Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)
alles, was er in seinem Universum zum Leben brauchte. Seine Frau stillte ihren Jüngsten. Advantage Miss Kvitová . Leon liebte es, ein fach mit einem Kissen unter dem Kopf auf dem Boden zu liegen, die jeden Abend schmerzenden Lenden zu strecken und die zwei Frauen von unten zu sehen. Dabei wünschte er sich, dass endlich ein Fernseher erfunden wurde, bei dem man den Blickwinkel ändern konnte. Es gab heutzutage so viele technische Spiele reien, warum also nicht auch so etwas? Schließlich wäre es wirklich nicht schlecht, vor dem Fernseher am Boden zu liegen und Caroline Wozniacki und Maria Sharapova unter den Rock zu schauen. Das Telefon meldete sich. Nee, jetzt nicht, dachte er. Nicht mal, wenn Osama bin Laden von den Toten auferstanden wäre und mit einer dirty bomb um den Bauch herum am Flughafen in Kastrup stehen würde.
»Scheiße!«, schimpfte er und drehte sich dann doch auf die Seite, um aufzustehen, ohne den Rücken zu belasten. Er ging gebeugt zum Tisch. Eine SMS .
»Von Bentzon?«
Er öffnete sie. Pop . Was sollte das denn? Deuce . Quiet please . Leon spürte die Aggression in sich auflodern. Pop . Typisch Bentzon. Vieldeutig, philosophisch, aufdringlich und dabei alles andere als konkret. Pop? Was sollte dieser Scheiß denn wieder, sollte das etwa heißen, dass er lieber in den Medien war, als seinen Job zu machen? War das ein Vorwurf?
»Fuck, Bentzon«, fauchte Leon und kämpfte sich zurück.
Game Miss Kvitová .
32.
Regan Ost, 23.26 Uhr
Niels wachte auf und sah Hannahs nackte Füße. Sein erster Impuls war, sie zu streicheln, mit der Rückseite seiner Hand langsam über die Zehen zu streichen, über den Knöchel und die Schienbeine. Aber seine Hände waren auf dem Rücken gefesselt, und seine Füße hingen an irgendetwas fest, das er nicht sehen konnte. Er war bewegungsunfähig.
»Hannah?«
Sie versuchte, sich zu bewegen, aber auch sie war an eine Metallschiene gefesselt.
»Niels?«
Ein Mann räusperte sich irgendwo im Raum.
»Sie kommen wieder zu Bewusstsein«, sagte er. »Das ist gut. Sie waren betäubt.«
Niels erkannte die Stimme und wunderte sich wieder. Das sollte die Stimme eines Mörders sein? Nicht eine Warnlampe war aufgeleuchtet, als Niels sie das erste Mal gehört hatte. Im Gegenteil, Bergmann hatte so vertrauenswürdig geklungen, so besorgt um das Wohl seiner Patienten, und seine Augen waren hellwach und mitfühlend gewesen.
»Die Wirkung wird noch eine Weile anhalten. Ihre Gedanken sind noch nicht ganz klar.«
»Hannah?«
»Ihre Frau ist hier. Sie hätten nicht kommen sollen.«
Hannah unterbrach ihn: »Niels, bist du okay?«
»Ich sehe nur deine Füße. Wo sind wir?«
»Wir sind unter der Erde«, sagte Bergmann. »Dort, wo Sie nie mand hören kann.«
Niels erkannte von seinem Platz aus Wände und Decke. Bergmann fuhr wie ein müder Reiseleiter mit seiner monotonen Be schreibung der Umgebung fort: »In einer mit Blei verstärkten Konstruktion«, erklärte er. »Besonders die Decke und die Wände. Aber auch in der Tür und im Boden ist eine fünf Zentimeter dicke Bleischicht eingearbeitet worden.«
Niels wusste genau, was er ihnen zu sagen versuchte: Es war sinnlos, um Hilfe zu rufen.
»Kann ich mich hinsetzen, mein Rücken schmerzt.«
Der Schlafforscher stand auf, und Niels konnte ihn endlich sehen. Sein Gesicht war aufgedunsen, und Niels fragte sich, ob er ihn mit seinem Schlag so fest getroffen hatte.
»Ich kann Sie etwas aufrichten. Das sollte auch Ihrer Blut zirkulation auf die Sprünge helfen«, sagte er, griff Niels unter die Arme und zog ihn mit etwas Mühe an die Wand.
»Ist es so besser?«
Eigentlich nicht, dachte Niels. Es tat sogar noch mehr weh als vorher, besonders da, wo die gefesselten Handgelenke gegen die Wand drückten. Aber er konnte Hannah sehen.
»Nein«, kam es ganz spontan aus seinem Mund, als er die Konstruktion sah. Tränen stiegen ihm in die Augen, und sein Herz hämmerte wie wild. Hannah lag gefesselt auf einem Metallgitter. Jeder Teil ihres Körpers war festgebunden: Füße, Knie, Schenkel, Hüfte und Arme. Aber das war nicht das Schlimmste. Am unerträglichsten war, dass sie mit dem Gesicht nach unten hing, knapp einen halben Meter über dem Boden. Unter ihrem Gesicht stand ein klinisch aussehendes Aquarium mit klarem, hellblauem Wasser. Das Metallgitter konnte angehoben und abgesenkt werden.
»Niels?« Hannahs Stimme klang mutlos und resigniert. Sie konnte ihn nicht sehen und sich keinen Zentimeter bewegen, dafür sorgte die
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