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Der Schatz von Njinjo (German Edition)

Der Schatz von Njinjo (German Edition)

Titel: Der Schatz von Njinjo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Gleiß
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natürlich. Vielleicht können Sie mir ja ein paar Tipps geben. Darf ich Sie zu einem Bier einladen?“
    „Gern. – Bin gleich wieder da.“ Flink umwieselt der Wirt kurz die wenigen noch besetzten Tische und verschwindet dann im Haus. Niemand hatte sich dem anderen aufgedrängt, kein Misstrauen behindert die Kommunikation. Zurück kommt Masisi mit zwei eisgekühlten Flaschen tanzanischen „Pilseners“.
    „Prost!“, eröffnet er die Sitzung. „Jetzt sind sie kalt!“
    „Prost! Sie kennen das Wort?“
    „Ich bin doch Wirt! Oh, ja, ich hab in England studiert. Dort kennt jeder Biertrinker den deutschen Gruß.“ 
    Petermann lässt sich nicht anmerken, dass er unter „deutschem Gruß“ etwas radikal anderes versteht. „Studiert? Was denn?“ Der Deutsche bemüht sich gar nicht erst, sein Staunen zu verbergen. Da sitzt er hier am Arsch der Welt nach zwei Höllentrips zu Wasser und zu Lande über Wellenberge, Stock und Stein und trifft einen im Ausland geschulten tanzanischen Akademiker als Wirt der örtlichen Schänke. Fast wie zuhause. 
    „Oh, ich bin Fischerei-Fachmann. Soll die Fischer beraten. Das mach ich hier seit Jahren. Nebenbei bin ich auch noch Hafenmeister. Natürlich reicht das Gehalt nie aus, deshalb hab ich mir die Bar hier zugelegt. Andere züchten Hühner oder beackern irgendwo ein Feld.“
    Einige Minuten später weiß Petermann auch über Masisis Familienverhältnisse Bescheid. Frau und Kinder leben 500 Kilometer entfernt in Morogoro auf seiner Farm, je eine Geliebte scheint es hier und in Dar es Salaam zu geben. Das gehe schon seit über zehn Jahren so, die Hoffnung auf eine Versetzung vor der Pensionierung hat Masisi längst aufgegeben. Er ist jetzt Mitte vierzig, pensioniert werde er mit 55, drei Jahre nach Vollendung seiner Lebenserwartung. „Praktisch, nicht? Schont die Pensionskassen ungemein! – Sagen Sie, was halten Sie von der Lage hier in meinem Mutterland?“
    „Welche Lage meinen Sie, Sam?“
    „Na, die politische natürlich. Interessiert Sie das nicht?“
    „Doch, doch. Hab selbst mal Soziologie studiert.“
    „Oh ha, sie sind Sozialwissenschaftler? Auf der Suche nach uns Ureinwohnern, wa?“ Masisi hat mittlerweile jede Scheu vor dem Fremden abgelegt. „Erst 600 Jahre alte Ruinen, danach die Hinterbliebenen anschauen, wa? Hat sie das zu uns hierher verschlagen?“
    „Nein, nein, das hat eigentlich ganz andere Gründe.“ Petermann ist kurz davor, sich dem Hafenmeister zu offenbaren. Der aber interessiert sich erst einmal für ihn persönlich.
    „Was sind sie denn wirklich von Beruf?“, will Masisi wissen.
    „Architekt. Aber studiert habe ich eben auch Sozialwissenschaften.“
    „Aber dann sagen Sie doch mal: Was halten Sie nun von unserer jungen Demokratie?“
    Welch seltsame Wende das Gespräch so nimmt. Petermann kratzt alle Infos zusammen, die er aus Zeitungen, Reiseführer und Erzählungen so kennt: Mehrparteiensystem, friedlich, Wahlen allerdings stets örtlich manipuliert; unvermindert dominante Ex-Einheitspartei, nie überaus repressiv, außer vielleicht auf Zanzibar, einem Sultanat bis 1964, heute Teilstaat Tanzanias, viele Moslems, tolle Strände, Korallen und Delphine ... Ehe er völlig abschweift, vertröstet er Masisi auf den nächsten Abend.
    „Lassen Sie uns darüber morgen diskutieren, Sam, ich bin hundemüde. Wenn’s noch später wird, hält man mich am Ende noch für einen Landstreicher und nimmt mich fest. Sie sind doch morgen auch noch da?“
    „Natürlich, ist doch mein Job. Und seien Sie beruhigt: So schnell schießt die Polizei hier nicht. Dafür ist Kilwa viel zu ruhig. Hier kennt jeder jeden, dauert höchstens 48 Stunden!“ 
    Nur zwei Tage, dann weiß man hier alles? Keine rosigen Aussichten für einen eventuell gesuchten Mann wie Petermann ... 
    „Gute Nacht!“ 
    „ Usiku mwema! “, wünscht ihm auch Sam Masisi.
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41. Petermann wartet
     
    Übermorgen also sollte er hier spätestens verschwunden sein. Mit dieser Drohung im Kopf schläft Petermann kurze Zeit später ein. 
    Nur mit Mühe hatte er das „New Shukura“ wiedergefunden. Schuld daran war weniger sein vom Alkohol benebelter Verstand, als die unfassbare Finsternis, ungetrübt von jeglicher Lichtverschmutzung. Am Himmel stapelten sich schwarze Wolken, nur für Bruchteile von Sekunden blitzten ab und zu entferntes Wetterleuchten und ein Scheibchen Mond hindurch, die es ermöglichten, den tagsüber weißen Straßenstaub von beigelehmigen Häuserwänden zu

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