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Der Scheich

Titel: Der Scheich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Maude Hull
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Nikotin ein andermal dringender gebrauchen. Schließlich lachte sie, schloß das schmale Etui und löste vorsichtig ein übelriechendes Schwefelhölzchen vom dünnen Holzstreifen.
Die brennende Zigarette im Mund, legte sie den Kopf wieder in den Sand. Ringsum erklangen die zahllosen leisen Wüstengeräusche, der Sand raschelte, das verdorrte Dickicht knackte - fremdartige Laute, die Diana vor wenigen Wochen noch nicht gekannt hatte. Für eine Minute fesselte ein Sandläufer ihre Aufmerksamkeit. Interessiert beobachtete sie das Herumhasten des Insekts. Sie döste ein.
Plötzlich wurde ihr der Geruch des Tabaks bewußt, der unwillkommene Erinnerungen an den Scheich weckte. Natürlich - sie rauchte eine seiner Zigaretten. Schon immer hatten Düfte und Gerüche einen starken Einfluß auf sie ausgeübt. Und jetzt beschwor das durchdringende Aroma noch einmal all die erlittenen Qualen herauf.
Mit einem Aufstöhnen warf sie die Zigarette weg und vergrub das Gesicht in den Armen. Unaufhaltsam bemächtigte sich die Vergangenheit ihrer Gedanken. Vor ihrem geistigen Auge erschienen einzelne Szenen, ein Galopp über die Wüste an der Seite des Mannes, den sie haßte und zugleich widerstrebend bewunderte, der Scheich inmitten seiner geliebten Pferde ... Wie ein Zentaur saß er im Sattel, scheinbar mit dem Tier verwachsen. Und dann andere Bilder ... Ahmed Ben Hassan im Kreis seiner Gefolgsleute, sein Verhalten ihr gegenüber, seine Stimmungsschwankungen, der unvermittelte Wechsel von wilder Grausamkeit zu erstaunlicher Sanftmut, von roher Gewalt zu Fürsorglichkeit. Wider Willen hatte sie ihn manchmal sogar als faszinierend empfunden. Zuweilen hatte sie vergessen, daß er sie zwang, mit ihm in Sünde zu leben, wenn sie seiner leisen, tiefen Stimme lauschte. Bis ihr ein Wort oder eine Geste die grausige Wirklichkeit wieder vor Augen führte ...
Und andere Erinnerungen - an Augenblicke, in denen sie sich gegen seine Liebkosungen gewehrt, in denen er sie spöttisch lächelnd niedergerungen, in denen sie atemlos und erschöpft in seinen Armen gelegen hatte - fröstelnd vor Angst und benommen von seinen feurigen Küssen ... Dieser Mann weckte ein Entsetzen in ihr, das sie nie für möglich gehalten hätte. Und jetzt, nach der gelungenen Flucht, empfand sie es immer noch. Klar und deutlich sah sie sein Gesicht vor sich, mit jenem ausdrucksvollen, wechselhaften Mienenspiel, das sie kennen und fürchten gelernt hatte.
Sie versuchte es zu verbannen und zu vergessen, wälzte sich im Sand herum und sträubte sich mit aller Macht gegen die Gedanken, die sie einfach nicht loslassen wollten. Und die ganze Zeit war ihr, als stünde er direkt vor ihr. Würde er sie immer verfolgen, wie ein Phantom? Würde sie die Erinnerung an sein attraktives Gesicht mit den glühenden Augen und dem grausamen Mund ihr ganzes Leben lang begleiten? Sie vergrub ihren Kopf noch tiefer in den Armen, doch das Bild blieb, bis sie mit einem wilden Schrei aufsprang. Mühsam rang sie nach Luft und starrte verzweifelt nach Süden, so angestrengt, daß ihr die Augen brannten. Das Gefühl seiner Gegenwart war so schrecklich real gewesen. Von hysterischem Gelächter geschüttelt, sank sie wieder zu Boden und strich sich müde die zerzausten Locken aus der Stirn.
Als Silbersterns Nüstern ihre Schultern berührten, zuckte sie heftig zusammen, und ihr Herz schlug wie rasend. In ihren Augen flackerte unverhohlene Angst. «Ich bin nur nervös», flüsterte sie und schaute sich um. «Und wenn ich noch länger hierbleibe, verliere ich den Verstand.» Die kleine Oase, in der sie so erleichtert Zuflucht gesucht hatte, erschien ihr jetzt unheimlich, und sie konnte es kaum erwarten, ihr den Rücken zu kehren. Hastig stieg sie auf ihr Pferd, und sobald sie im Sattel saß, gewann sie ihre innere Ruhe zurück und faßte neuen Mut.
Die letzten Reste ihrer nervösen Furcht verflogen, und sie verspürte wieder jene Zuversicht, die sie am Morgen erfüllt hatte. Sie sprach ihrem Grauschimmel gut zu, und er galoppierte so leichtfüßig dahin wie zuvor, schien das geringe Gewicht ihres Körpers kaum wahrzunehmen. Tiefe Stille und unermeßliche Einsamkeit hüllten Diana ein, die endlose Weite erweckte in ihr ein Gefühl der Ehrfurcht. Allmählich neigte sich der Nachmittag dem Ende zu, die Luft wurde kühler.
Seit sie Gaston vor Stunden verlassen hatte, war ihr keine einzige Menschenseele begegnet. In der Tiefe ihres Herzens regte sich neue Angst. Ab und zu entdeckte sie Karawanenspuren, und

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