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Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Kazinski
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schiefgehen.«
    »Und wie weiß ich, ob etwas schiefgeht?«
    »Wenn ich aufhöre, mit dir zu reden, Casper«, flüsterte Niels und ging hinein.

8.
    Nördlich von Kopenhagen, 22.19 Uhr
    Das Auto fuhr jetzt wieder schnell. Wie lange lag sie schon in diesem Karton? Das Gefühl für die Zeit war ihr vollkommen abhandengekommen, aufgefressen von der Angst und den Be täubungsmitteln. Aber Hannah spürte den leichten Ruck im Auto, wenn ihr Entführer den Gang wechselte. Sie nahm die Federung wahr, die Änderungen im Rhythmus des Wagens und in den Motorengeräuschen. Sie musste versuchen, das alles in sich aufzunehmen. Wenn sie nur die Augenbinde nach unten schieben und ein bisschen sehen könnte. Schon ein Blick auf die Sterne würde ihr helfen. Aber warum? Was bedeutete es schon, wo sie waren?, fragte sie sich selbst. Doch, das war wichtig, sollte sich eine Chance für einen Anruf, einen Hilferuf, einen Gedanken bieten.
    Er hatte es eilig. Aber was hatte er vor? Die Binde vor ihren Augen war zwar ein bisschen nach unten gerutscht, sie sah aber noch immer nichts. Der Geruch des Benzins war stärker ge worden. Einen Augenblick lang fürchtete sie, die chemischen Dämpfe könnten sie ersticken. Sie versuchte, ihre Hände frei zu bekommen, aber die Kabelbinder wollten nicht reißen. Als der Wagen plötzlich scharf nach rechts bog, wurde sie auf den Rücken geworfen und schlug mit Kopf und Nacken hart auf den Boden. Ein paar lange, schmerzvolle Sekunden lag sie wie eine Schildkröte da, die auf den Panzer gewälzt worden war und hilflos darauf wartete, dass sich jemand ihrer erbarmte. Aber es war niemand da, der sich um Hannah kümmern könnte. Niemand, der ihr Hilfe anbot. DTU . Ein Bruchstück des Gesprächs, das sie gehört hatte, kam ihr plötzlich in den Sinn. DTU . Danmarks Tekniske Universitet. Er hatte behauptet, auf dem Weg zur DTU zu sein. Das war in der Gegend von Lyngby. Er hatte die Polizisten bestimmt angelogen, aber trotzdem musste sie mit ihrer Vermutung richtiggelegen haben: Sie befanden sich noch auf Seeland und fuhren nach Norden. Ihr verletzter Finger schmerzte. Er wirkte steif, als hätten die Knochen plötzlich zu wenig Platz und arbeiteten hartnäckig daraufhin, die Haut von innen zu perforieren. Das Auto rüttelte jetzt heftig, aber das lag nicht an der Geschwindigkeit – im Gegenteil. Sie fuhren über einen Waldweg. Oder einen Feldweg, auf jeden Fall war jetzt kein Asphalt unter den Rädern. Hannah wurde hin und her gestoßen. Der Benzingestank nahm zu, und ihr wurde zunehmend schwin delig. Als wäre in dem Karton nicht mehr genug Luft oder als würde der Sauerstoff von den chemischen Substanzen aufgebraucht. Plötzlich hielten sie an, dann wurde der Motor abgestellt. Hannah wartete. Höchstens ein paar Sekunden, es fühl te sich aber viel länger an. Lange genug, damit die Furcht sie noch schlimmer als zuvor peinigte. Was jetzt? Was würde jetzt geschehen?
    Nach Norden . Wald . Kreisverkehre . Lyngby .
    Das Geräusch von Schritten. Schnelle Schritte auf trockenem, weichem Boden. Zweige knackten. Eine Heckklappe, die geöffnet wurde. Dröhnende Schritte im Laderaum. Dann wurde die Welt, die sie umgab, in Stücke gerissen: Ein Messer schlitzte den Karton schnell und effektiv auf.
    Licht. Ganz schwach, ein Lichtkegel, der durch die Binde vor den Augen drang, vielleicht von einer Taschenlampe. Sie versuchte zu schreien, begriff aber gleich, wie aussichtslos das war. Das Kle beband bedeckte noch immer ihren Mund, sodass niemand sie hören würde. Außerdem hatte er sie vermutlich an einen Ort gebracht, an dem sie vollkommen allein waren. Davon war sie überzeugt. Eine Welt, in der es nur sie beide gab.
    »Los!«, sagte er und wollte sie hochziehen.
    Sie gab einen dumpfen Laut von sich. Er hatte seinen Arm unter ihren Nacken geschoben und hob sie wie ein hilfloses Kind aus dem Karton, ließ sie dann aber einfach fallen. Ihr Kopf schlug hart auf dem Boden des Lieferwagens auf, am meisten schmerzten aber die Schulter und der gebrochene Finger. Er berührte ihre Füße und Knöchel.
    Er durchtrennte die Kabelbinder an ihren Knöcheln.
    »So, jetzt können Sie gehen.«
    Er half ihr auf die Beine.
    »Wir müssen ein paar steile Treppen nach unten.«
    Er schob sie vor sich her. Hob sie an und setzte sie weiter unten auf einem anderen Untergrund wieder ab. Es fühlte sich nach weichem Waldboden an und roch nach Laub und Sommer.
    »Ich komme gleich.«
    Er warf die Heckklappe zu und öffnete eine Autotür. Ihre

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