Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
Vom Netzwerk:
undankbare Aufgabe schwand. Als dann auch noch Jahr um Jahr verstrich, ohne dass er ein Wort aus der Champagne oder von der Ordensleitung hörte, hatte seine Frustration ihren Gipfelpunkt erreicht. So begierig er anfangs auf Anweisungen aus der Heimat gewartet hatte, so bitter und zynisch war er schließlich geworden, als immer mehr Jahre stumm und ereignislos verstrichen.
    Da ihm Verschwiegenheit und Geheimhaltung dennoch weiterhin wichtig waren, sagte er zu Arlo kein Wort von seiner Enttäuschung über die Ordensoberen und ihren Verrat an der angeblichen Mission der Bruderschaft im Heiligen Land. Doch Arlo, der ihm bis zur letzten Faser seines Körpers treu ergeben war, hatte dennoch gespürt, dass etwas im Argen lag.
    Als er daher jetzt Sir Hughs offener Unterhaltung mit dem jungen de Beaufort zuhörte, regte sich in Arlo die Hoffnung, dass Hugh endlich aus seinem selbst auferlegten Schweigen auftauchen würde, und darüber war er froh.
    Kurz darauf schien Hugh jedoch alles gesagt zu haben, was zu sagen war, und er ritt schweigsam wie üblich weiter, den Blick in die Ferne gerichtet, ohne nach rechts oder links zu blicken. De Beaufort schien zwar verwundert über das abrupte Ende der Unterhaltung zu sein, aber auch angenehm überrascht, dass es ihm tatsächlich vergönnt gewesen war zu erleben, dass sich Hugh de Payens in zivilem Ton mit ihm unterhielt. So war er völlig zufrieden damit, seinerseits schweigend weiterzureiten.
    Sie kamen gut voran, und kurz bevor das rasch verblassende Tageslicht das letzte Weiß aus den Mauern der fernen Gebäude saugte, fiel ihr Blick auf Jericho. Es war dunkel, als sie die erste der beiden Herbergen in der kleinen Stadt erreichten, und ihr Abschied war kurz.
2
    A
    M NÄCHSTEN TAG waren de Payens und Arlo schon lange vor der Dämmerung wach. Sie frühstückten kaltes Pökelfleisch auf frischen, ungesäuerten Brotscheiben und spülten das Essen mit dem klaren, kalten Wasser aus dem in Stein gefassten Brunnen der Herberge hinunter, bevor sie sich auf die Suche nach dem Hospital begaben.
    Eigentlich war dieses nur als vorübergehendes Hospiz gedacht gewesen, das erst vor kurzem am Stadtrand eingerichtet worden war, als unter den fränkischen Pilgern eine Seuche ausgebrochen war. Niemand hatte damit gerechnet, dass es lange im Einsatz sein würde.
    Doch obwohl es so früh war, fanden sie das Hospital anhand der Geräusche, die bereits aus dieser Richtung kamen. Zu ihrer Überraschung erblickten sie ein geschäftiges, beinahe autarkes Dörfchen, das entlang der Lehmziegelmauern des Hospitals entstanden war. Es musste Markttag sein, denn auf dem Versammlungsplatz direkt vor dem Haupttor des Hospitals wimmelte es vor hastig errichteten Verkaufsständen und Eselskarren, auf denen Marktschreier ein verblüffendes Angebot an Lebensmitteln und anderen Waren verkauften.
    Arlo sah, wie eine der beiden berittenen Wachen vor dem Haupteingang Notiz von ihnen nahm. Der Mann setzte sich im Sattel gerade hin und lenkte mit einem einzigen, aus dem Mundwinkel geknurrten Wort auch die Aufmerksamkeit seines Kameraden auf sie. Arlo wandte sich seinerseits im Sattel um und sprach Hugh auf die Wachen an.
    »Dort drüben stehen zwei Männer des Königs. Man kann ihre Schulterabzeichen sogar von hier aus sehen. Sie haben uns bemerkt. Ich frage mich, was die Männer des Königs hier zu suchen haben … Offenbar bewachen sie etwas.«
    »Aye, sie bewachen das Hospital und seine Ritter. Die Hospitalritter erfüllen eine wichtige Funktion … Zu wichtig für Baldwin und die Kirche, als dass sie riskieren würden, dass ihnen etwas zustößt … Also lässt man sie von der Palastwache schützen, und das mit gutem Grund. Wir sollten besser nicht ihren Ärger erregen. Lass uns auf sie zureiten und uns zu erkennen geben. Es könnte alles erleichtern, wenn sie uns freundlich gesonnen sind.«
    Die königliche Protektion an diesem Ort war in der Tat ein Kuriosum. Der Name Hospitalritter ließ darauf schließen, dass dieser neue Orden – er war erst vor kurzem offiziell aus der Taufe gehoben worden – selbst für seine Verteidigung sorgen konnte und dass seine Mitglieder als Ritter kämpfen konnten. Doch Hugh wusste, dass dies ein Trugschluss war.
    Die Hospitalritter oder Johanniter existierten einzig zu dem Zweck, sich um Christenpilger zu kümmern, die auf der Reise zur Geburtsstätte Christi oder auf dem Rückweg krank wurden. Sie waren Mönche, die der Ordensregel des heiligen Benedikt folgten. Ihr Orden unterhielt

Weitere Kostenlose Bücher