Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Kazinski
Vom Netzwerk:
waren sie dabei, sich aufzuwärmen. Oder war das irgendein modernes Ballett? Er betrachtete die Gesichter der Männer. Bald steckst du in Handschellen, dachte Niels, während er nach dem Gesicht zu dem Namen suchte. Wer hatte Niels gestern niedergeschlagen und Dicte in den Abgrund getrieben? Du wirst das Königliche Theater mit mir am Arm verlassen. Vor Scham gebeugt.
    Niels klopfte an und öffnete die Tür. Nur ein paar der Tänzer blickten auf.
    »Joachim Elmkvist?«, rief Niels laut.
    Niemand antwortete.
    Niels scannte die Gesichter. Nur eines der Mädchen sah betroffen aus.
    Irgendeiner sagte: »Der ist nicht hier.«
    »War er den ganzen Tag nicht da?«
    »Er geht auch nicht ans Telefon.«
    »Weiß jemand mehr über Joachim Elmkvist?«
    In der hintersten Reihe nickte ein Mädchen. Sie hatte rabenschwarze Haare und wirkte irgendwie mediterran.
    »Sie kennen Joachim? Wo ist er?«
    Sie kam näher. Mit behutsamen Schritten, als hätte sie Schmer zen. Vielleicht war das ja so. Vielleicht war all das Leiden nur zu ignorieren, wenn sie tanzten. Niels spürte das Unbehagen des Mädchens, vor den anderen reden zu müssen, und nahm sie mit nach draußen. Er nickte dem Trainer zu, sie sollten ruhig weitermachen. Die Musik begann wieder.
    »Sind Sie ein Paar?«, fragte Niels. »Joachim und Sie?«
    »Nicht mehr. Bis vor drei Wochen.«
    »Und Dicte? Was für eine Beziehung hatte Joachim zu ihr?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Glauben Sie, dass er etwas damit zu tun hat?
    »Hatten die beiden etwas miteinander? Eine heimliche Beziehung?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Die waren bloß von dieser Nachlebensscheiße besessen. Alle beide.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich bin aus Jütland. Århus. Ich stehe mit beiden Beinen fest auf dem Boden.«
    »Das verstecken Sie aber gut. Verstecken Sie sonst noch was?«
    Sie lächelte zum ersten Mal.
    »Dicte und Joachim«, sagte Niels. »Waren beide besessen von der Frage, was passiert, wenn man das letzte Ticket gelöst hat?«
    »Astralreisen«, sagte sie sarkastisch. »Selbst wenn wir miteinander geschlafen haben, musste das zum Schluss so avanciert sein, dass ich kaum noch mitgekommen bin. Verstehen Sie, was ich meine?« Sie lächelte kokett.
    »Inwiefern avanciert?«
    »Die Luft anhalten bis … you know.«
    »Und was sonst noch?«
    »Innere Meditation. Die Augen schließen und so tun, als schwebte man über seinem Körper. So ein Scheiß.«
    »Und Dicte?«
    »Sie hat ihn auf diese Ideen gebracht. Nicht umgekehrt. Sie war die Gefährliche.«
    Niels sah sie ein paar Sekunden lang an. »Wissen Sie, wo er ist?«
    »Nein, ich habe keine Ahnung.«
    »Auch nicht, wenn ich Ihnen androhe, Sie mit aufs Präsidium zu nehmen, wenn Sie nichts sagen? Um Ihnen einen Tag in einer ruhigen Zelle anzubieten, wo Sie richtig nachdenken können? Manchen Leuten fällt da ziemlich viel ein.«
    Sie schluckte ihren Speichel. »Wir haben zusammen in seiner Wohnung in Vesterbro gewohnt, aber da musste er zum Ersten raus.«
    »Und wohin ist er dann gegangen? Zu seiner Mutter? Einer Ex? Zu wem?«
    »Vielleicht ist er bei Lennart. Ich hab echt keine Ahnung.«
    »Lennart?«
    »Ein alter Tänzer. Ist ausgestiegen, als er zwölf war.«
    »Ausgestiegen?«
    »Aus der Ballettschule. Ein echter Verlierer, aber Joachim hat ihn immer irgendwie als Rettungsanker genutzt, wenn es brannte. Auch finanziell.«
    »Wo wohnt dieser Lennart?«
    »In der Jægersborggade. An die Nummer erinnere ich mich nicht, aber er heißt Møller mit Nachnamen.«
    »Danke«, flüsterte Niels, bevor er sich umdrehte und zurücklief. Er sollte die Einsatzzentrale anrufen und eine Fahndung rausgeben. Aber er wollte das selbst machen, wollte ihm selbst die Handschellen um die Handgelenke legen. So stramm, dass sie ins Fleisch schnitten. Und dann wollte er ihn vor sich her durch die ganze Stadt stoßen. Wie die römischen Heerführer, die, wenn sie zurück nach Rom kamen, ihre Feinde in Käfige gesperrt bis ins Forum Romanum gebracht hatten. So sollte es sein. Von Nørrebro bis zum Rathausplatz wollte er mitten auf der Fahrbahn hinter Dictes Mörder herlaufen, damit die Kopenhagener ein für alle Mal sehen konnten, was passierte, wenn man Niels Bentzon mit Absicht durch die Finger glitt.
    »Dicte«, hörte Nils sich selbst sagen, als er sich in den Wagen setzte. Und als er auf der Straße zurückfuhr und das Blaulicht auf das Dach stellte, sagte er: »Ich springe.«

60.
    Ydre Nørrebro, 11.55 Uhr
    Wie fühlte sich das an?
    Natürlich war ihm der

Weitere Kostenlose Bücher