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Der Schattensucher (German Edition)

Der Schattensucher (German Edition)

Titel: Der Schattensucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Braun
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Feuer arbeitete sich über die Holzpfeiler an den Obergeschossen ins Gebäude hinein und trieb die Ritter aus ihrer Verschanzung. Bald stürmten sie verwirrt und von Rauchschwaden begleitet die Treppe herunter. Jasons Männer erwarteten sie einen nach dem anderen, stürzten sich auf sie und gaben ihnen keine Gelegenheit, sich zu wehren.
    Jason hatte nicht aufgehört, sich jeden Einzelnen von ihnen anzuschauen. Noch immer war er nicht dabei; keiner trug den grauen Mantel, keiner bewegte sich wie er . Irgendwann erwischten sie Sallas. Bis zu dem Moment, als ein brianisches Schwert ihn durchbohrte, brachte er es nicht über sich, um Gnade zu flehen.
    Ein schwerer Dunst, der Geruch von Blut, Schweiß und Rauch erfüllten das Haus. Man hörte die ersten Teile des Gebäudes einstürzen.
    »Wir müssen raus!«, schrie einer der Männer zu Jason. »Da oben sind keine mehr.«
    »Ist gut. Alle Mann ins Freie! Bringt euch in Sicherheit.«
    Mit ein paar letzten Schwerthieben nach den verbliebenen Gegnern machte sich einer nach dem anderen schleunigst auf den Weg nach draußen. Jason blieb als Letzter in der Eingangshalle stehen und schaute beharrlich zur Treppe hoch. Warum kam er nicht? Seinetwegen waren sie hier. Er konnte ihnen nicht entkommen sein.
    Dann sah er, wie die Feuerzungen das Treppengeländer einnahmen, Teile des einstürzenden Daches polterten die Treppe hinunter. Neben Jason schlugen die ersten brennenden Teile auf den Boden und wirbelten Staub auf.
    »Kommt heraus, Herr!«, rief jemand von draußen.
    Zuerst hörte er die Stimme nicht und schaute nur benommen um sich. Dann kehrte sein Verstand zurück, er duckte sich und rannte hustend zur Tür hinaus. Hinter ihm krachte es und kurz darauf stürzte eine große Wand ein. Sofort eilten Männer zu ihm und warfen ihm eine Decke über. Er beachtete es kaum und schaute sich im Hof um. Mittlerweile dämmerte es. Sie hatten die halbe Nacht hindurch gekämpft. Grauer Dunst umgab sie. Jason schaute sich die unzähligen Leichen auf dem Hof an. Sein Wolfshund rannte herbei, huschte umher und beschnupperte die Toten. Bei dem Dunst konnte Jason nur wenig erkennen, doch bald war ihm klar, dass er nicht dabei war.
    Die meisten seiner Männer waren draußen auf dem Platz, versorgten ihre Wunden oder ruhten sich an der Mauer aus. In der Ferne standen einzelne Bürger, die benommen auf das brennende Gebäude blickten. Keiner wagte es, dem fremden Heer näher zu kommen.
    Als sie zum Aufbruch bereit waren, bestieg Jason sein Pferd und ritt voraus. Allmählich folgten ihm die Männer. Sie ritten nicht schnell, denn auf zweiunddreißig Pferden führten sie je einen Toten mit sich.
    »Wir haben gesiegt, Herr«, sagte ein Mann, der neben Jason ritt.
    »Ja.« Er schaute ihn nicht an. Seine Augen brannten, er war müde und erschöpft. Sein Wolfshund trabte treu neben ihm her. Er rätselte, mit welcher Botschaft sie nach Briangard heimkehren würden. Freude über den Sieg? Trauer um Norman? Wut, weil sie den Eindringling nicht erwischt hatten?
    Als sie das Ende des Platzes erreichten und an einer Seitengasse vorbeikamen, scherte der Hund aus und fing zu bellen an. Jason pfiff ihn zurück. Der Hund reagiert nicht, sondern verschwand in der Gasse.
    »Was ist mit dir los? Komm zurück!«
    Er gehorchte nicht. Verunsichert wendete Jason, befahl den anderen weiterzureiten und folgte dem Tier. Der Hund huschte unbeirrt die Gasse entlang. Jason versuchte etwas auf dem feuchten Boden zu erkennen. »Jetzt komm schon! Wir müssen raus aus der Stadt!«
    Irgendwann blieb der Hund stehen, fixierte eine Stelle auf dem Boden und bellte. Jason stieg vom Pferd, eilte zu ihm und sah die Blutlache, noch ehe er sich gebückt hatte. Sie verschwamm mit dem Wasser, aber sie war deutlich zu erkennen. Dann sah er vereinzelte rote Tropfen auf dem Weg, den er zurückgelegt hatte. Wie ein Schlag traf es ihn.
    Der Kerl lebte noch! Das Blut musste aus der Wunde stammen, die der Hund ihm zugefügt hatte. Sofort drängten sich etliche Fragen auf. Wieso war er nicht in Sallas’ Haus bei den anderen Rittern gewesen? Gab es noch einen Stützpunkt? Wie lange war es her, dass er durch diese Gasse geflohen war? Er erhob sich und schaute sich um. Das Bellen hörte nicht auf. »Ist ja gut! Ich habe verstanden. Ein wunderbares Tier bist du. Na los, führ mich weiter.«
    Er stieg wieder aufs Pferd und folgte dem Hund, der ohne Unterbrechung der Spur nachschnupperte. Eine schier endlose Strecke über den Fluss, das Bürgerviertel und

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