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Der Schattensucher (German Edition)

Der Schattensucher (German Edition)

Titel: Der Schattensucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Braun
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eingewendet.
    »Unser Informant sagt, der Graf traue den Brianern nicht. Außerdem ist es Teil der Strategie, dass die geheime Armee inmitten der Stadt wie aus dem Nichts auftaucht.«
    Levin wollte sein Unbehagen darüber ausdrücken, dass man sich nur auf die wilden Angaben eines einzigen Informanten stützte. Darius hatte es ihm angesehen und ihm versichert, dass sie mehr als eine Quelle besaßen.
    »Und warum nun ich?«
    »Wir brauchen jemanden, der einen fremden Ort gründlich untersuchen kann, ohne dass er Aufsehen erregt. Ihr müsst den geheimen Treffpunkt finden und Namen und Gesichter dieser Kontaktpersonen bekommen. Dann müsst Ihr wieder verschwinden, ohne das Misstrauen des Grafen geweckt zu haben. Gibt es außer Euch jemanden, dem so etwas gelingen kann?«
    Levin hatte verneint. Seine Frage war ohnehin unnötig gewesen, denn er hatte sich schon einen Plan zurechtgelegt.
    Am ersten Tag hatte er seine Zeit damit verbracht, über die einzelnen Schritte genauer nachzudenken, sich die Karte anzuschauen und Notizen zu machen. Bis in die Nacht hinein hatte er nachgedacht, war auf und ab gegangen, hatte aus dem Fenster in die Stadt geschaut und war erst um Mitternacht eingeschlafen.
    Am nächsten Tag war er in die Nordstadt gegangen, um den Fuß der Anhöhe abzuschreiten, auf der Briangard thronte. Dabei hatte er sich die Felsen angeschaut, das Mauerwerk, die Türme und Tore. Er hatte sich so nahe herangewagt wie möglich. Abends hatte er sich im Gasthaus umgehört, wie oft die Zugbrücke heruntergelassen wurde.
    Einen Tag später hatte er einige Leute besucht, die er kannte: den Schmied, den Gerber, einen ehemaligen Soldaten, der ein Bein verloren hatte, und einen Jäger. Bald hatte er alles beisammen, was er brauchen würde. Diesmal war er erst morgens eingeschlafen und am Mittag aufgewacht. Im Kornspeicher war es hell gewesen, die Luft trocken. Er hatte alle besonderen Gegenstände in einen engen Beutel gepackt, sein blaues Untergewand angezogen und den Gürtel geschnallt. Der rote Edelstein auf der Gürtelschnalle war der einzige Gegenstand, der ohne Nutzen war. Er begleitete Levin auf jedem Beutezug. Manchmal fragte er sich selbst, weshalb er so viel Wert auf dieses Stück legte. Vielleicht war es einfach nur seine Freude daran, etwas zu haben, was ihn besonders machte.
    Auf dem Boden waren alle Gegenstände ausgebreitet gewesen, die er für den Auftrag an seinem Leib tragen würde. Nun war er damit ausgerüstet. Ein großes und ein kleines Messer hatte er in den Gürtel gesteckt. Der Meißel, drei Eisenhaken, eine kleine Schaufel wurden in einem Lederbeutel am Gürtel befestigt. Das Seil hatte er quer über den Bauch um die Schulter gehängt. Unter den Gürtel hatte er ein Leinentuch für Beutestücke geklemmt. Nachdem er alles überprüft hatte, hatte er sich den steingrauen Mantel übergeworfen, ihn am Bauch und an den Beinen festgeschnürt, dann die Sandalen gebunden. Das dauerte am längsten, denn sie mussten den Mantel festhalten und zugleich so eng anliegen, dass er mit den Füßen den Boden fühlen konnte.
    Als er fertig war, war er erneut im Raum auf und ab gegangen. Es war an der Zeit, sich einzufühlen. Er sprang, rannte, kletterte Absätze hoch, alles möglichst ohne Geräusche. Am Abend hatte er sich ein Essen gekocht und danach zwei Stunden gedöst. Als er erwachte und die Dunkelheit ihn umgab, fühlte sich die Ausrüstung wie seine eigene Haut an. Zwei weitere Stunden hatte er gewartet, jetzt stand er vor dem Fenster.
    Die Luft war immer noch trocken. Die Stadt schwieg ihn an. Er sah auf das Dach des benachbarten Hauses. Dann zog er sich seine Kapuze über, bis sein Gesicht in Schatten gehüllt war, kletterte hinaus und sprang in die kühle Nacht.

10. Kapitel
    Briangard war nicht die Bibliothek. Schon die fensterlose Außenmauer übertraf die Höhe der höchsten Gebäude, die Levin für gewöhnlich bestieg. Auf dem Wehrgang würden ihn zahllose Wächter erwarten, unterstützt von scharfen Hunden, die Tag und Nacht auf der Mauer umhergingen. Hinter der Außenmauer lag jedoch erst der Vorhof. Der Innenhof war von einer noch höheren Mauer umgeben und dahinter ragte der Palast empor.
    Levins Plan berücksichtigte all diese Schwierigkeiten. Er kam von der Westseite, da das Tor von Briangard auf der Südseite lag. Er schlich zwischen den Bauernhäusern am Stadtrand herauf und überquerte die Stilla über die letzte, nur wenigen Leuten bekannte Holzbrücke. Bald hockte er hinter einem Gebüsch am

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