. Aber weil du keiner von uns bist, sollte dich jemand im Auge behalten. Ich habe mich sofort für diese Aufgabe gemeldet. Briangard. Es war eine Chance, wie ich sie schon seit Jahren erwartet habe. Die letzten Wochen, Levin, waren bedeutender als die ganzen verschwendeten Jahre, seit ich von Briangard geflohen bin.«
    »Und du hast so getan, als wüsstest du von nichts, du Biest.«
    »Du solltest dich selbstständig fühlen. In den Zeiten, in denen du weg warst, habe ich mich davongeschlichen. Es gibt einen Erker Richtung Oststadt. Wenn man von dort Lichtsignale sendet, kann man sie vom Balkon der Weberei erkennen. Ich habe mich immer wieder mit dem Otusnetz verständigt. Alles lief nach Plan, jedes Mal konnten wir uns mitteilen, dass es keinen Grund zur Sorge gibt. Bis auf heute Nacht.«
    »Du hattest heute mit ihnen Kontakt?«
    »Gerade eben. Ich weiß alles, Levin. Du hast einen großen Fehler begangen. Warum bist du umgekehrt? Du hattest doch alles beisammen, nicht wahr? Ein Schritt und alles wäre gut gewesen.«
    Levin unterbrach sie mit erhobenem Finger. »Alles wäre gut gewesen? Ich habe wochenlang mit einer Betrügerin zusammengelebt und du sagst mir, alles wäre gut gewesen?«
    Er konnte nicht mehr an sich halten. Mit einer blitzartigen Bewegung stieß er den Tisch um, der mit Gepolter zu Boden stürzte. Elena hielt sich schützend die Hände vors Gesicht, während Levin sie packte und anschrie:

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