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Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Titel: Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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worden, denn andere Belange und Sorgen suchten das Hochland heim. Aber die Legende war bei den Bauern nicht in Vergessenheit geraten, sie erzählten sich über Generationen hinweg davon am Torffeuer. Dann gab es da noch die Geschichte von den drei Brüdern. Der Clan der MacHardys hatte im achtzehnten Jahrhundert Prinz Charles Edward in seinen Bemühungen, den Thron für seinen Vater zu gewinnen, unterstützt. Jeder wusste, dass die Aufstände mit der entscheidenden Schlacht im Culloden Moor gescheitert waren. Einer der Brüder ließ sein Leben auf dem Schlachtfeld, zweien gelang die Flucht nach Cromdale. Doch der Älteste hielt dem Druck und der Gewalt, die nun von England aus ganz Schottland überschwemmte, nicht stand und bestieg ein Schiff nach Amerika. Er flehte und bettelte seinen Bruder an, ihn zu begleiten, doch dieser – sein Name war Sylvester – wollte Cromdale House den Engländern nicht kampflos überlassen und blieb. Sylvester hörte nie wieder etwas von seinem Bruder. Es gelang ihm jedoch trotz massiver Repressalien und Schikanen, der Familie den Besitz zu erhalten.
Ich las die ganze Nacht. Als der Morgen dämmerte, spürte ich zum ersten Mal körperlich, dass durch meine Adern das Blut der MacHardys floss. Stolz betrachtete ich mich im Spiegel. Alle meine Vorfahren waren mutige, starke und stolze Kämpfer gewesen, die nie einen Konflikt scheuten. Manchmal standen sie zwar auf der falschen Seite, schafften es aber immer wieder, dass Cromdale House in den Händen der Familie blieb. Auch die wenigen Frauen, die in der Chronik erwähnt waren, zeichneten sich durch Mut und Abenteuerlust aus. Eines hatten alle MacHardys gemein: Sie waren niemals feige gewesen!
     
    Harrison und Violet kehrten am späten Nachmittag aus Inverness zurück. Violets Wangen waren vor Aufregung gerötet, während sie Wilma unfreundlich befahl, die zahlreichen Schachteln aus der Kutsche unverzüglich in ihr Zimmer zu bringen. Das Mädchen folgte unwillig. Seit die seltsame Nou-Nou abgereist war, musste Wilma beinahe ausschließlich Violets Wünschen und Befehlen gehorchen. Harrison breitete die Arme aus und wollte mich an seine Brust ziehen, doch ich trat einen Schritt zurück und hielt ihm nur kühl meine Wange für einen Kuss hin.
»Ich möchte dich, deine Mutter und Violet um sechs Uhr sprechen. Bitte seid pünktlich in der Halle!« Ich erwiderte fest Harrisons erstaunten Blick und verspürte einen kleinen Triumph. Dein Spiel ist aus, Harrison MacGinny, dachte ich.
»Ich hoffte, von dir mit etwas mehr Begeisterung begrüßt zu werden«, murrte er und machte einen zweiten Versuch, mich in seine Arme zu ziehen. »Möchtest du denn gar nicht wissen, welche Überraschung ich dir aus Inverness mitgebracht habe? Stattdessen hältst du eine Neuigkeit für mich bereit. Was ist es denn?«
Steif entwand ich mich seinen Griff.
»Du wirst dich bis heute Abend gedulden müssen«, antwortete ich vage und ließ einen wirklich verblüfften Harrison, den sonst so schnell nichts aus der Ruhe bringen konnte, zurück.
Für meinen Auftritt hatte ich absichtlich die Halle gewählt, denn es war der älteste Teil von Cromdale House. Hier hatten alle Generationen der MacHardys gespeist, sich unterhalten und über menschliche Schicksale entschieden. Ich war mir sicher, in der Halle die moralische Unterstützung meiner Vorfahren zu erhalten.
Als die drei mich mit erwartungsvollen Augen ansahen, kam ich ohne Umschweife zur Sache.
»Glenda, Violet ... Harrison ...«, sagte ich und schaute jeden Einzelnen fest an. Glenda senkte den Kopf, Violets Augen funkelten spöttisch, und in Harrisons Blick las ich etwas, das ich vor einigen Tagen noch als Besorgnis interpretiert hätte. »Ich bin kein Freund langer Reden, daher sage ich es ganz direkt, dass ich euch bitte, Cromdale House bis morgen Mittag zu verlassen.«
»Bist du verrückt?«
»Das kann nicht wahr sein!«
»Spinnst du?«
Wie nicht anders zu erwarten, reagierten sie mit Entsetzen. Doch ich hatte den ganzen Tag Zeit gehabt, jede mögliche Situation durchzuspielen, so dass ihre aufgesetzte Überraschung wirkungslos an mir abprallte. Ich hob die Hand und bat um Ruhe.
»Ihr werdet euch fragen, was mich zu dieser Entscheidung veranlasst hat, aber als Herrin von Cromdale bestimme ich ganz allein, wer in diesem Haus lebt und wer nicht.« Ich wandte mich zu Violet und blickte Harrison nicht direkt an. »Violet, Harrison, mein Wunsch, dass ihr geht, richtet sich in erster Linie an euch beide.« Dann schaute

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