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Der Schattensucher (German Edition)

Der Schattensucher (German Edition)

Titel: Der Schattensucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Braun
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großzügig angelegten Viertel der Weststadt. Eine drei Meter hohe Mauer umgrenzte den Hof, dahinter erhob sich ein prächtiges Gebäude mit zahlreichen Fenstern und Holzpfeilern. Das flache Dach besaß ein kunstvolles Steingeländer und überall ragten heroische Figuren auf.
    Als das brianische Heer die Einmündung zu dem Platz erreichte, sandte Jason zwei Späher los, die das Gebäude von den Flanken her und von hinten begutachten sollten.
    Etwa hundert Meter standen sie mit dem Heer entfernt und sahen, dass auf dem Dach Fackeln umhergetragen wurden.
    »Wie erwartet«, sagte Jason. »Sie haben ihre ganzen Leute versammelt.«
    »Und sich vermutlich bestens eingenistet«, ergänzte Norman. »Kaum absehbar, wie viele das sind.«
    »Wir sind mehr.«
    »Und wir sind klüger«, sagte Norman und stieg vom Pferd. »Ich will, dass die Soldaten keinen Mucks machen, solange der Feind sich nicht rührt.«
    »Ich könnte zur Sicherheit schon einmal die Schützen postieren.«
    »Nein, das würde sie verunsichern. Solange unsere Männer in dieser Seitenstraße stehen, kann ihnen nichts passieren. Ich möchte nicht, dass die Ritter eine Heeresfront vor Augen haben.«
    »Es würde den Druck erhöhen.«
    »Wenn ich als Hauptmann allein zu ihnen komme, wird ihnen das mehr Respekt einflößen.«
    Jason antwortete nicht darauf. Die weiteren Vorkehrungen malte er sich nur noch in Gedanken aus. Er gab die Nachricht weiter, dass die Männer auf ihren Pferden bleiben sollten. Die Schützen sollten dennoch ihre Waffen bereithalten.
    Norman nahm den Helm ab und reichte seine Waffen einem Soldaten. »Ihr seid treue Männer. Es ist mir eine Ehre, Euer Hauptmann zu sein.«
    »Was tut Ihr?«, fragte Jason entsetzt.
    »Wenn ich unbewaffnet komme, verleihe ich meinen Absichten größeren Nachdruck. Was würde mir schon mein Schwert nützen, allein unter Feinden?«
    Er kehrte ihnen den Rücken zu und schritt über den Platz. Auf dem Dach des Hauses waren die feindlichen Schützen postiert und Jason glaubte zu erkennen, dass ein großer Mann, begleitet von zwei Wächtern, an das Geländer trat.
    »Ich rufe Sallas, den Kaufmann!«, rief Norman ihnen zu. Nach einigen Schritten wiederholte er seinen Ruf.
    »Verschwindet, Brianer!«, tönte es zurück.
    »Ich möchte mit Euch reden!«
    »Ich sagte, verschwindet! Wagt es nicht, näher an mein Haus zu treten!«
    Norman blieb stehen, er war noch gut dreißig Meter vom Tor entfernt. »Ich bin Norman, Hauptmann der brianischen Palastwache. Ich bitte Euch, mich hereinzulassen!«
    Was tat er? Jason presste die Fäuste gegen die Zügel. Es war nicht abgemacht, dass er hineingehen würde. Er sollte vor dem Tor verhandeln.
    »Was wollt Ihr von uns?«
    »Ich möchte mit Euch verhandeln. Es geht uns nur um einen Mann.«
    »Die Ritter von Alsuna verhandeln nicht mit Brianern.«
    »Ich bin unbewaffnet. Aber hinter mir wartet ein bis an die Zähne bewaffnetes Heer, das groß genug ist, Euch zu vernichten. Ich denke, wir wollen das beide vermeiden.«
    »Da irrt Ihr Euch«, brüllte Sallas. »Noch einen Schritt und Ihr seid tot!«
    »Ihr wisst, dass es keinen anderen Weg gibt«, sagte Norman und bewegte sich weiter. Jason biss die Zähne aufeinander.
    »Ich warne Euch, Brianer! Wir verhandeln nicht. Kehrt sofort um und schert Euch fort!«
    Norman ließ sich nicht aufhalten, sein Blick war unerschütterlich auf Sallas gerichtet.
    »Ihr wollt nicht hören, gut. Dann ist das Euer Todesurteil.«
    »Ich fordere Euch auf, die Tore zu öffnen!«, sagte Norman auf den letzten Metern.
    »Schützen – anlegen!« Sieben Armbrustschützen richteten ihre Waffen auf den bulligen Hauptmann. Norman marschierte unbeirrt weiter. »Schießen!« Fast gleichzeitig zischten die Waffen, einen Augenblick später bohrten sich sieben Pfeile in den Oberkörper von Norman und durchstachen den Panzer. Norman wurde nach hinten gerissen, er schwankte, drohte umzufallen, fing sich wieder und bestritt die letzten Meter bis zum Tor. Die mächtigen Hände voraus stürzte er gegen das Holz, es polterte, er sank in sich zusammen und blieb reglos am Boden liegen.
    Jasons Miene fror ein. Seine Fäuste schienen eins mit den Zügeln zu werden. Die Kälte der Nacht kroch auf einmal an seinen Beinen hoch.
    Ein Pferd wieherte. Ohne sie zu sehen, spürte er die entsetzten Gesichter der Männer hinter sich.
    »War’s das?«, schrie Sallas aus der Ferne. »Oder will noch einer?«
    Die Worte drangen an Jasons Ohr, weckten ihn aus seiner Starre und riefen alle

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