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Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Titel: Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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selbstsicher wie möglich.
    Der Urwald war ein Irrgarten aus haushohen Bäumen und riesenhaften Farnen, in dunklen Schattierungen von Grün. Die warme Luft war zum Schneiden dick, Schweiß durchnässte die Kleidung der fünf nach nur wenigen Klaftern und der schwammige Boden knackte bei jedem Schritt. Kriss blickte zurück und sah, wie sich Wasser in ihren Fußabdrücken sammelte. Sie war dankbar für die scharf riechende Salbe, die ihr der Kapitän gegeben hatte, denn sie hielt die gespenstisch großen Insekten hier auf Abstand.
    Ihre drei Leibwächter gingen voran; während sie sich unablässig über die feuchte Hitze beschwerten, schlugen sie Äste, Zweige und Ranken zur Seite. Sprungratten, Schnatterfrösche und Glasheuschrecken nahmen vor ihnen Reißaus.
    »Ja, haut nur ab!«, bellte Lorgis. »Blöde Viecher!«
    »Na, denen hast du’s aber gezeigt, du Held.« Die Frau namens Barabell grinste mit der Wurzel zwischen den Zähnen.
    »Äh, wonach sollen wir eigentlich Ausschau halten?«, fragte Nesko und sah sich verunsichert um.
    »Nach allem, was ungewöhnlich ist«, erklärte Kriss. Sie war als einzige unbewaffnet, stattdessen trug sie Kompass und Karte.
    »Zum Beispiel?« Lorgis wischte mit einem Blatt Pflanzensaft von seiner Klinge.
    Kriss zögerte, als sie wieder die Verantwortung spürte, die auf ihr lastete. Sie blickte auf die Karte, aber diese war weitgehend nutzlos. Niemand hatte sich je die Arbeit gemacht, den Smaragdwald anständig zu kartographieren. »Steine«, riet sie schließlich. »Einen auffälligen Baum. Mauerwerk oder so etwas.«
    »›Oder so etwas‹«, wiederholte Barabell mit spöttischem Unterton.
    »Kann’s sein, dass Ihr’s selber nich’ wisst?« Lorgis’ Grinsen war ohne Humor.
    Kriss antwortete nicht. Der Riese nickte vor sich hin, als habe er nichts anderes erwartet. »Erzählt.« Er spaltete eine tentakelartige Schlingpflanze. »Wie wird man mit zarten sechzehn Jahren eigentlich Doktor?«
    »Indem man studiert und seine Doktorarbeit verfasst«, sagte Kriss trocken. Sie wusste, wann sich jemand über sie lustig machte, immerhin hatte sie es oft genug erlebt: bei den Kindern, mit denen sie zur Schule gegangen war, und sogar einigen ihrer Studenten.
    »So einfach is’ das, ha?« Lorgis sah grinsend zu seinen Kameraden. »Vielleicht sollt’ ich das auch mal probieren!«
    »Spar dir die Mühe, Lorgis«, sagte Lian. »Dazu müsstest du nämlich erstmal ’ne Schule von innen sehen. Und jetzt hör auf, dumme Fragen zu stellen.«
    »Ja, Herr Berris«, murmelte Lorgis. Er schwieg, während seine Kameraden feixten.
    Kriss staunte. Sie hatte ganz vergessen, dass Lian als Stellvertreter der Baronin sogar dem Kapitän vorstand. Aber hatte er gedacht, sie würde nicht allein mit Lorgis’ Sticheleien fertig werden?
    Das Trällern des Vogels lenkte sie ab.
    »Flieg voraus und sieh dich für uns um«, bat Kriss ihn. »Kannst du das, Umi?«
    Die Maschine zwitscherte die Tonleiter hinauf und klapperte fröhlich mit den Lidern, dann zischte sie an den Matrosen vorbei in die grüne Dunkelheit. Kriss lächelte stolz.
    »Du hast dem Ding also endlich ’nen Namen gegeben?« Lian ließ seinen eigenen Säbel durch die Luft pfeifen. Er schien ungeduldig. Oder nervös?
    »Es ist Obasi für ›Vogel‹«, sagte Kriss. »Und er ist kein Ding .«
    Die Matrosen hatten trotz ihres Vorsprungs anscheinend mitgehört. »Wie kommt’s überhaupt, dass der Flattermann noch funktioniert, wenn’s kein Ælon mehr gibt?«, fragte Barabell. Wie die anderen hatte sie längst die Mütze abgenommen und an den Gürtel geklemmt. Das schwarze Haar klebte an ihrer nassen Stirn.
    »Er hat einen Ælon-Speicher in seiner Brust«, erklärte Kriss.
    »Ich hab das nie kapiert«, leierte Nesko. »Wo ist das Zeug überhaupt hergekommen?«
    »Meine Großmutter meint, es wär’ der Atem vom Weltengeist«, sagte Lorgis.
    Barabell schleuderte die zerkaute Wurzel in den Wald und grinste müde. »So was glaubst auch nur du, Lorgis!«
    Er warf ihr einen säuerlichen Blick zu.
    »Niemand weiß es wirklich«, gestand Kriss. »Sicher ist nur, dass es vor viertausend Jahren einfach aufgetaucht und vor zweihundert Jahren wieder versiegt ist. Aber natürlich gibt es eine Menge Theorien.«
    Lian nahm einen Schluck aus seiner Wasserflasche. »Zum Beispiel?«
    »Einige glauben tatsächlich, es wäre der Atem des Weltengeists. Oder ein Geschenk anderer Götter. Dann wieder heißt es, es wäre Energie, die aus dem Erdinneren stammte. Manche

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